Strategische Führung – Herausforderungen und Chancen in Zeiten des Wandels
Unter diesem Motto fand das 7. DocNet Symposium am 20. November am Executive Campus der Universität St, Gallen statt. Diese Veranstaltung, abgehalten im kleinen Kreis von etwa 70 Studierenden und Koryphäen aus Hochschule, Wirtschaft und Politik, stand dieses Jahr unter dem Thema Führung, Führungsfähigkeit und deren Vermittlung.
Who on earth was managing those banks?
Richtig – das war Mintzberg, aber im konkreten Fall wurde dieses Zitat von Dr. Jochen Gutbrod (CFO Holtzbrinck-Gruppe) benutzt, um sein Unverständnis als Manager eines nicht gelisteten Unternehmens gegenüber den kurzfristigen Denkmodellen vieler Banken und Unternehmen der Realwirtschaft auszudrücken. Faszinierend auch sein Statement zu Wachstum – «as outcome of good management, not an end by itself» – angesichts der starken Wachstumspostulate an der HSG, vieler Berater und mittlerweile auch Politiker ein interessanter Ansatz. Das Panel hingegen war sich einig, dass diese Krise durchaus zur Zeitwende (zumindest aus wirtschaftlicher Sicht) werden könnte, mit schweren langfristigen Verwerfungen (Arbeitsmarkt, Regulation, Industrielandschaft) auch hierzulande.
Wirtschaftsethik vs. Shareholder Value 1:0?
Ist nun die Wirtschaftskrise eine Führungskrise, bzw. reflektiert sie gar den Werteverfall in westlichen Gesellschaften? Dieses Themas nahm sich Dr. Martin Schmitt in seiner key note speech an, genauso wie das nächste Panel, besetzt unter anderem mit Peter Ulrich, der innovative Ideen von Unternehmen/Managern zu mehr gesellschaftlicher Verantwortung präsentierte. Anstelle eines erhofften heissen Kampfs um die Vorherrschaft von Wirtschaftsethik vs. Shareholder Value kam man aber schnell zum – gesellschaftlich sicherlich sehr lobenswerten, aber vermutlich kaum realisierbaren – Schluss, ein integriertes Geschäftsmodell als verpflichtend zu etablieren. Das schnelle Rauchen der Friedenspfeife hatte möglicherweise den Hintergrund, dass Professor Ulrichs grösste Widersacherin, Frau Ingrid Hofmann, eine echte Musterunternehmerin in Bezug auf Corporate Social Responsibility ist und kaum als Turbokapitalisten-Ersatz dienen konnte.
Risse im Weltbild und: Business-Studenten fehlt Leadership-Qualität
Diese Aussage von Frau Salt-Wetzstein, Geschäftsführerin einer führenden Personalberatung in der Schweiz, war nicht die übliche Lobeshymne, die ansonsten auf uns HSG-Studenten von vielen Seiten aus der Praxis hereinprasselt – denn Studenten heute wären sehr einförmig in Habitus und Denkweise, was (auch gemäss Economist vom 12.11.09) zu einförmigen grauen, rückgratlosen Manager-Mäusen führe. Das heile HSG-Weltbild bekam einen Riss. Dieser vergrösserte sich allerdings beim anschliessenden Apéro zu einem ansehnlichen Spalt, als mit guten Argumenten die Leistung von Strategieberatungen grundsätzlich in Frage gestellt – also eine weitere heilige Kuh der HSG geschlachtet – wurde. Genau dieses In-Frage-Stellen bzw. «Stören», wie Professor Spoun es in der Paneldiskussion nannte, sieht er als zentral für eine exzellente Ausbildung von Managern an; als Werkzeuge sozusagen, um Komplexitäten zu lösen.
Reflexion und Kreativität
Was sind nun konkrete Lösungsansätze? Da wären die Betonung von reflektierten, kreativen Arbeiten, um Studenten freies Denken und Handeln zu lehren (und da, das muss betont werden, hat die HSG mit ihrem Fokus auf Wiedergabe von Auswendiggelerntem wirklich noch Nachholbedarf!), aber auch die Betonung von verpflichtenden Regeln für Unternehmen und Manager, genauso wie freiwillige Kodices, die Verhalten steuern sollen. Das sehr spannende DocNet Symposium krönte zum Abschluss aber noch der Erfahrungsbericht von Eberhart Diepgen, dem regierenden Bürgermeister Berlins von 1984-1989 und 1991-2001, über den Mauerfall und die damit assoziierten strategischen Entscheidungen. Dank der hohen Qualität der Diskussionen, der relevanten Themen und natürlich der geladenen Experten wurde dieses Symposium zu einem vollen Erfolg.