Auf der einen Seite vermummte Demonstranten, die nicht gerade kleine Steine werfen, auf der anderen Seite Polizisten in kompletter Kampfmontur, die Schlagstöcke und Pfefferspray einsetzen. Mit solchen doch ziemlich verstörenden Bildern sehen wir uns in unserer heiss geliebten Schweiz zum guten Glück doch eher selten konfrontiert. Und das soll auch entgegen klimastreikender Entwicklun- gen genauso bleiben – Demonstrieren ist aus nicht wenigen Gründen uncool.
Seien wir einmal ehrlich: Die handfesten Errungenschaften, welche auf der politischen Bühne mittels Demonstrationen erreicht wurden, versucht man vergebens abzuzählen. Anders lässt sich nicht erklären, dass mir hierfür als doch ziemlich stark politisch interessierte Seele kein konkretes Beispiel einfällt. Da scheint mir selbst ein hemmungsloser Hassbrief eines wenig pragmatischen Wutbürgers an die Landesregierung mehr Wirkung zu entfalten.
Nicht zuletzt stellt sich unserer Polizei im Rahmen von Demonstrationen eine schier unlösbare Aufgabe: Ihr Auftrag ist es, einerseits das Recht auf Versammlungsfreiheit zu gewährleisten, andererseits aber für Sicherheit und Ordnung zu sorgen. Hierfür setzt die Polizei den aus ihrer Perspektive adäquaten physischen Zwang ein. Dieser wird von Demonstranten häufig als unverhältnismässig oder illegitim und damit als Polizeigewalt wahrgenommen. Wahrhaftig ein Dilemma, das bisweilen in ausufernden Akten der Gewalt ein äusserst böses Ende nehmen kann.
Nun zur neusten Modeerscheinung am Demonstrationshimmel: die durch unsere junge Generation organisierten Klimastreiks. Selbst wenn es klimatechnisch zweifellos fünf vor zwölf steht, kann ich mich mit dem notständischen Gedankengut kaum identifizieren. Primär fehlen mir hinreichend konkrete politische Forderungen und insbesondere Lösungsvorschläge der Bewegung. Hinzukommt, dass zwar weltverbessernde, idealistische Ansichten durchaus musterhaft sind, diese sich aber in wohl nicht wenigen Fällen in Richtung des Sprichworts «Wasser predigen und Wein trinken» bewegen. Denn wer ist schon gänzlich von Genusssüchten wie butterzartem Black Angus Rinderfilet, Erdbeeren an Weihnachten oder Weekend-Trips mit dem Jumbojet befreit? Darüber hinaus werden durch die Klimastreiks nicht nur wie bei einer jeden Demonstration fette Kosten am Staat verursacht, sondern die Zukunft von morgen schwänzt erst noch nach Belieben die Schule.
Lasst mich diese Anti-Demo-Demo mit einem weiteren Killerargument friedlich beenden: Angezeigt seien Demos immer dann, wenn etwelche Anliegen durch unsere hochgradig demokratisch legitimierten Politiker in Bern nicht respektive unzureichend erkannt und vertreten werden. Da die Eidgenossenschaft jedoch das politische System der Konkordanzdemokratie fährt, welches sämtliche wichtigen Strömungen in die Entscheidungsfindung mit einbezieht (Stichwort Vernehmlassung), sind Demonstrationen in der Schweiz per se obsolet. Alle werden gehört, lautes Schreien und umweltunfreundliche Plakate braucht hierfür nun wirklich niemand. Exakt darum beneidet uns der Rest der Welt. Und dieses langjährige Erfolgsmodell sollte beileibe nicht wegdemonstriert werden.