Farbe bekennen – Ein Kommentar zum Pride Month

Mit dem Beginn des Herbsts und somit der Rückkehr einer grauen Nebelwand über St. Gallen, ist es nun an der Zeit für die Studierenden Farbe in den Unialltag zurück zu bringen und zwar alle Farben des Regenbogens. Deshalb lassen sich hier Informationen, Gedanken und für manche hoffentlich auch Gedankenanstösse zum diesjährigen Pride Month an der HSG finden.

«Scorching irony not convincing arguments»

Ich überlegte mir, ob ich mich entschuldigen solle, dass hier keine Argumente für die Wichtigkeit eines Pride Months ausgeführt werden oder weshalb Toleranz gegenüber Pride gezeigt werden sollte. Bis ich realisiert habe, dass alle, die solche Argumente verlangen, weitaus mehr in Erklärungsnot stehen als die, welche diese nicht liefern.

Was aber diesbezüglich wichtig ist: Niemand sollte versuchen tolerant zu sein. Klingt ganz schön verwirrend, erst diese Sache mit dem Pride Month und dann soll man nicht tolerant sein? Genau, denn beim Versuch tolerant zu sein, stellt sich die Frage: Wer gibt irgendjemandem überhaupt das Recht tolerant zu sein?

Das Grundlegende Problem liegt im Zusammenhang mit der Interpretation des Wortes «Toleranz». Ich bin zum Beispiel nicht Mitglied des Fussballklubs in meinem Heimatort, trotzdem tolerieren mich die Mitglieder, wenn ich ab und zu mitspiele. Das ist ein Beispiel für gerechtfertigte Toleranz. Der Fussballklub ist ein Verein, für welchen die Mitglieder einen Beitrag zahlen, um ein Teil davon zu sein und immer mitspielen zu dürfen. Dies gibt ihnen somit auch das Recht, Nichtmitglieder auszuschliessen. Und mit diesem Recht ausschliessen zu dürfen, kommt auch das Recht der Toleranz.

Exakt aus diesem Grund hat niemand das Recht, jemanden zu tolerieren «trotz» seiner ethnischen oder sozialen Herkunft, sexuellen Orientierung, Geschlecht, Glauben oder Beeinträchtigung. Denn kein Mensch hat das Recht oder sollte überhaupt die Arroganz besitzen, sich über einen anderen Menschen aus einem dieser Gründe zu stellen, nur um sich dann die Freiheit zu nehmen auszuschliessen oder zu tolerieren.

Was heisst Pride?

«Ach Pride, das war doch dieses Ding mit diesem LBTG….LTGB…LGTB…oder was auch immer». Nein, Pride heisst nicht nur LGBTQ+. Pride steht für die freie (Persönlichkeits-) Entfaltung jeder Person in jeglicher Hinsicht. Jeder der eine Persönlichkeit hat, beziehungsweise diese entfalten will, ist Teil der Pride-Community und rückbezüglich sollten sich alle, die sich nicht als Teil von Pride sehen überlegen, was das über die eigene Persönlichkeit aussagt.

«Was ist mit dem «Hetero Month»?»

Wie bereits erwähnt ist Pride nicht nur LGBTQ+ und ein Pride Month somit nicht ausschliesslich für die LGBTQ+-Community, sondern schliesst auch heterosexuelle Personen mit ein. Aber es ist wahr, dieser Monat legt einen bestimmten Fokus auf Member der LGBTQ+-Community und zelebriert diese spezifischer. Das ist auch gerechtfertigt und nötig, denn LGBTQ+ Personen werden immer noch diskriminiert und ausgeschlossen. Dies geschieht auf sozialer Ebene in Form von Blicken, Anfeindungen und genereller Stereotypisierung, aber auch auf politischer Ebene beim Blutspenden oder der abartigen Idee, dass Menschen, welche nicht unter dieser Diskriminierung leiden, massgeblich mitentscheiden durften, ob die Ehe für alle erlaubt werden sollte.

Aber dennoch bin ich beeindruckt von den Menschen, welche an einer Universität sind und nach dem «Hetero Month» fragen. Diese Menschen bewältigen nämlich das Bestehen an einer Hochschule und das, obwohl sie scheinbar die restlichen elf Monate des Jahres geistig komplett abwesend oder in einem Winterschlaf sind. Dies scheint zumindest die einzige Erklärung zu sein, wie jemand das Fehlen der Diskriminierung gegenüber heterosexuellen Personen das ganze Jahr hindurch verpassen kann, was schlussendlich jeden Monat zu einem «Hetero Month» macht.

Show your support -Events

Der Pride Month 2021 bietet nicht nur Information über das Thema Pride an, auch das selbst aktiv werden ist gewünscht. So liegen einerseits vor dem in der Bibliothek und am Infodesk im Hauptgebäude Sticker, Pins und Infobrochüren aus, andererseits können auch viele Events besucht werden. Dazu gehören zum Beispiel die Podiumsdiskussion mit Prof. Dirk Schäfer und das Q(ueer)&A (eine Fragerunde mit Personen der Buchstaben L, G, B und T) und vieles mehr.

Alle Informationen zum Pride Month und den Events findet ihr «hier»

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