Ich will einen Impact haben

Gastbeitrag von: Marc Iseli, Koordinator Student Guide

Er trägt schwarze «Chucks», die Schuhe, die über Jahrzehnte das Symbol der Rebellion, Jugendlichkeit und Individualität waren, die ursprünglich als Basketballschuhe konzipiert und seit den 50er-Jahren auch von Musik- und Schauspielgrössen wie James Dean, Elvis Presley, den Beach Boys und Mick Jagger getragen wurden – und er ist wohl einer der ganz wenigen an der HSG, der dem Kult-Ruf der Chuck Taylor All Stars, so der komplette Name, gerecht wird. Er, das ist Max Hesse.

Eigentlich haben Max und ich vereinbart, dass ich ihn während eines ganzen Tages begleiten werde, beginnend mit dem Zeitpunkt, an dem er aufsteht. Ich wollte dokumentieren, in welchen täglichen Routinen er sich bewegt, mit welchen Tätigkeiten er seinen studentischen Alltag füllt und – ganz allgemein – was für eine Person Max ist. Meine Gedanken haben sich bereits mit den Fragen beschäftigt, ob er zu denjenigen Menschen gehört, die morgens duschen, ob er eher süss oder salzig frühstückt, ob er ein morgendlicher Zeitungsleser ist oder ob ihn alle morgendlichen Rituale ankotzen. Aber letztlich waren alle Gedanken umsonst, schrieb er mir doch am Vorabend eine ganz einfache Nachricht: «Hab besuch heute abend.»

Die nächste Nachricht habe ich natürlich erst um 9.56 Uhr am Folgetag erhalten: «Lass mal um 12 an der shsg treffen.» Simpel, kurz, ohne Rücksicht auf Orthografie, Satzzeichen oder sonstige Merkwürdigkeiten, die die deutsche Sprache so vielfältig machen. So einfach wie seine Nachrichten ist Max aber nicht: Um 12.15 Uhr fand ich mich in der Vorstandskommissionssitzung des Studentenparlaments wieder. In seiner Funktion als Mitglied der Geschäftsprüfungskommission sass er zusammen mit zwei Vertretern des Studentenparlaments und drei Personen aus dem Umfeld des Vorstandes der Studentenschaft zusammen. Grundsätzlich waren nur zwei Punkte auf der Agenda: Die Erstellung eines Ruheraums an der Uni, der je nach Quelle 100’000 bis 200’000 Franken kosten und für den das Studentenparlament einen Kredit sprechen soll, und ein neues Organisationsreglement, das die Struktur der Studentenschaft regeln möchte. Meistens handelt es sich bei dieser Art von Unipolitik um eine recht biedere Angelegenheit; in diesem Fall war es aber eher belustigend, das Hickhack und die Grabenkämpfe zu beobachten. Als «Gast» der Sitzung konnte ich mich amüsieren, mitunter auch, weil so ziemlich jeder Angehörige der Universität mindestens einmal sein Fett abbekommen hat: Während ein Mitarbeiter der Universitätsverwaltung unverhohlen als Geizkragen bezeichnet wurde, weil er im adhoc, der Campusbar, nie Trinkgeld geben soll, wurden andere Studierende, Vorstände und Parlamentarier manchmal zu Helden und manchmal zum personifizierten Bösen gemacht. Insbesondere Letztgenanntes. Und natürlich ging es unterm Strich wieder einmal ums Geld. Kurzum: Studentische Unipolitik ist ein unerbittlicher Grabenkampf. Und inmitten dieses Gewühles um Geld und Macht steckt der Max, der neben seinen Chucks auch das gelbe Meister-Trikot der Borussia trägt.

weiter…

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