Es gab zwei Fragen, welche ich mir immer und immer wieder anhören musste, nachdem ich aus Dubai wieder nach Hause gekommen bin. Wieso bist Du eigentlich nicht braun? Und dürfen Frauen da Auto fahren? Während die erste Frage wohl mit meiner Haut beantwortet werden kann, darf man bei der zweiten darauf schliessen, dass viele Personen nicht viel über Dubai oder die Vereinigten Arabischen Emirate wissen. Um ehrlich zu sein, ging es mir am Anfang genau gleich. Ich bin Mitte September 2011 das erste Mal in den Nahen Osten geflogen und bei gefühlten 100°C abends um 22.00 Uhr am Flughafen angekommen. Schon am nächsten Mittag habe ich aber gemerkt, dass die Temperatur am Tag zuvor doch noch einigermassen erträglich war. Da in Dubai vieles sehr schnell erledigt werden kann, machte ich mich bereits am ersten Tag auf die Suche nach einer Wohnung, denn schon zwei Tage nach meiner Ankunft sollte mein Praktikum beginnen.
Gearbeitet habe ich bei Osec, der Aussenwirtschaftsförderung der Schweiz. Die halbstaatliche Organisation hat sich zum Ziel gesetzt, Schweizer Unternehmen im Ausland mit einem Netzwerk, welches von lokalen Mitarbeitern in den jeweiligen Ländern aufgebaut wird, zu helfen. In Dubai, wie in allen anderen Ländern, wird eng mit den verschiedenen Schweizer Vertretungen, besonders den Schweizerischen Konsulaten und Botschaften, zusammengearbeitet.
Neben meinem Praktikum habe ich das Organisationskomitee des St. Gallen Symposium, das International Students’ Committee (ISC), unterstützt. Das Ziel für die Vereinigten Arabischen Emirate war hierbei vor allem mit lokalen Persönlichkeiten in Kontakt zu treten. Dies stellt einen besonders in Dubai, wo die lokale Bevölkerung lediglich 5% ausmacht, im Gegensatz zu 10% im ganzen Land, vor eine relativ schwere Aufgabe. Trotzdem konnte ich gut auf das Netzwerk meines Arbeitgebers sowie des schweizerischen Konsulats zurückgreifen und war mehrmals wöchentlich zu verschiedenen Events eingeladen.
Das Schöne an der Zeit, die man für das ISC aufwendet, sind die tiefen Einblicke in ein Land, welche man sonst nicht haben könnte. Ein Besuch am Masdar Institute of Science and Technology ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Masdar City, die geplante Ökostadt in der Wüste, welche alle energie- und umwelttechnischen Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigt, hat vor wenigen Jahren eine Universität eröffnet. Trotz der geringen Grösse des Instituts zeugen magnetgetriebene und ohne Fahrer lenkende Fahrzeuge, bei welchen man wie bei einem Lift den Ort angeben kann, oder ein künstlicher Turm, welcher nach arabischem Vorbild die Luft abkühlen soll, von einer gewissen Einzigartigkeit. Auch wenn der Turm, wie ich später erfahre, leider nur in der Theorie funktioniert. Für den St. Gallen Wings of Excellence Award, welcher jedes Jahr Studierenden die Möglichkeit bietet, sich für das St. Gallen Symposium zu qualifizieren, habe ich dort eine kurze Präsentation gehalten. Da am Masdar Institut mehrheitlich die lokale Bevölkerung zugelassen ist, waren die Gespräche nach der Präsentation sehr spannend. Alle anderen Kontakte mit der lokalen Bevölkerung kann ich aber wahrscheinlich an zwei Händen abzählen – und das nach drei Monaten im Land. Trotzdem kann ich behaupten, dass ich damit in dieser Zeitspanne wahrscheinlich relativ weit über dem Durchschnitt liege. Das ISC gab mir die Möglichkeit, mit lokalen Studierenden in Kontakt zu treten und mit hohen Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik zusammenzuarbeiten. Mehrheitlich entstanden dabei zudem Kontakte zu anderen Schweizern, die in der Region tätig sind, aber auch einige zur Lokalbevölkerung. Dies war noch einmal einzigartig, da diese Personen in ihrem eigenen Land einer Minderheit angehören.
Durch meine vorherige Arbeit für das ISC in den Vereinigten Staaten, wo ich auch Studierende sowie Wirtschaftskontakte betreute, war der Schritt in den Nahen Osten ein sehr grosser. Neben der grossen Umstellung zu den Persönlichkeiten der getroffenen Personen, war auch der Schritt von beispielsweise der Harvard University an das Masdar Institute ein Schritt in eine andere Welt. Viele Vorurteile und ein grosses Mass an Unwissen konnte ich durch meinen Aufenthalt in Dubai, dem momentanen Tor zur arabischen Welt, abbauen und möchte Euch abschliessend noch kurz die wichtigsten Facts präsentieren:
- In den ganzen drei Monaten ist kein einziger Regentropfen gefallen
- Alkohol ist erlaubt
- Man kann sehr gut in den Ausgang gehen
- Frauen dürfen Auto fahren
- Sie dürfen sich auch frei bewegen und müssen kein Kopftuch tragen
- Im Dezember kann es relativ kalt werden, sodass man ohne Pullover nicht mehr vor die Tür gehen kann
- Morgens Skifahren und nachmittags an den Strand? Kein Problem.
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