Bei Kindesentführung wird einem als Kinogänger meistens etwas flau im Magen. Dass einem das Popcorn im Hals stecken bleibt und man es lieber stehen lässt, passiert aber eher selten – “Prisoners” schafft das.
An Thanksgiving wird die Tochter von Keller Dover, gespielt von Hugh Jackman, und ihre Freundin entführt. Die Kinder scheinen spurlos verschwunden zu sein. Der einzige Hinweis: Ein Wohnmobil parkte in der Nachbarschaft. Der Fahrer wird festgenommen und verhört – er scheint, auch für den Zuschauer, perfekt ins Klischee des pädophilen Entführers passt: ein kindliches Wesen, glatt rasiert, introvertiert und natürlich, ‘rapist glasses’. Doch nichts kann ihm nachgewiesen werden – die Polizei lässt ihn frei. Dover hingegen glaubt an seine Schuld – und nimmt das Ganze selbst in die Hand. Währenddessen versucht Inspektor Loki (es darf gelachtet werden), gepsielt von Jake Gyllenhaal, den Fall zu lösen und die beiden Mädchen zu finden. Dass ihm dabei oftmals mehr der Zufall hilft, als sein Geschick, ist zwar für den Zuschauer manchmal frustrierend, aber wie wir ja schon aus “Das Versprechen” wissen, ist Zufall und Glück bei einer Ermittlung alles.
Die beiden Hauptdarsteller Jackman und Gyllenhaal überzeugen und gut besetzt. Der Tick von Inspektor Loki ist zwar auf Dauer etwas anstrengend und irritierend, ebenso erinnern seine Tattoos eher an Ryan Gosling in “The Place Beyond The Pines” als an einen seriösen Polizisten, dennoch ist er sympathisch. Die diversen (teils doch etwas billigen – sie funktionieren leider trotzdem) Schreckmomente, seien dem Film verziehen. Schliesslich “unterhält” er nicht nur, sondern wirft auch Fragen auf – Wie weit darf man gehen, um seine Kinder zu retten? Ist Gewalt eine Lösung?
Nach mehr als 150 Minuten wünscht man sich dann aber doch nur das Ende herbei, einfach damit ein Ende da ist. Die Hoffnung auf Hollywoodkitsch hat man längst begraben; es soll nur aufhören. Diverse Twists helfen, den Zuschauer zu verwirren, man verliert die Lösung aus den Augen… Spannung ist also garantiert, aber spart euch das Geld für Popcorn!