Transparenz an der HSG – ein Kommentar

Foto: Chris Mansfield

„From Insight to Impact“. Das ist der Slogan der Universität St.Gallen und das Motiv eines jeden Strebens nach Erkenntnis. Wissenschaft verlangt dabei nach einer Kultur der Transparenz auf dem Weg zur Wahrheit. Es ist der Gedanke dieser Kultur der Offenheit, die sich in der Architektur des SQUARE widerspiegelt und die Intention der Universität zur Schau stellen möchte. Umso mehr mutet es in diesem Zusammenhang erstaunlich an, wie wenig diese vermeintlichen Ideale im Verhältnis zu den Studierenden tatsächlich gelebt werden, insbesondere in Bezug auf Prüfungen und Prüfungseinsichten.

Das Problem beginnt damit, dass in zahlreichen Fächern keine Probeklausuren aus den letzten Jahren ausgegeben werden und man als Studierende nicht wirklich weiss, auf was man sich eigentlich vorbereiten soll. Als Argument für dieses Herangehen wird immer wieder angeführt, dass die Klausuren ansonsten mit jedem Jahr schwieriger werden müssten, um einer Noteninflation vorzubeugen. Abgesehen davon, dass die Noten an der Universität St.Gallen sowieso kaum als geschenkt bezeichnet werden können und ein wenig Inflation hier und da vielleicht ganz guttäte, ist es auch ein Scheinargument. So geben zahlreiche andere Universitäten ihren Studierenden vorher mehrere Altklausuren an die Hand (teilweise sogar zusammen mit Zusammenfassungen des prüfungsrelevanten Unterrichtsstoffs) und motivieren diese so zum Lernen – eine Noteninflation oder eine stetige Steigerung des Schwierigkeitsgrades scheint hier nicht vorzuliegen. Ein gutes Gegenbeispiel aus eigenem Hause ist zudem die Mathe A Klausur im Assessmentjahr der Universität St.Gallen. Hier kann man sich sowohl mit E-Math als auch den Altklausuren der letzten zehn Jahre (sowie den Ersatzklausuren aus ebenjenem Zeitraum) auf die Prüfungen vorbereiten. Dennoch ist – wenn man von den Ergebnissen der Prüfungen aus den letzten Jahren ausgeht – Mathe A seither wohl kaum für die einfache Notengebung bekannt geworden und es sieht auch nicht danach aus, als wäre dies demnächst der Fall.

Darüber hinaus besteht ein grundlegendes Problem im Zusammenhang mit Prüfungseinsichten. Böse Zungen würden behaupten, dass die Universität das Anfechten der Bewertung durch das Erschweren der Prüfungseinsicht bewusst verhindern und damit das Gebot der Fairness und Transparenz untergraben wolle. Natürlich ist es verständlich, dass man bestimmte Zeitslots für eine Einsichtnahme vorgeben muss, da nicht alle Studierende, alle Prüfungen zu jeder Zeit einsehen können. Warum die hierfür angebotenen Termine dann aber entweder sehr unpraktisch gelegen sind (beispielsweise mitten in einer Vorlesung, die – den neuen Regeln der Universität sei Dank – nicht mehr aufgezeichnet wird) oder schlicht eine unsinnige Terminfindung hinter sich haben (eine Prüfungseinsicht vor Beginn des neuen Semesters dient hier wohl lediglich der Abschreckung aller, die nicht in St.Gallen wohnen und kaum die Fahrt für eine zehnminütige Einsicht auf sich nehmen). Es erstaunt in diesem Zusammenhang sehr, wie überzeugt die Universität von der eigenen Unfehlbarkeit zu sein scheint und die Möglichkeit der Einsicht oder Anfechtung einer Bewertung derart stark erschwert. Dies scheint einer so renommierten Institution unwürdig, die sich allein durch ihre Leistung beweisen sollte und hierfür nicht auf interessante Optimierungsmethoden zurückgreifen müsste. Warum eine online-Einsicht (zumindest der Musterlösungen) über ein zentrales Universitätsportal im 21. Jahrhundert nicht möglich ist und auch keine Altklausuren auf diese Weise bereitgestellt werden können, bleibt dabei wohl das Geheimnis der Universität.

Wissen und Erkenntnis lebt vom Widerspruch – eine Universität soll und muss diesen aushalten, auch wenn die eigene Fehlbarkeit aufgezeigt wird. Dies erstreckt sich sicher auf die grossen wissenschaftlichen Diskussionen unserer Zeit, wird aber gerade im Kleinen greifbar. Mehr Transparenz der Universität bei der Prüfungseinsicht im Rahmen der Terminfindung wäre hier ein kleiner, aber erster Schritt in die richtige Richtung. Die Universität sollte hier die gleichen Massstäbe, die Sie in der Managementvorlesung an Unternehmen anlegt, auch auf sich selbst beziehen und mehr Offenheit gegenüber ihren Studierenden wagen. From Insight to Impact.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

*

*

*