Dr. Stefan Legge hat sich als Dozent des Makroökonomiekurses im Assessmentjahr einen ganz besonderen Namen gemacht. Diesen Ruf hat er sich durch seine spezielle Art der Vorlesungseröffnungen erworben: Er nutzt jeweils Artikel, primär aus der Financial Times aber auch anderen Wirtschaftszeitschriften, um den Studierenden zu zeigen, wie sich in diesen der Vorlesungsstoff in der Praxis widerspiegelt. Zu seinem Alltag gehört daher die Lektüre von Zeitschriften, aber ein geselliges Bier sollte nicht fehlen.
Wo alles begann…
Aufgewachsen ist Dr. Stefan Legge in einem 800 Einwohner-Dorf im Siegerland, einer Region in Südwestfalen, gemeinsam mit zwei Geschwistern. So erinnert er sich an seine Schulzeit: Jeden Tag um 6:15 aus dem Haus gehen und 40 Minuten mit dem Bus pendeln. Sein Fazit: «Heute würde ich niemals so früh aufstehen». Er hatte eine Kindheit noch ohne Internet und Handy, wo man noch bei Freunden klingeln musste, um miteinander spielen zu können. Die internetlose Kindheit hatte jedoch auch seine Vorteile, da nicht alle Missgeschicke per Video festgehalten und auf Facebook publiziert werden konnten.
Work hard, play hard!
Doch auch die Schulnoten spielten damals eine wichtige Rolle. Bereits als Schüler lebte er den HSG-Spirit «Work hard, play hard». Auf der einen Seite war er ein ehrgeiziger Schüler und genoss den Wettbewerb um die besten Noten. Andererseits galt die Grundregel: «In der Schule musste ja ständig irgendetwas kaputt gemacht werden». Unter anderem blieb ihm auch eine besondere Klassenfahrt nach Prag in Erinnerung. Nachdem er mit seiner damaligen Schulklasse nach einer durchzechten Nacht im Zug in Prag um sieben Uhr morgens ankam und alle Schüler in der Unterkunft ihre Betten bezogen, war der junge Stefan mit einem Kollegen schon in einer Bar. Als sie von einem Lehrer dort aufgefunden wurden, argumentierte der schon damals sehr an Makroökonomie interessierte Schüler, die tschechischen Bierpreise seien sehr vorteilhaft (das Interesse an Arbitrage stieg). Daraufhin holte sich der Lehrer auch eines und musste ihnen zustimmen.
Der Traumberuf
Als Kind war sein Traumberuf Fussballspieler. Trotz seiner eher weniger ausgeprägten Grösse war er damals ein in seinen Augen akzeptabler Torwart. Bei einem Spiel, zu dem die besten jungen Talente aus den Dörfern ausgewählt wurden, um in der höheren Liga in der Stadt zu spielen, sah sich Stefan bei der Konkurrenz allerdings chancenlos. Somit hängte er die Fussballkarriere früh an den Nagel. Im Gymnasium weckte sein Lehrer in Sozialwissenschaften sein Interesse für Wirtschaft. Ähnlich wie Stefan heute unterrichtet, kam auch dieser immer mit passenden Zeitungsartikeln zu den im Lehrplan geforderten Themen und liess die Schüler viel diskutieren. Begeistert von diesem Unterricht wurde Herr Legge sogar in der Abizeitung als derjenige beschrieben, welcher am ehesten erfolgreich in die Politik gehe. Politik wurde es bei ihm nicht, aber er studierte Volkswirtschaftslehre an der Uni Mannheim und kam 2009 für sein Master-Studium nach St. Gallen. Inzwischen ist er bereits elf Jahre in der Schweiz. Abgesehen vom Bier vermisst er Deutschland aber nicht. Er schätzt den eidgenössischen Pragmatismus, die herrlichen Berglandschaften und das politische System der Schweiz. Als Ökonom beobachtet er interessiert, wie die Schweiz magnetisch gute Ideen und Leute anzieht.
Dozent aus Leidenschaft
Stefan mag seinen Beruf sehr gerne. Er geniesst die Freiheiten und dass er sich seine Arbeitszeit gut einteilen kann. Geld spielt für ihn eine untergeordnete Rolle. Stattdessen liegt es ihm am Herzen, die Studierenden auf ihrem Karriereweg zu unterstützen. Die Studierenden sollen von ihrem Studium langfristig profitieren. «The best thing a human being can do, is to help a human being know more», zitiert er Charlie Munger, die rechte Hand von Warren Buffet. Derzeit unterrichtet er Makroökonomie im Assessment sowie weitere Kurse auf Master-Stufe und im MBA-Programm. Bei Letzterem schätzt er die interessanten Fragen sowie den regen Meinungsaustausch, und dennoch diesen erfahrenen Managern etwas Neues beibringen zu können. Das Assessment hingegen sieht er als Chance viele junge Leute zu erreichen und ihnen eine solide Basis auf ihren weiteren Studienweg zu geben. Ein guter Student oder Studentin sollte seiner Meinung nach Lernbereitschaft sowie eine hohe intrinsische Motivation haben. So sagt er auch: «Kein Student ist zu dumm, um es zu verstehen». Die Studierenden sollten sich auf die Themen einlassen, anstelle nur den prüfungsrelevanten Stoff zu filtern.
Keine Gedanken an die Zukunft
Auf die Frage, wo er sich in 20 Jahren sieht, antwortet er mit einem Lachen: «Ich denke nicht mal an morgen.» Unter anderem könne er sich jedoch eine Professur vorstellen. Davon einer hinterherzujagen, hält er allerdings nichts. Stefan geniesst das, was er tut und könnte sich in 20 Jahren noch immer dabei sehen.
Tennis, vegane Burger und Schiesssport
Stefan wohnt in Zürich in einer Wohnung in der Innenstadt nur 400 Meter Luftlinie vom Bahnhof entfernt. Seinen Tag startet er mit zwei Stunden Zeitunglesen und Kaffeetrinken, dann beantwortet er Mails, bereitet seinen Unterricht vor oder arbeitet an Projekten sowie an Forschungsarbeiten. In seiner Freizeit betreibt Stefan verschiedenste Sportarten, darunter Joggen und Tennis. Gleichzeitig ist er begeistert von der bunten Restaurantvielfalt in Zürich. Von exquisiten veganen Burgern bis hin zu empfehlenswerten asiatischen Lokalen ist dort alles zu finden. Der uns immer wieder überraschende Makrodozent ist auch Mitglied in einem Schiessclub. Dort trainiert er seine Schiesskünste mit einer Pistole (laute Studierende im Audimax aufgepasst). Er empfindet den Schiesssport nicht nur als faszinierend, sondern sieht ihn auch als Konzentrationsübung. Hier kann er komplett abschalten und sich fokussieren. Es ist für ihn eine «andere Form von Yoga». Der sehr selbstbewusste, junge Dozent beschreibt sich selbst als ehrlich, zuverlässig und interessiert. Dem können wir nur wohlwollend zustimmen und hinzufügen, dass Herr Legge unserer Meinung nach nicht nur ein toller Dozent ist, der seinen Studierenden wirklich etwas auf den Lebensweg mitgeben will, sondern auch cool, entspannt und interessanter als ein Financial Times Artikel. Wir freuen uns somit schon auf ein gemeinsames Bier im adhoc, um unser Gespräch fortzusetzen.
Fragenhagel
Wein oder Bier? – Wein
Was darf bei Ihnen im Kühlschrank nie fehlen? – Cola
Financial Times oder Economist? – Financial Times
Kölner Karneval oder Oktoberfest? – Oktoberfest
Strand oder Schnee? – Strand
New York oder Paris? – New York
Hüttensitzen oder Pistenflitzen? – Hüttensitzen
Zürich oder St. Gallen? – Zürich
HSG oder Uni Mannheim? – HSG
Gold oder Öl? – Gold