Die Wohnungsnot für Studenten sei schon lange ein Problem, wenn auch nicht für alle ein gleichermassen grosses, sagte Stephan Gmür, Präsident der Stiftung Studentenwohnungen der Universität St. Gallen, gegenüber dem Tagblatt. «Wir brauchen vor allem Wohnraum für Austauschstudenten, die nur für kurze Zeit nach St. Gallen kommen.» Während reguläre Studenten dank des vergleichsweise hohen Wohnungsleerstands in St. Gallen relativ einfach eine Wohnung oder WG finden, sei dies bei Austauschstudenten schwieriger.
Die Stiftung Studentenwohnungen verfolgt gemäss der Stiftungsurkunde den Zweck, eine «günstige Wohnungsfindung für Austauschstudierende» zu gewährleisten. Die SHSG hat sich an der Stiftungsgründung mit 200 000 Franken beteiligt, da sie weder die Professionalität noch Kapazitäten hatte, um den Wohnungsmarkt selbst zu bearbeiten. Die Liegenschaften sind zweckgebunden und gehörten ursprünglich der SHSG. Diese stellt selbst zwei Stiftungsmitglieder und ist bei strategischen Entscheiden involviert.
Unterschiedliche Studenten leben zusammen
Eine eigene Immobilie besitzt die Stiftung an der Langgasse 49 inklusive zusätzlich gemieteten Wohnungen in der Stadt. Ziel ist es, in Zukunft nicht mehr Wohnungen zu mieten, sondern eigene Immobilien zu verwalten. Grund dafür ist der teilweise schlechte Zustand der von der Stiftung gemieteten Wohnungen – das Verhältnis von Preis und Leistung stimmt nicht. Zudem besteht das Problem, dass die Wohnungen nur für etwa acht Monate im Jahr an Austauschstudierende vermietet werden können, für die Stiftung fallen jedoch trotzdem Kosten für zwölf Monate an.
Diese Problematiken haben gezeigt, dass ein eigenes Studentenwohnheim her muss – etwas Konkretes steht jedoch noch nicht fest. Der Fokus soll auf den Austauschstudenten liegen, sie sollen günstige Wohnungen beziehen können. Wie das ausgestaltet werden soll, sorgt momentan noch für Diskussionen. Es gibt zwei Möglichkeiten: Erstens Wohnungen mit jeweils einem Hauptmieter, welche diese an Untermieter weitervermieten. Dabei gibt es eine Küche, ein Badezimmer und einen Wohnraum, welche gemeinsam genutzt werden könnten. Die zweite Möglichkeit wäre das Modell aus den USA zu übernehmen. Die Studenten wohnen in einem eigenen Appartement mit einem eigenen Bad. Lediglich die Küche wird geteilt. Einen Aufenthaltsraum würde es nicht geben. «Ich sehe die Zukunft mehr in der ersten Möglichkeit, auch aufgrund der tieferen Mietpreise», meint Yannik Breitenstein, Präsident der SHSG.
Überbauung geplant
Auf dem Areal der ehemaligen Stadtsäge ist nunmehr von der Ortsbürgergemeinde eine Überbauung geplant. Bei der Realisierung des Projekts soll ein Grossteil der neuen Wohnungen für Studenten zur Verfügung stehen. Im Jahr 2020 könnten dann mindestens 150 Studenten an der Steingrüeblistrasse 26 in St. Gallen einziehen. Es wäre die erste Studentensiedlung der Stadt. Sie soll eine Mischung aus Studierenden der Universität, der Fachhochschule und der Pädagogischen Hochschule beherbergen. Damit möchte die Ortsbürgergemeinde gemäss Wettbewerbsprogramm einen Beitrag leisten, um St. Gallen als Bildungsstandort zu stärken und indirekt auch den Fachkräftenachwuchs zu fördern. Die hohe Nachfrage nach «studentengerechten Wohnräumen» in St. Gallen sei durch Abklärungen nachgewiesen. Aktuell bestehe Bedarf für mindestens 400 Studenten.