In 15 Sekunden überzeugen – oder auch nicht

Bereits im Vorfeld der ersten Veranstaltung sorgte SKILLTALKS, das HSG-Startup welches nach eigener Angabe „inspirierende Seminare zum privaten und beruflichen Erfolg“ organisiert, für Gesprächsstoff. In der Startwoche wunderten sich viele Assessis, was es wohl mit dem Stein im (sonst so funktionalen) Startpaket auf sich hat und ganz generell wirft die Eventreihe die grundsätzliche Frage auf, ob Studenten einer Uni, an welcher regelmässig hochkarätige Vorträge stattfinden (gratis und häufig inklusive Apéro), dazu bereit sind 20 Franken für eine 60 minütige Präsentation in „angenehmer Kinoatmosphäre“ zu bezahlen.

Es ist ein überwiegend junges und (selbst für HSG-Verhältnisse) ausgesprochen männliches Publikum welches sich am späten Mittwochnachmittag im Raum 09-012 versammelt hat, um sich von Roderich Hess inspirieren zu lassen. Liebe, Leben, Beruf — So überzeugst du dein Gegenüber in 15 Sekunden: Der Veranstaltungstitel weckt das Interesse vieler Studenten – der Talk ist ausverkauft.

All jene, die sich bereits darauf freuten ihr Objekt der Begierde am Abend an der Bar in nur 15 Sekunden von sich zu überzeugen, werden gleich zu Beginn enttäuscht: Hess betont, dass sein Input nur eine „Bedienungsanleitung“ sei. Bis man tatsächlich in 15 Sekunden zu überzeugen vermag, brauche es sehr viel Übung (nackt vor dem Spiegel). Zum Einstiegt demonstriert der Referent den Studierenden anhand von zwei kurzen interaktiven Aufgaben ihr verkrampftes Denken. Er propagiert Enthemmung und skizziert den Weg zu erfolgreicher Kommunikation, denn: „communication is key to success!“ Der Vortrag lebt vom Selbstbewusstsein des ehemaligen Gucci Managing Directors: Er steht kaum still, gestikuliert, schneidet Grimassen und referiert mit viel Humor in allen Stimm- und Tonlagen.

Prisma 005

Schade, dass er einen Grossteil seiner Präsentation  (27 Minuten!) mit qualitativ minderwertigen Youtubevideos füllt, die den bezahlenden Studierenden sowieso jederzeit online zur Verfügung stehen. Die Inhalte der Filmbeiträge sind teilweise deckungsgleich und stellenweise etwas langatmig. Keinesfalls sind sie so „klar und prägnant“ wie Hess uns zu kommunizieren empfiehlt. Mit fortschreitender Veranstaltungsdauer entfernt sich Hess immer stärker vom eigentlichen Thema und seiner Rolle als Speaker: Er übernimmt mehr und mehr die Funktion des Moderators zwischen zwei Youtube-Beiträgen, die allgemeine „keys to success“ illustrieren. Die eingangs versprochene Übungsanleitung für einen erfolgreichen 15-sekündigen Pitch bleibt, abgesehen von einem einem spezifischen Videoinput, eine vage Auflistung von meist bereits bekannten Erfolgsfaktoren.

Im Anschluss an die Präsentation thematisiert Victor Charlier, der äusserst engagierte Gründer des Startups, die beiden Fragen, welche während der Veranstaltung auf der SKILLTALKS-Facebookpage gepostet wurden. Hess bemüht sich um überzeugende Antworten, neigt aber auch hier dazu, vom eigentlichen Kern der Sache abzuweichen.  Apéro gibt es zwar keinen – dafür haben die Teilnehmer die Möglichkeit sich bereits ein Ticket für den nächsten Talk zu sichern. Viele wollen sich jedoch noch nicht auf einen erneuten Besuch festlegen – Preis und Leistung stehen für die meisten (noch) nicht in einem optimalen Verhältnis.

Das etwas ernüchternde Fazit: SKILLTALKS ist eine schöne Vision, meiner Meinung nach wurde an diesem ersten Event aber kein wirklicher Grundstein für zukünftige Erfolge gelegt.

Wer sich dennoch inspirieren lassen möchte, hier eine Auswahl der vorgeführten Videos: How To Pitch Anything In 15 Seconds, Zu seinen Fehlern stehen, 7 secrets to success of Steve JobsHow Not To Do It.

Fotos: Carlo Silberschmidt


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