Die Prüfungs-Phase nähert sich ihrem Ende – viele kehren nach Hause zurück oder verreisen in die weite Welt. Doch was machen diejenigen, die St. Gallen auch den Sommer über treu bleiben? Klar, man kann in die Drei Weihern baden gehen. Doch vor dem Sprung ins kühle Nass gibt’s auch interessante Sommer-Kunst in St. Gallen zu entdecken.
Die Lokremise zeigt die Ausstellung Two Double Works von Anthony McCall, der es perfekt versteht mit einem Lichtprojektor eine ganz eigene Welt zu schaffen. Die Ausstellung besteht aus einem grossen, völlig verdunkelten Raum, in welchem man im ersten Moment nur einige Lichtstrahlen und das Surren der Projektoren bemerkt. Doch je mehr man in den Raum eintritt, umso mehr taucht man in eine Welt aus verschiedenen Lichtstrahlen ein. Besonders gelungen ist, dass die Lichtstrahlen verschiedene Licht-Formen im Raum bilden, welche aussehen als könnte man sie anfassen. Ein durch eine Maschine produzierter Nebel materialisiert nämlich scheinbar das Licht. Weil sich aber die Lichtstrahlen der Projektoren ständig bewegen, ist jede Form nur auf Zeit. Anthony McCall hat seine Installation mal mit den folgenden Worten beschrieben: „It is the first film to exist in real, three-dimensional space“. Tatsächlich vermittelt die Ausstellung ein ganz spezielles Raumgefühl. Tipp: mit Freunden hingehen und die Fotokamera mitnehmen, denn die speziellen Lichtverhältnisse bieten die Möglichkeit zu amüsant-kunstvollen Fotos.
Ebenfalls empfehlenswert ist die Ausstellung Flex-Sil Reloaded – eine Hommage an Roman Signer in der Kunsthalle St. Gallen. Alle, die schon mal von der Bibliothek in die Mensa liefen, wissen, wer Roman Signer ist… ja, der Typ in den sonderbaren Videos, die auf die Wand projiziert werden. Die Meinungen zu diesen Videos gehen an der HSG bekanntlich auseinander, doch unbestritten ist, dass Roman Signer einer der wichtigsten Schweizer Gegenwartskünstler ist. In der Ausstellung sind einige Werke von Signer, vor allem aber Werke von jungen zeitgenössischen Künstlern zu sehen, die in der einen oder anderen Form auf Signer Bezug nehmen. Eine Schwäche der Ausstellung ist, dass kaum Erläuterungen zum Hintergrund der einzelnen Kunstwerke vorhanden sind, wodurch der Bezug zwischen Signer und den jungen Künstlern oft unklar bleibt. Der Vorteil ist, dass dadurch die Phantasie der Besucher nicht eingeschränkt wird. Was sagt uns ein Lehmhaufen, unter dem ein Raclette-Ofen steht, welcher durch seine Hitze den Lehm gesprengt hat? Was will uns Roman Signer mitteilen, wenn er sein blaues Auto auf den Kopf stellt? Nun, gerade die Diskussion über solche Fragen ist ja das Schöne an der Kunst.
Wer so stark ins Grübeln kommt, dass ihm heiss wird, der kann sich auch kunstvoll abkühlen: im Grabenpärkli hat Signer einen Brunnen gestaltet, der sich perfekt für eine Abkühlung eignet.
2 Comments
Kunstliebhaberaberpleite
Wie siehts da mit den Eintrittspreisen aus?
Fabian Liechti
Es hat durchwegs auch Vorteile, dass St. Gallen keine Metropole ist; die Preise bewegen sich nämlich im humanen Bereich: Kunsthalle: Regulär CHF 7, Studi CHF 2; Lokremise: für alle CHF 5. Mehr Infos auf den jeweiligen Homepages.