Nach meiner letzten Prüfung hatte ich nicht viel Zeit mich für das Austauschsemester vorzubereiten. Die Wohnung musste abgegeben werden, Adresse geändert und am wichtigsten auch noch der Austausch geplant werden. Schliesslich ging es am 4. August los nach Singapur. Meinen Plan, im Nachtflug zu schlafen, um Jetlag zu vermeiden, mochten die zwei Kleinkinder in meiner Nähe nicht unterstützen und unterhielten mich über 12 Stunden mit ihrem Kreischkonzert. Angekommen um 6 Uhr früh im Sleepy Sam’s Backpackers Hostel, ging der Stress der ersten Woche schon los.
„5 Sterne Hostel“ – Sleepy Sam’s
Wir hatten eine Woche im Hostel gebucht, um während dieser Zeit eine Wohnung zu finden. Das Hostel hatten wir auf Empfehlung von Bekannten gebucht und auf der Webseite beschrieben sie sich als „5 Sterne Hostel“. Erwartet hat uns aber etwas ganz anderes – das Zimmer glich einer Abstellkammer, Sauberkeit war ein Fremdwort und die Dusche musste mit 50 weiteren Gästen geteilt werden. Die Lage war hingegen ziemlich zentral in der Arab Street – dem islamischen Teil von Singapur. In diesem Teil der Stadt fühlte man sich wie im Orient. Die Lokalitäten gingen von Shishabars über Halal Restaurants, bis hin zur Moschee direkt neben unserem Hostel. Der einzige Nachteil der Lage war, dass man jeden Morgen um 6 Uhr erzwungenermassen vom Muezzin geweckt wurde.
Wohnungssuche – Cash is King
Die Wohnungssuche in Singapur ist ein Ding für sich. Man sucht sich einen Makler, der einem die Wohnungen mit dem Makler des Eigentümers zusammen zeigt. Wenn man eine Wohnung will, füllt man das sogenannte bindende „Letter of intent“ aus und bezahlt direkt eine Monatsmiete Kaution. Wer zuerst oder mehr bezahlt, kriegt die Wohnung, darum sollte man die Kaution während der Besichtigung immer dabei haben, da sonst die Gefahr besteht, dass einem die Wohnung vor der Nase weggeschnappt wird (was uns tatsächlich auch passiert ist). Die Makler waren aber nur an der Agent’s Fee interessiert – dem Lohn den sie für den Abschluss eines Mietvertrags erhalten, der eine halbe Monatsmiete beträgt. Auch wurde uns ziemlich schnell klar das man sich nicht auf die Makler verlassen darf, da diese einen nur Abzocken wollen. Nach sechs Tagen, 25 Wohnungen und der wohl stressigsten Woche unseres Lebens hatten wir endlich eine wirklich gute Wohnung in einem neu erbautem „Condominum“ gefunden. Zur Ausstattung gehören unter anderem mehrere Pools, ein Fitness, Grillstellen, Whirpools, Saunas, Dampfbäder und eine wunderbare Aussicht auf die Marina Bay und das Meer.
Singapurianer haben zwei Hobbies, Geld machen und Essen. Mit diesem Zitat eines Einheimischen lässt sich Singapur ziemlich gut beschreiben. Da wir nicht hier sind um Geld zu machen, können wir uns wenigstens am zweiten Hobby aktiv beteiligen. Das Essen ist gut, günstig und es ist die ganze kulinarische Küche Asiens vertreten, also es gibt für jeden etwas. Speziell sind die sogenannten Foodcourts zu erwähnen. Dabei handelt es sich um Bereiche, bei denen viele kleine Restaurants gemeinsam angesiedelt sind. Dadurch kriegt man ein gutes Mittagessen schon für umgerechnet nur 5 Franken im sonst so teuren Singapur.
Asia Term – Die HSG und ihre Gerüchteküche
Vom Asia Term hatten mir einige ältere Kommilitonen abgeraten, es sei die HSG in den Tropen, man kommt nicht in den Kontakt mit Einheimischen, der Arbeitsaufwand sei extrem und vieles mehr. Weil ich unbedingt nach Singapur wollte, habe ich mich trotzdem angemeldet. Die meisten Gerüchte haben sich schon vor dem Austausch als falsch erwiesen. Die Vorteile zeigten sich schon sehr schnell, wir durften zum Beispiel unsere Kurse vor allen anderen Studenten auswählen, ohne am lästigen „first come, first served“-Biddingprozess teilnehmen zu müssen. Auch ergibt sich kaum Aufwand bei der Anrechnungsstelle, da einem von Anfang an alles durch die Betreuer des Asia Terms erklärt wird. Man merkt allgemein, dass das Programm der HSG wirklich viel bedeutet und ein enormer Aufwand dahinter steckt. Auf dieses Jahr wurde weiterhin einiges am Asia Term geändert, um es attraktiver zu gestalten, die Kurse wurden besser strukturiert, koordiniert und viel besser verteilt, damit man auch besser reisen kann und nicht der ganze Arbeitsaufwand im November zusammenkommt. Uns kommt das sehr entgegen. Den ersten Kurs, ein sehr interessantes dreitätiges Blockseminar über „Business Development“ in Asien, bei dem man Spannendes über die asiatische Geschäftswelt lernt, haben wir schon abgeschlossen und somit bereits einen guten ersten Überblick über Asien erhalten. Ob die Änderungen das gewünschte Ergebnis bringen werden, wird sich noch zeigen. Ich freue mich auf jeden Fall auf vier spannende Monate in Südostasien.
Bist auch du im Austausch und möchtest darüber berichten? Schreib uns an online@prisma-hsg.ch!