When everyone “gets down in the mud with the fucking Elephants” – Ides of March

 

Mitt Romney gewinnt die republikanischen Vorwahlen in Iowa – mit einem hauchdünnen Vorsprung von acht Stimmen gegenüber Rick Santorum. Spannend – und ich bin sicher, hinter den Kulissen einer derart umstrittenen Wahl ist so einiges an Drama passiert. Wer gerne einen, wenn auch fiktiven, Einblick in eine Wahlkampagne eines US-Amerikanischen Präsidentschaftskandidaten habe möchte, der sollte unbedingt „Ides of March“ (Deutsch: „Tage des Verrats“) anschauen gehen.

Denn die Ausgangslage von Mike Morris, dem überzeugten, idealistischen und scheinbar perfekten Präsidentschatskandidaten, dem kurz vor den Vorwahlen ein hauchdünner Vorsprung gegenüber seinem härtesten Konkurrenten, Senator Pullman, vorausgesagt wird, hört sich erstäunlich ähnlich an wie diejenige des nonfiktiven Mitt Romneys.

Jedoch handelt es sich in „Ides of March“ um die Vorwahlen der demokratischen Partei (genannt „Donkeys“) in Ohio, und nicht um die der Republikaner („Elephants“) in Iowa. Mike Morris ist im Film der vielversprechendste demokratische Kandidat; und es ist klar, dass ein Sieg in Ohio seine Position als Präsidentschaftskandidat praktisch garantieren würde.

Der junge, ehrgeizige Kampagnenmanager Stephen bewundert „seinen“ Kandidaten Morris für dessen Integrität und Idealismus. Stephen selbst ist ein leicht naiver Idealist, der hart und gut arbeitet, um Morris eines Tages im Weissen Haus zu sehen. Denn gemäss Stephens Motto: “ We’re going to be fine. We have to do it, it’s the right thing to do, and nothing bad happens when you’re doing the right thing.”

Im Verlaufe des Films wird jedoch schnell klar, dass Stephen der einzige ist, der tatsächlich noch an die Moral und seine Ideale glaubt. In einer Szene wird ihm sodann auch geraten, er solle doch das mit der Politik sein lassen, und wieder zu seinem Leben als Consultant zurückkehren; er sei doch noch so unverdorben. Eine skandalöse Affäre, eine Abtreibung, zwei Bestechungsversuche, Entlassungen, Enttäuschungen, Machtspielchen und einen Selbstmord später merkt Stephen dann, dass einerseits sein Idol Mike Morris genau so moralisch korrupt ist wie der Rest der Kandidaten, aber andererseits auch, dass er selbst so zynisch, abgebrüht und desillusioniert geworden ist wie sein Umfeld.

Ein Plot wie dieser könnte ganz leicht zu einem durchschaubaren Film mit absehbarem Ende werden. Doch “Ides of March” ist anders. Kritiker umschreiben den Film mit “smart, sexy, and completely gripping”, und ich kann diesem Urteil nur zustimmen. Die Fragen über Moral und Integrität, die der Film aufwirft, regen zum Nachdenken an, aber nicht so penetrant, dass man sich belehrt fühlt. Der Plot ist nicht einfach gestrickt, aber auch nicht so verwirrend, dass er einen vom Filmgenuss ablenken würde. Dazu kommt, dass George Clooney (der ausserdem der Regisseur ist) als Mike Morris den glaubwürdigsten Präsidentschaftskandidaten, den ich je in einem Film gesehen habe, abgibt, und Ryan Gosling als Stephen Meyers nicht nur verboten gut aussieht, sondern zudem eine beeindruckende schauspielerische Leistung abliefert.

„Ides of March“ sollte sich anschauen, wer sich für Politik interessiert – aber auch jeder, der Dramen mag (und jede(r), die gerne während 101 Minuten Ryan Gosling und George Clooney anstarren möchte), oder wenn man einfach mal etwas Abwechslung vom Leistungserstellungsprozess, Shephard’s Lemma oder den Karteikarten braucht.

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2 Comments

  • Katrin

    Mir hat der Film ebenfalls gut gefallen wobei mir ganz am Schluss der letzte “oomph” fehlte.

  • Fabian

    Super Film!!! Mein lieblingszitat: “There’s only one rule in politics: Don’t fuck the intern!”

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