Wie der Name bereits andeutet, fungierte «Pätch» in diesem Jahr als Patchwork für die abgesagte OLMA. Normalerweise darf die beliebte Veranstaltung weit über 300’000 Besuchende willkommen heissen, doch im Hinblick auf die Coronakrise musste die Messe in einem bescheideneren Rahmen stattfinden.
Beispielsweise musste «Pätch» sich dieses Jahr mit nur zwei Hallen zufriedengeben. Allerdings gab es auch rund 500 Ausstellende weniger. Die Veranstaltung, die sonst viele Leuten anzieht, limitiert dieses Jahr freiwillig die Besucherzahl auf 5000 pro Tag. Die Minimierung der OLMA ist wohl auch der grösste und spürbarste Unterschied zu den Vorjahren. Während die Menschenmengen sich sonst zwischen den Ständen drängen, konnte man sich diesmal in aller Ruhe und mit viel Abstand das Angebot ansehen. Man merkte durchaus, dass das Organisationskomitee, trotz der Hindernisse, den Besuchenden ein Erlebnis bieten wollte. Mit geschmackvoller Dekoration, welche auch aus der Zusammenarbeit mit der Schule für Gestaltung entstand, stimmte die OLMA-Atmosphäre. Dieses Jahr einfach kleiner.
Wir durften ein Interview mit dem Projektleiter der «Pätch», Marco Wehrli, führen und erhielten hierdurch einen Einblick in die Arbeit, die für das Stattfinden einer abgespeckten Variante der OLMA notwendig war und haben uns den Event danach noch genauer angeschaut.
Herr Wehrli, hat sich der Organisationsprozess für «Pätch» in die Länge gezogen?
Nein, überhaupt nicht! Normalerweise haben wir ein gesamtes Jahr, um die OLMA zu organisieren. Nachdem die Veranstaltung endgültig im April abgesagt wurde, hatten wir lediglich vier Monate, um «Pätch» auf die Beine zu stellen. Zudem mussten wir ein zusätzliches Schutzkonzept entwickeln – wir mussten insofern wesentlich mehr als sonst vorbereiten, obwohl wir nur sehr wenig Zeit hatten.
Mit steigenden Fallzahlen hat jede Veranstaltung das Potenzial zum Superspreaderhotspot zu werden. Wie gehen Sie da vor, um genau dies zu vermeiden?
Wir setzen eine grosse Anzahl an Sicherheitsmassnahmen um. So befolgen wir beispielsweise ein recht striktes System bei dem Kartenverkauf. Die können die Besuchende hauptsächlich über das Internet bestellen, während Sie gleichzeitig dazu aufgefordert werden, ihre Kontaktdaten zu hinterlassen. Somit sind wir in der Lage jede einzelne Person zurückzuverfolgen. Ausserdem wissen wir durch Kontrollen an den getrennten Ein- und Ausgängen, wer sich zu welchem Zeitpunkt auf dem Gelände aufhält und anhand von zusätzlichen Fieberkontrollen, die bislang immer negativ ausfielen, vermindern wir das Risiko, dass Infizierte andere Besuchenden anstecken. Schlussendlich erinnern wir alle Anwesenden mit Warnhinweisen und Lautsprecherdurchsagen daran Abstand zu halten. Des Weiteren gibt es überall Desinfektionsmittel und, um für einen konstanten Durchzug zu sorgen, sind die Türen geöffnet. Das Schutzkonzept wurde in Abstimmung mit dem Kanton erarbeitet.
Wann haben Sie sich denn dazu entschieden, dass eine alternative Veranstaltung die OLMA ersetzen muss?
Wir haben seit April eine neue Direktorin, Christine Bolt. Sie hat stets gesagt, dass Stillstand auch keine Lösung sei. Die Alternative sei nichts zu machen oder etwas zu organisieren, aber mit dem Risiko zu scheitern. Was nun besser ist, kann ich pauschal nicht beantworten.
Wurde dabei jemals über eine Absage nachgedacht?
Immer wieder. Besonders als kurz vor dem Event die Fallzahlen hochgeschossen sind und der Kanton St. Gallen ankündigt hat, Abklärungen zu treffen. Wir haben die ganze Sache mit grösster Unsicherheit organisiert. Es war für uns allerdings ebenfalls ein extrem gutes Lernbeispiel. Wir können aus dieser Erfahrung extrem viel für zukünftige Eventplanungen übernehmen.
Wie schwierig war es denn für Sie, Aussteller für «Pätch» zu finden?
Es ist alles viel kleiner. An der OLMA haben wir 600 Ausstellende. Unser Ziel war es 120 Ausstellende zu finden, doch schlussendlich waren es dann 155. Bis auf 17 Ausstellende sind alles bestehende KundInnen, welche in einem Zeitraum von einem Monat zugesagt haben. Den Umständen entsprechend ging dies also sehr gut.
In welchen Hinsichten unterscheidet sich «Pätch» am meisten von der OLMA?
Der Genfer Autosalon im bevorstehenden Jahr wurde bereits schon abgesagt. Falls die OLMA 2021 also stattfände, wäre sie die grösste Publikumsmesse der Schweiz. In diesem Jahr sind, wie bereits erwähnt, die Zahl der Ausstellenden reduziert, der Jahrmarkt und die Chilbi finden nur beschränkt statt – es ist also hauptsächlich die verkleinerte Grösse, die man hier nicht ausser Acht lassen kann. Normalerweise werden die Hallen auch nach unterschiedlichen Themen besetzt. In diesem Jahr ist jedoch alles bunt gemixt und, um das alles zu vereinen, haben wir mit der Dekoration versucht, eine Festivalstimmung einzubringen. Neben dem Namen gibt es also schon einige Unterscheidungspunkte.
Ist es auch dieses Jahr möglich an den Degustierständen die Ware zu probieren?
Ja, ist es! Allerdings mit Massnahmen, die wir vom Kanton entschieden liessen. Die Ausstellende haben auch Merkblätter erhalten, auf welchem nochmals erinnert wird, die Masken- und Abstandspflichten einzuhalten.
Ein schwieriges Thema ist dieAlkoholausschenkung. Bei gewissen Besuchergruppen war zu beobachten, dass sie mit zunehmendem Alkoholpegel die Massnahmen ignorierten, weshalb es für uns schwer wurde diese durchzusetzen. In den Hallen besteht aber im Gegensatz zum Jahrmarkt kein Alkoholverbot.
Können Sie etwas zum neuartigen HADO sagen?
HADO ist im Prinzip Völkerball, aber in Virtual Reality (VR). Mit «Pätch» wollten einen Mix machen. Dazu gehört heute auch das Thema Digitalisierung und VR. Wir kannten den Anbietenden bereits und sind darum auf sie gekommen. Wir wollten das Moderne mit der traditionellen OLMA-Welt verbinden und etwas Neues bei uns zu haben.
Neuerdings wurden die Regelungen zur Maskenpflicht erweitert. Hatten Sie schon davor eine Maskenpflicht implementiert gehabt?
Wir sind von dieser Regelung ausgenommen, da eine Messe aus offizieller Sicht nicht als Veranstaltung gilt. Es gibt hier somit keine Maskenpflicht, aber wir empfehlen es.
Wie blicken Sie denn nun in die Zukunft?
Ich denke wir hoffen alle, dass wir Corona bald hinter uns lassen können, denn wir leiden alle auf gewisse Weise unter den Folgen. Man muss bedenken, dass der finanzielle Schaden, der aufgrund des Ausfalls der OLMA bei unserer Firma entstanden ist, nicht von «Pätch» gedeckt werden kann. Schliesslich werden dabei nicht dieselben Erträge wie bei der OLMA generiert. Zudem sehnen sich alle Leute nach dem gemeinsamen Zusammentreffen. Ich hoffe nun, dass die OLMA zukünftig wieder unter normalen Umständen ablaufen kann, damit wir unseren Besuchenden eben genau das bieten können.
Im Grossen und Ganzen kann man durchaus sagen, dass «Pätch» den Veranstaltenden gelungen ist. Einige Details fielen aber dennoch auf. Zum Beispiel war es nicht zu übersehen, dass die Massnahmen nicht von allen Besuchenden eingehalten wurde. Grössere Gruppen, die ohne Beachtung des Mindestabstands, leicht alkoholisiert und ungehemmt durch das Gelände schlenderten, waren keine Seltenheit. In solchen Momenten hatte man dann schon Bedenken. Auch der Slogan «es bitzli OLMA» wurde etwas zu genau genommen, denn das diesjährige, beschränkte Angebot liess sich keineswegs mit der regulären Messe vergleichen. Hierbei betonen muss man allerdings, dass es der Coronakrise geschuldet ist, dass alles ein wenig zurückhaltend ausfiel. Somit kann man nur hoffen, dass sich die Lage schnellstmöglich stabilisiert, damit die OLMA im nächsten Jahr wohl hoffentlich in gewohnter Tradition stattfinden kann.