Hi Gabriel, woher kommt deine Leidenschaft für den Sport und im speziellen deine Leidenschaft für den Triathlon?
Meine Geschichte fängt in Hongkong an, wo ich geboren und aufgewachsen bin. Dort habe ich mit dem Schwimmen angefangen und bin dann ein paar Jahre auf einem relativ hohen Niveau geschwommen. Dann bin ich mit 13 in die Schweiz gezogen und bin dort zur Schule gegangen. Im vorletzten Schuljahr hat dann einer der Sportlehrer ein Triathlon Team in der Schule gestartet, und da dachte ich mir: Schwimmen kann ich, Fahrradfahren auch und joggen funktioniert bestimmt auch. Und dann habe ich angefangen zu trainieren, sodass ich schon im ersten Jahr meinen ersten Halb-Ironman absolvieren konnte. Nach der Schulzeit habe ich dann in St. Gallen mit meinem Studium angefangen. Während des ersten Lockdown habe, angefangen strukturierter zu trainieren, sodass mein Training letzten Sommer dann Priorität geworden ist und ich mir einen Ironman als großes Ziel gesetzt habe und dafür angefangen habe zu trainieren.
Welche Rolle spielt Sport somit in deinem Leben?
Ich liebe Wettkämpfe, ich bin als Person sehr kompetitiv. Das betrifft aber alle Aspekte meines Lebens, das kann beim Mario Kart Spielen mit meinen Mitbewohnern sein oder auch wenn ich mich für eine Prüfung vorbereite. Aber Sport ist für mich die beste Möglichkeit meinen kompetitiven Drang zu nutzen und rauszulassen. Aber auch mein Umfeld war immer genauso sportbegeistert wie ich. Meine beiden Mitbewohner in St. Gallen sind ehemalige Profi-Skifahrer, die auch sehr viel trainieren und mit denen ich mich konstant austauschen kann.
Wie sieht denn dein Trainingsalltag aus?
Seit letztem September habe ich meinen Trainingsplan ausgeweitet und bin deutlich disziplinierter geworden. Das heißt ich habe mit einem Trainingsumfang von 12 bis 14 Stunden pro Woche angefangen. Das hieß dann, dass ich 3 Mal pro Woche schwimmen, 3 bis 4 Mal laufen, und 2 mal Fahrradfahren war. Dann ab dem Frühling habe ich meinen Trainingsumfang erhöht und habe angefangen spezifischer trainiert spezifischer für die Rennen im Sommer zu trainieren. Damit ich meine Trainingseinheiten in meinem Alltag unterbringe habe ich unter der Woche eigentlich immer morgens und abends trainiert, manchmal sogar alle drei Sportarten an einem Tag. Und am Wochenende dann längere Einheiten gemacht, besonders auf dem Fahrrad.
Das schwierige am Training für einen Triathlon ist, dass es eigentlich nur darum geht seine Muskeln so lange und oft wie möglich pro Woche belasten zu können, ohne dass die Muskeln müde werden. Das meiste ist dann sogenanntes „Grundlagentraining“, die Faustregel sagt hier, dass 80% des Trainings nicht im hohen Belastungsbereich liegen und nur in 20% des Trainings die Muskeln richtig belastet werden.
Wie planst du deinen Trainingsalltag?
Das ganze Planen von den Trainings habe ich lange selbst gemacht. Ich bin auch sehr interessiert in den ganzen verschiedenen Trainingstheorien und mein Training ist mittlerweile komplett Datenbasiert, mit verschiedenen Trackern am Fahrrad, beim Laufen und auch beim Schwimmen.
Aber schon 16 Stunden pro Woche Training zu planen, verbraucht sehr viel Zeit. Als es dann im Frühling mehr wurde hatte ich viel Mühe mit der Aufteilung der Einheiten, da du ja alle 3 Sportarten regelmäßig trainieren musst. Das war dann der Schritt, der mich dazu gebracht hat, einen Trainer zu suchen, der mir diese Überforderung und das Planen abnimmt.
Wie bringst du denn über 16 Trainingsstunden pro Woche mit deinem Uni-Alltag unter einen Hut?
Das ist tatsächlich nicht immer einfach. Ganz wichtig war für mich, dass ich meine Anzahl an Credits nicht reduziere und mein Studium nicht de-priorisieren muss. Aber es geht. Ehrlich gesagt, man muss einfach früh aufstehen. Dafür arbeite ich nicht gerne am Abend und gehe meistens schon um 10:00 Uhr schlafen. Wenn du die Zeit morgens vor dem Training also noch produktiv nutzt und auch dann die Zeit zwischen den Trainings so effektiv wie möglich nutzt, dann ist das möglich. Ich glaube ich bin generell auch produktiver im Lernen, wenn ich einen Zeitdruck habe und weiß, dass ich nur eine begrenzte Zeit am Tag für die Uni habe. Einerseits schränkt mich das zwar ein, andererseits zwingt es mich auch produktiver zu sein. Sobald ich dann auf einmal wieder mehr Zeit habe, merke ich auch dass ich fauler werde. Und das will ich auch nicht.
Du hast schon am Anfang gesagt, dass du ein sehr kompetitiver Mensch bist, kommt daher dann auch dein Ehrgeiz und deine Motivation für so ein regelmäßiges Training?
Vielleicht ab und zu, aber ich glaub bei so einem Aufwand reicht das nicht. Ich glaube ich liebe einfach das Training. Ich gehe gerne schwimmen, ich gehe gerne Fahrrad fahren und ich gehe auch gerne joggen. Das braucht man, man muss diesen Sport einfach lieben, sonst ist man einfach nicht bereit, so viel Zeit zu investieren. Aber man braucht auch die Disziplin, gerade im Winter ist das größtenteils eine Disziplinfrage, um den ersten Schritt vor die Haustür zu machen. Wenn man dann draußen ist und anfängt zu laufen dann macht es ja auch Spaß.
Um jetzt nochmal auf deinen genauen Werdegang zu sprechen zu kommen: Viele kennen sicherlich den Iron Man auf Hawaii, wissen aber nicht, was damit verbunden ist, also den ganzen Prozess bis zur Qualifikation. Magst du mich da einmal durchführen?
Im Iron Man gibt es verschiedene Altersklassen, zum Beispiel mache ich aktuell mit bei der Altersklasse 18 – 24. Das ist eine, im Vergleich zu anderen Altersgruppen, relativ kleine Gruppe. Bei solchen Ausdauer Events ist die Zielgruppe eher älter, also zum Beispiel 35 – 45. Dann gibt es pro Rennen, von denen über 50 pro Jahr rund um die Welt stattfinden, pro Altersgruppe eine bestimmte Anzahl an Qualifikationsplätze für Hawaii. Und in meiner Altersklasse, der wir relativ wenig sind, gab es zum Beispiel in Barcelona nur einen Platz. Somit wusste ich, dass ich, wenn ich mich qualifizieren will, erster werden muss. Und das habe ich dann eben geschafft und mich somit für den anstehenden Iron Man in Hawaii qualifiziert.
Wie bereitest du dich nun auf den anstehenden Iron Man auf Hawaii vor?
Hawaii ist ein völlig anderer Wettkampf von den Konditionen her. Es ist meistens so, dass es zwischen 32 und 37 Grad heiß sein wird und die Luftfeuchtigkeit auch viel höher ist als in meinem bekannten europäischen Trainingsumfeld.
Man muss sich auf diese Hitze vorbereiten, man muss viel mehr Elektrolyte trinken und man muss sich irgendwie abkühlen. Konkret werde ich vor dem Wettkampf wie ein Hitze-Trainingslager bei meinen Eltern in Hongkong machen, weil Hongkong im Sommer ähnliche Konditionen bietet. Das sind dort auch 35 Grad mit 100% Luftfeuchtigkeit. So kann ich mich an die Konditionen gewöhnen. Denn wenn man einfach so in Hawaii aus der Schweiz landet, wo es vielleicht 20 Grad vorher sind, dann wird man nicht erfolgreich sein.
Aber ich muss noch viel testen und planen. Wie viel Flüssigkeit muss ich aufnehmen während des Wettkampfes, um meinen Verlust an Flüssigkeit durchs Schwitzen auszugleichen? Wie viel Saltz muss ich noch extra in meine Wasserflaschen reintun? Für jeden Wettkampf habe ich auch immer einen fixen Plan, an welcher Stelle ich welche Anzahl an Kohlenhydraten und Elektrolyten essen muss und. Das ist in Barcelona sehr gut aufgegangen, aber diesen Plan kann ich aufgrund der komplett unterschiedlichen Begebenheiten komplett vergessen.
Hast du neben den physischen Herausforderungen während des Wettkampfes auch mentale Herausforderungen, mit denen du umgehen musst?
Ich habe einmal einen guten Tipp von einem anderen Athleten bekommen. Der hat zu mir gesagt, immer wenn er mental am Limit ist, nimmt er sich „20 Seconds of Courage“. Das ist was man sich sagen muss während des Rennens. Also wenn du einen schwächeren oder tieferen Punkt im Rennen hast, sagst du einfach „Twenty Seconds of Courage“ und kämpfst dich in diesen 20 Sekunden zurück. Und das sind auch die kleinen Sachen, die dann funktionieren und einen weiterbringen.
Aber beim Ironman ist die mentale und physische Belastung eigentlich nicht im roten Bereich, da ist alles sehr kontrolliert und organisiert. Ich weiß genau beim Schwimmen, welche Anstrengung es sein soll. Ich wusste auf dem Fahrrad genau, welche Watt Anzahl ich verwenden muss und beim Laufen eben welche Geschwindigkeit ich laufen sollte.
Welche Rolle spielen Sponsoren für dich in solch einem Nischensport?
Also ich habe jetzt schon mit der Suche angefangen für nächstes Jahr, weil nächstes werde ich ja eine richtige Profi-Saison absolvieren und in der Schweizer Elite-Liga starten und erhalte dann noch ein paar Startplätze für Europäische Wettbewerbe. Und dann werde ich mich speziell auf den Ironman vorbereiten und in der zweiten Saisonhälfte mehr auf die Langdistanz umsteigen.
Im Triathlon ist es eben ganz besonders, weil den Sport speziell Leute fördern und verfolgen die selbst Sportbegeistert sind. Als Sponsor kannst du somit eine Sportbegeisterte Zielgruppe erreichen aber andererseits auch Teil einer Community werden, die sich einander sehr stark unterstützt. Die meisten Sponsoren wissen ja, meist aus eigener Erfahrung, was für ein großer Aufwand und Einsatz dahintersteht.
Und was für genaue Sponsor-Möglichkeiten gibt es in dem Bereich?
Also es gibt 2 Arten von Sponsoren. Einmal Materialsponsoren, zum Beispiel für die Trainings- oder Wettkampfausrüstung und es gibt reine finanzielle Sponsoren, die finanzieren Hotel, Gebühren, Rennstarts, Flüge was auch immer für zusätzliche Kosten anfallen.
Jetzt noch eine abschließende Frage: Was kannst du denn anderen Studentinnen und Studenten als Tipps geben, die noch Motivation oder Disziplin suchen, um regelmäßig Sport zu machen?
Ich glaube, es ist Ziele setzen. Ein guter erster Schritt, um sich selbst zu überwinden ist, sich einfach für einen Wettkampf anzumelden. Weil dann bist du gezwungen, dich richtig darauf vorzubereiten. Und dann kommt auch das kompetitive zum Vorschein, was einen nochmal weiter pusht.
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