Konzern vs. Start-up – die richtige Entscheidung treffen

Der Kompass von Studierenden hat sich in den letzten Jahren verändert. Es werden zwei Richtungen aufgezeigt, wobei mit grosser Schwierigkeit entschieden werden muss, welcher Weg für uns Studierende der richtige ist.

Es gibt Studierende, die schon vor dem Studium wissen, welche berufliche Laufbahn sie einschlagen wollen. Es gibt andere, welche auch noch nach dem Masterabschluss unsicher sind und denken, dass ein Jahr in Australien oder Bali die optimalste Lösung sei, um den Sinn des Lebens zu finden. Wir sprechen hier von den Millennials, welche die Qual der Wahl haben und sich zwischen einer Anstellung als Junior Consultant bei einem grossen Konzern oder einer Stelle als Head of Development bei einem Start-up entscheiden müssen, wie Hill von Financial Times darstellt. Es stellt sich die Frage, welche Entscheidung gesellschaftlich sowie persönlich gesehen die richtigere Wahl ist. Welche Grundlagen soll ein Absolvent für das Entscheiden zwischen Konzern oder Start-up berücksichtigen?

Konzern: Eine Vielfalt an Aufstiegsmöglichkeiten

«Ich soll wie mein Vater werden», meinte Maximilian beim Interview. Sein Vater hatte vor ein paar Jahrzehnten sein Studium an der Universität St. Gallen absolviert und dank Vitamin B eine Stelle als Analyst bei der Deutschen Bank bekommen. «Ein Konzern ist eine dominante juristische Person und ein Teil davon zu sein, ermöglicht uns, uns mächtig zu fühlen.» Nicht nur Maximilian hat diese Ansicht. Gemäss Financial Times werden 44 Prozent der BWL-Absolventen über die Jahre in einem Konzern bleiben wollen und ihren beruflichen Erfolg der gewöhnlichen Karriereleiter überlassen. Ein grosses Unternehmen bietet eine Vielfalt an Programmen. Eine Person hat die Möglichkeit, sich innerhalb des Unternehmens weiterzuentwickeln und weiterzubilden. Es werden interne sowie externe Weiterbildungsprogramme angeboten, bis sogar zur Finanzierung eines MBA oder eines sonstigen CAS. Grosse Unternehmen verfügen über eine bedeutende Menge an Ressourcen, welche es ermöglichen, in die Forschung zu investieren und neue Produkte zu entwickeln. Somit wird der Alltag in einem grossen Konzern nicht langweilig. Ein Konzern bietet ein beeindruckendes internes sowie externes Netzwerk, von welchem sogar Maximilians profitieren könnten, meinte er ironisch. In einem grossen Konzern fühlt sich ein Angestellter in Sicherheit und geniesst die Scheinstabilität. Nichtsdestotrotz hat sich diese Idylle der ewigen Stabilität mit der Zeit in einen Mythos umgewandelt. Atkinson und Lind von der MIT Press erwähnen dabei den Begriff der gesichtslosen Bürokratie. Ein Berufseinsteiger der heutigen Zeit wird es immer schwieriger haben, sein ganzes Leben im selben Unternehmen zu bleiben. Denn aufgrund unserer Wegwerf-Mentalität ist jeder Mitarbeiter jederzeit ersetzbar. Diese Mentalität trifft auch auf Grosskonzerne zu, denn die persönliche Verbindung vom Angestellten zum Grossunternehmen kann sich schnell auflösen und bei einer neuen Firma oder bei einem neuen Mitarbeiter wiedergefunden werden.

Grosse Unternehmen antworten auf diese Veränderung mit einer Neugestaltung der Struktur. Innerhalb eines multinationalen Unternehmens werden kleinere Betriebe aufgebaut, die ein eigenes Wiedererkennungsmerkmal sowie eine eigene Philosophie entwickeln. Obwohl der Mitarbeiter nur ein kleiner Fisch im grossen Teich ist, gibt ihm sein Arbeitgeber das Gefühl eine wichtige Figur zu sein, indem dieser Mitarbeiter im Namen des grossen Konzerns Entscheidungen treffen darf. Somit soll schlussendlich, gemäss Hill, ein multinationales Unternehmen entstehen, welches aus vielen kleinen, semi-autonomen Einheiten besteht. Für die Mitarbeiter besteht ein zusätzlicher Vorteil, denn so arbeiten die Arbeitnehmer in einer «Start-up-Mentalität» und können trotzdem an einem Rotationsprogramm teilnehmen. Somit muss sich ein Mitarbeiter kurzfristig nicht für die Zukunft festlegen.

Start-up: Verantwortung ab dem ersten Tag

Auf der anderen Seite haben wir Tim, welcher seit Kurzem an seiner neuen Geschäftsidee arbeitet. Tim hatte sich nach dem Studium für eine Festanstellung bei einem Start-up im Bereich Medizintechnologie entschieden. Die im Start-up vorhandenen Arbeitsbedingungen bezeichnet er als traumhaft, denn er durfte bereits ab dem ersten Tag ein Team des Start-ups leiten. Somit sieht ein junger Angestellter schnell, was sein Wissen auswirken kann. Die Beziehung zu seinen Vorgesetzten ist nicht so stur und er kann mit ihnen auf Augenhöhe kommunizieren und ihnen seine eigene Meinung mitteilen. Dazu hat Tim von verschiedenen Aspekten her, wie beispielsweise Arbeitszeiten, grosse Freiheit. Oft wird von einem tiefen Lohn gesprochen, wobei Katharine, Mitgründerin von Gadenet, von marktüblichen Löhnen spricht und es als gewöhnliches Vorurteil bezeichnet. Es hänge stark von der Position im Unternehmen sowie vom Markt ab. Es kann sein, dass für den Gründer kein Lohn während einer Zeitspanne ausbezahlt wird, jedoch langfristig mit einem wachsenden Wert der Anteile sein persönliches Vermögen vermehrt werden kann. Tim machte sich nach zwei Jahren Berufserfahrung selbstständig, denn er sagte, er habe vom Arbeitgeber genug gelernt, um sein eigenes Start-up aufzubauen. Er konnte viel über diverse Management-Skills lernen sowie dank enger Zusammenarbeit mit Ingenieuren sein technisches Wissen erweitern.

Eine solch positive Einstellung gegenüber der Start-up-Welt hat aber nicht jeder Studierende. Gemäss einer Studie von Ernst and Young können sich zwei Drittel der amerikanischen Studierenden vorstellen in einem Start-up zu arbeiten oder ein Start-up zu gründen. Jedoch denken vier Fünftel, dass es nicht die beste Entscheidung für ihre Karriere ist. Zusätzlich kommt noch die Unsicherheit im Job, denn das langfristige Bestehen eines Start-ups ist – im Vergleich zu einem Grossunternehmen – sehr schwierig abzuschätzen.

Die richtige Entscheidung treffen

Es ist sehr schwierig zu sagen, welche Entscheidung zwischen Konzern oder Start-up nun der schnellere oder richtigere Weg für eine erfolgreiche Karriere ist. Beide Entscheidungen sowie viele weitere Möglichkeiten, welche nach dem Studium offen stehen, haben Vor- als auch Nachteile. Zusammenfassend darf gesagt werden, dass sich jeder bewusst sein soll, dass eine genaue Selbstanalyse ein guter erster Schritt bei der Karriere-Entscheidung ist. Denn der richtige Arbeitgeber ist nicht vom Namen des Unternehmens abhängig, sondern von der Persönlichkeit des Menschen.


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