Frühlingsputz

Wer kennt es nicht….

Geht der Schnee, so kommt die Pflicht. Durch die nun längeren und schöneren Frühlingstage erhellen sich die dunkelsten Ecken einer jeden Studentenbude. Dadurch erkennt man was man nicht erkennen will. Ganz unbemerkt, im Schatten der langen Nächte, zog ein weiterer Mitbewohner ein: Prof. Dr. „Schmutz-ig“. Der geehrte Professor Schmutz-ig hat sich langsam aber gründlich in der ganzen Wohnung breit gemacht. Schon hört man aus den Zimmern rufen: „Mer sött mal wieder…“. Zu Beginn werden die Rufe noch durch genervtes „Seufzen“ abgewimmelt. Da wird sogar die bekloppte Spongebob-Folge zum Blockbuster. Durch die immer deutlicher werdenden Aufforderungen, kombiniert mit dem eigenen schlechten Gewissen und dem Ekelfaktor, erkennt die innere Stimme: „So, ezt sött mer aber wükli wieder mal…“ Bis sich dann aber effektiv ein Bewohner dazu aufrafft um einen Termin mit seinen Mitbewohnern zu vereinbaren können weitere Tage ja sogar Wochen vergehen. Die Umstände werden durch den koordinativen Aufwand weiter erschwert. Hat Mitbewohner Nummer eins – wir taufen ihn an dieser Stelle einfach mal „Johnny“ – am Mittwoch Nachmittag einen freien Termin, findet zu dieser Zeit die Yoga Stunde von Mitbewohnerin Nummer zwei – „Silvia“ – statt. Dienstag Morgen passt Silvia, aber „Michi“ – logischerweise Mitbewohner Nummer drei – hat dort sein allwöchentliches Squashtreffen. Bis dann schlussendlich ein gemeinsamer Zeitpunkt – dank Doodle und der modernen Technologie – ausgemacht wurde, ist bereits eine weitere Woche vergangen.

Donnerstag 1400, Semesterwoche 4: D-Day und totaler Angriff gegen Professor Schmutz-ig.

Für den Tanz mit dem Besen unerlässlich sind die richtigen Klänge. Während Johnny die „Play-putz-list“ erstellt und Silvia die Waffen durchlädt, stellt Michi die ToDo-List zusammen: Staubsaugen, Boden überschwemmen, Fenster zerschlagen, Schaben aus der Küche vertreiben, „Donnerbalken“ reinigen, IKEA Lampen mit Birnen nachrüsten, Schutzwall aus Karton und Zeitung bauen, Verbindlichkeiten tilgen, etc…

Es beginnt nun das Raufen um die einfachsten „Ämtlis“. Um es möglichst demokratisch aufzuteilen eignen sich verschiedene Verteilungsarten: Will man es für alle Beteiligten so unbefriedigend und langwierig wie möglich gestalten, bietet sich das Biddingsystem an. Will man aber den WG-Frieden nachhaltig konservieren, eignet sich das „First Come First Serve – Verfahren“. Michi gräbt sich mit dem Staubsauger unter das Sofa, während sich Silvia an die milchigen Scheiben wagt. Johnny bevorzugt hingegen das Zusammentragen und Entsorgen alter Neuigkeiten. Mit jedem Sonnenstrahl mehr, der nun den Weg in die Wohnung findet, kommt bei Michi die Ernüchterung, dass er eine weitere Runde mit seinem nervtötenden Staubsauger drehen muss. Wesentlich zu dieser Erkenntnis beigetragen hat Johnny mit seinem präzisen und positiven Feedback. Da die körperlichen Voraussetzungen von Silvia es nicht zulassen eine IKEA Birne ohne Lebensgefahr einzusetzen, tritt sie die Aufgabe würdevoll an Johnny ab, der aber immer noch mit der Zurechtweisung von Michi beschäftigt ist. Lange Rede kurzer Sinn: Michi arbeitet während seine Mitbewohner den Anblick seines Hinterns unter dem Tisch geniessen.

Nachdem auch die letzten Eingriffe gegen Prof. Schmutz-ig vorgenommen wurden und die ToDo zu einer HaveDone Liste umbenannt wurde, lassen die Bewohner voller Stolz und Befriedigung ihre Blicke über die klinisch saubere, wohlriechende und glänzende Wohnung schweifen. Und sie sahen, dass es gut war.

Und die Moral von der Geschicht, putzen schadet nicht.


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