“…clap your fat!” – Paradies: Hoffnung

Wahrscheinlich habe ich den Film einfach nicht verstanden oder es gab wirklich nichts zu verstehen. Ratlos sitzt man nach dem letzten Teil der Paradies-Trilogie da und fragt sich, was das eigentlich alles sollte …

Aber von vorn: In diesem Film begleitet man Melanie, die Tochter von Theresa aus Paradies: Liebe, ins Diät-Camp. Offensichtlich ist sie mit ihren 13 Jahren bei einer Grösse von 1.65 m mit mehr als 80 kg zu schwer und muss dringend abnehmen. Zusammen mit anderen Teenies darf sie nun in engen weissen Sportklamotten zum unermüdlichen Trillern der Turnlehrerpfeife Purzelbäume machen, im Kreis rennen und nordic walken. Der Spass-Faktor ist, zumindest im regulären Betrieb des Camps, gering. Mit ihren Zimmergenossinnen hingegen baut sich so etwas wie eine Freundschaft auf; sie  reden über Sex, die sabbrigen Küsse mancher Jungs, spielen mit den Jungs im Camp Flaschendrehen und stehlen Süssigkeiten aus der Küche. Und ein weiterer Spassfaktor eröffnet sich ihr bald: Der Camparzt, gespielt von Joseph Lorenz, könnte zwar ihr Vater sein, dennoch schlägt ihr Herz bei seinem Anblick höher. So wartet sie praktisch jeden Tag vor seinem Sprechzimmer, wartet bei seinem Auto auf ihn und versucht ihn verzweifelt, zwischen Abtasten und Herztöne hören, zu verführen. Sie scheint ihm zu gefallen – sein Lächeln scheint das zumindest zu sagen und so macht sie sich Hoffnungen. Dies die Geschichte.

Natürlich gibt es kleinere Episoden, die die Hauptgeschichte ergänzen, doch im Grossen und Ganzen passiert – nichts. Der Film scheint ewig, zieht und zieht sich hin. Der Turnlehrer, der die Jugendlichen auf Vordermann bringen sollte, würde mit seinem Vokuhila, der Wampe und den unzähligen Tattoos auch am St. Galler Marktplatz nicht weiter auffallen; sportlich ist an ihm wohl nur sein Trainingsanzug. Das Camp an sich ist fragwürdig – “If you’re happy and you know it clap your fat!” als Motivationssong für dicke Kinder – ein echter Schenkelklopfer. Und auch Lorenz in seiner Rolle als Arzt mag nicht zu überzeugen. Sein Lächeln, dass er Melanie jeweils schenkt, verzerrt sein Gesicht zu einer hässliche Fratze, mit Zärtlichkeit oder Zuneigung hat das wenig zu tun. Zumindest bleibt einem dieses Mal Gruppensex und Kreuzmasturbation erspart, dafür darf sich die österreichische Dorfjugend an Melanie gütlich tun.

Das Ende ist auch hier, irgendwie offen und unbefriedigend. Hoffnung besteht wenig – weder für die grosse Liebe von Melanie zu ihrem Arzt, noch für die Kinder des Diätcamps, ihr Zielgewicht zu erreichen. Und zusätzlich dazu werden einem banale Lösungen aufgetischt. Alle im Zimmer von Melanie sind Scheidungskinder – aha, darum sind sie fett. Das Verhältnis zu ihren Eltern ist mehr als mässig – aha, noch ein Grund, dass sie alles in sich hineinstopfen. Erstes Mal mit 13 – natürlich, die einzige Möglichkeit für Bestätigung von aussen … Zwischen pubertierenden, dicken Teenies und unterdrückter Begierde erstickt schliesslich jegliche Hoffnung.


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