Zeitgleich zur Prüfungsphase findet eines der bekanntesten Sportevents des Jahres statt: Das Grand Slam-Tennisturnier von Wimbledon. Während wahrscheinlich so mancher HSGler ein persönliches „Prüfungsritual“ hat (gerüchteweise wurden schon Götzenfiguren und beinah lebensgrosse Fotografien der Freundin auf dem Prüfungstisch aufgebaut), übertreffen die Profitennisspieler hinsichtlich abergläubischer Neurosen wohl alles.
Legendär ist der „Turnierbart“, welcher vom fünffachen Wimbledon-Sieger Björn Borg schon in den 70er-Jahren eingeführt wurde, und auch heute prominente Anhänger findet. Dieses Jahr kann man beispielsweise Andy Murrays Vollbart über den Centre Court rauschen sehen. Auch an der Uni können „Lernphasenbärte“ beobachtet werden – ob dahinter allerdings Faulheit oder Aberglaube steckt, sei dahingestellt.
Diese Frage stellt sich dann aber bei den ganz extravaganten Marotten nicht mehr. Serena Williams spielt schon seit längerem ganze Turniere mit nur einem einzigen Paar Socken; Novak Djokovic weigert sich, die selbe Dusche zweimal zu benutzen (ausserdem hätte sein Pudel „Pierre“ in London anwesend sein müssen, damit Herrchen überhaupt eine Chance auf den Titel hat), und Rafael Nadal stellt seine Wasserflaschen auf dem Court immer so auf, dass die Labels genau nach vorne ausgerichtet sind. Das ist aber noch nichts, verglichen mit Andre Agassis abergläubischen Angewohnheiten. Dieser ist bekannt dafür, dass jedes seiner neuen Tennisrackets von einem Balljungen ausgepackt werden muss, und dass er im Match nur die Bälle von den Balljungen auf seiner eigenen Platzhälfte benutzt. Ausserdem glaubt er, dass sein Überraschungssieg am French Open 1999 teilweise damit zusammenhängt, dass er während des ganzen Turniers keine Unterhosen trug. Logischerweise übernahm Agassi diese unschlagbare Gewinnstrategie für seine weiteren Turniere.
Mein persönlicher Favorit war aber der Wimbledon-Sieger von 2001, Goran Ivanisevic. Offenbar weigerte sich dieser, an einem Turniertag überhaupt aufzustehen, ohne vorher eine Folge “Teletubbies” geschaut zu haben. Herrlich verrückt – und ich empfehle jedem abergläubischen HSGler, doch lieber Ivanisevics Teletubby-Strategie als Agassis Going-Commando-Strategie für Prüfungen zu übernehmen. Bei den neuen Platzverhältnissen an zentralen Prüfungen in der Aula würde es mit der Götzenfigur oder der Familienfotosammlung auch gar kuschlig eng werden.
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