In der prisma-Ausgabe «Drogen» berichtete ein mexikanischer Student bereits, dass jährlich mehrere tausend Menschen im Drogenkrieg in Mexiko sterben. Die Regierung scheint machtlos zu sein und bringt die Narcos, wie die Drogenbosse genannt werden, nicht unter Kontrolle. Die Narcos (Narcoticos span. für Drogen) haben ihre eigene Welt erschaffen und beseitigen jeden, der diese zu zerstören versucht. Dazu gehören unter anderem ihre eigene Musik und ihr eigener Modestil. Die Anführer der mexikanischen Drogenszene werden wie Stars verehrt und haben vor allem auf junge Menschen, welche im Drogenhandel ihre einzige Chance sehen, einen grossen Einfluss.
Auch der Rest der Welt scheint gegen die Drogenkartelle nicht anzukommen. Journalisten, welche die Öffentlichkeit von den Geschäften der Narcos informieren, verschwinden spurlos. Es ist ein offenes Geheimnis, dass diejenigen, die sich mit den Drogenbaronen anlegen, entführt und oder umgebracht werden. Aus Angst vor Rache, weigern sich viele Journalisten und Medien über die Hintergründe des Drogenkriegs zu berichten. Seit knapp einem Jahr sind auf www.blogdelnarco.com Informationen, welche von anderen Medien verschwiegen werden, verfügbar. Dieser Blog hat sich zu einem der wichtigsten Informationsquellen entwickelt. Mehrere Millionen Leser, darunter die mexikanische Polizei und das FBI, befassen sich mit den Berichten und analysieren die Videos und Fotos von ausgebombten Autos und hingerichteten Menschen. Geführt wird der Blog von einem (nach eigenen Angaben) Mitte 20 jährigen Informatikstudenten aus Nordmexiko, welcher seine Identität aus guten Gründen geheim hält. Seine Informanten sind Opfer, Dealer aber auch Unbeteiligte. Sein Ziel ist nicht primär gegen die Drogenkartelle vorzugehen, sondern vielmehr 70 Prozent der Vorfälle publik zu machen, welche bisher vertuscht wurden.
Der Trend, dass bisher geheime oder verschwiegene Daten und Informationen durch das Internet an die Öffentlichkeit dringen, scheint nicht zuletzt durch Wikileaks, zu steigen. Des einen Freud, des anderen Leid, wie man’s nimmt. Für Mexiko scheint dies jedoch der einzige Weg aus dem «Narcoticos Zustand» zu sein und legt die Grundlage für Veränderungen.