Abrechnung mit Anrechnung – Der Austausch wird ab HS22 unattraktiver. Ein Kommentar

Die Universität St.Gallen reformiert die Anrechnung externer Leistungen. Der vergebliche Versuch für mehr Fairness zu sorgen endet in Inkonsequenz und Reizlosigkeit. Verlierer sind die Studierenden.

Vergangene Woche wurde die Reform für die Anrechnung externer Leistungen ab HS22 bekannt gegeben. Eine der grundlegenden Änderungen ist dabei, dass zukünftig die im Austausch erzielten Noten nicht für den Graduierungsnotenschnitt berücksichtigt werden. Bis auf wenige Ausnahmen werden die meisten Studierenden somit Kurse im Ausland belegen und für gute Leistungen nicht mehr belohnt. 

Weshalb es zu diesen Änderungen gekommen ist, wird den Studierenden nicht erklärt. Auf Nachfrage hin lag es unter anderem daran, dass Studierende an anderen Universitäten bessere Noten erzielt hätten als an der HSG selbst. Im StudentWeb ist lediglich von „zukunftsweisend und planbarer“ die Rede. Wahrscheinlich haben jedoch die meisten Studierenden von den kommenden fundamentalen Änderungen gar nicht erst etwas mitbekommen. Warum zudem keine Informationen oder Stellungnahme von Seiten der Studentenschaft veröffentlicht wird, ist nicht nachvollziehbar, vielleicht ist die Thematik ja sogar am Vorstand vorbeigegangen. Aber eine proaktive, studierendenorientierte Kommunikation ist das wohl nicht. 


Weder fortschrittlich noch konsequent 

Ja, es gibt Studierende, die während des Austausches bedeutend bessere Noten erzielt haben als an der HSG. Aber das darf und sollte nicht der Grund sein, weshalb zukünftig keine Noten im Ausland angerechnet werden sollten. Zwar befindet sich die HSG auf einem, verglichen mit anderen Universitäten, akademisch hohen Niveau, doch ist es leicht befremdlich, sich als so dermaßen elitär zu positionieren und jegliche Leistungserbringung an anderen Universitäten zu verkennen. Wenn es zu einem solch durchgehend systematischen Leistungsunterschied kommt, dann muss man sich schlussendlich auch selbst hinterfragen. Aber pauschal alle Austauschstudierende zukünftig mit keiner Anrechenbarkeit der Kurse zu bestrafen, kann doch auch keine Lösung sein. Schlussendlich macht es den Austausch unattraktiver, wo doch in der heutigen Zeit internationale Erfahrungen grundlegend für den erfolgreichen Berufseinstieg sind.

Doch wenn sich die HSG unbedingt vor einer ausländischen Notenmigration schützen möchte und damit dem “Schweiz sein” wohl alle Ehre macht, dann bitte auch in allen Bereichen. Denn: Die HSG kommuniziert mit ihrem Verhalten, dass das Erzielen von guten Noten an der HSG wesentlich schwerer ist als an anderen Universitäten. Wenn das jedoch die Einstellung der Universität ist, dann gibt es keinen Grund mehr, im Master den Schnitt des Bachelorzeugnisses heranzuziehen. Denn dort würden nach Logik der Universität eben jene Studierende profitieren, die keinen Bachelor an der HSG absolviert haben. Aber zurzeit bleibt das konsequente Handeln auf der Strecke liegen, sodass letztendlich niemand von der Änderung profitiert. 

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