«Sowas wie Magie»

In der heutigen Gesellschaft bewegen wir uns in einem Umfeld, in dem wir laufend mit Künstlicher Intelligenz konfrontiert sind. Für manche von uns ist sie eine unverständliche Wissenschaft; oder gar Magie?

Was haben Goethes «Erlkönig», Fontanes «John Maynard» und Schillers «Kraniche des Ibykus» gemein? Die drei lyrischen Werke der mitunter berühmtesten Dichter ihrer Zeit sind bis heute bekannt. Während sie uns einen Einblick in die Geschichte gewähren, können wir heute durch Julia Engelmanns Poesie miterleben, wie womöglich unsere eigene Geschichte geschrieben und später einmal erzählt wird.

Wer ist Julia Engelmann?

Schon in jungen Jahren beginnt die nun 26-Jährige, ihre Emotionen zu Papier zu bringen und entdeckt ihre grosse Leidenschaft zur Dichtkunst. Später beginnt Julia Engelmann, an sogenannten «Poetry Slams» teilzunehmen. Einen Auftritt beim Bielefelder Hörsaal-Slam im Mai 2013 bezeichnet sie als den «Urknall» alles Weiteren. Beim Slam muss sich die junge Dichterin bereits in der Vorrunde geschlagen geben und wird insgesamt Vorletzte des Wettstreits. Ihr Auftritt wird gefilmt und wenige Monate später auf YouTube ins Netz gestellt. Das Video, in welchem sie ihr Gedicht «One Day / Reckoning Text» (in Anlehnung an den weltbekannten Song von Asaf Avidan) performt, wird innerhalb kürzester Zeit zum Internet-Hit und zählt bis heute über zwölf Millionen Klicks.

Das Besondere

Julia Engelmann bricht ihr Psychologiestudium «erfolgreich ab», sagt sie zu Gast bei der deutschen Fernseh-Talkshow «3 nach 9». Sie beginnt, ihr Hobby zum «Beruf» zu machen, veröffentlicht vier Gedichtbände und geht deutschland-, österreich- und schweizweit auf Tour. Aus ausgewählten Gedichten entstehen Lieder, die sich mit ihrem ganz eigenen Charme zu eigenständigen Werken entwickeln. Ihren bahnbrechenden Erfolg verdankt sie hauptsächlich ihrer Gabe, den Zeitgeist der Menschen einzufangen und offen auszusprechen, was viele denken und fühlen, aber nicht zum Ausdruck bringen können oder wollen.

Das Magische

Kunst in jedmöglicher Form vermittelt immer ein Lebensgefühl der jeweiligen Zeit und drückt Gedanken und Gefühle – speziell in der Form von Lyrik – auf poetische Weise aus. In einem ihrer vertonten Gedichte «Sowas wie Magie» spricht Julia Engelmann von «auskommen mit Wenig» – ein Lebensgefühl, nach welchem sich in der heutigen Zeit so viele von uns sehnen. In einer so hektischen Welt, in der Stress zur Gewohnheit wird und materiellen Dingen so viel Wert beigemessen wird, wünschen wir uns an manchen Tagen Einfachheit herbei und das erlösend wirkende Gefühl, frei zu sein. Frei im Sinne von frei von Bindungen, Verpflichtungen, dem Alltagsleben, Abhängigkeiten, sozialen Erwartungen oder Gegenständen. Erst wenn wir solch einen Moment der Freiheit selbst erleben, spüren wir die Magie darin und können nachvollziehen, wieso so viele Menschen zeitweise in eine andere Welt fernab der Realität fliehen wollen.

Wer noch nie einen Poetry Slam live miterlebt hat, kann sich am 26. April in der Grabenhalle einen Einblick in die magische Welt dieser Kunst verschaffen. Wer weiss, vielleicht gründet jemand demnächst einen Poetry-Slam-Verein an der HSG, um unsere eigenen Geschichten zu schreiben, die später vielleicht einmal erzählt werden?


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