Eine WG-Party veranstalten, aber durch Sponsoring nie in die eigene Tasche greifen müssen? Das Wer, Wie und Warum des neuen Marketingkonzeptes.
Soeben noch verzweifelt auf der Suche nach einem Plan für den Mittwochabend, da naht Rettung in Form einer Einladung zur nächsten Party: «Wir laden euch ein zu unserer legendären WG-Party! Ein Absturz garantiert!» Die Einladungen ähneln sich alle, handeln von Spass, Alkohol und einem unvergesslichen Abend. Doch seit kurzem ist wiederholt ein seltsames Phänomen aufgetreten. Die Aufforderung, etwas mitzubringen, ist von den Einladungen verschwunden. Auf Nachfrage beim Kollegen, wie das denn sein könne, erhält man die seltsame Antwort: «Wir haben Sponsoren.»
Sponsoring auf Bewerbung
Themenpartys in angesagten Klubs zu sponsern, ist für Getränkehersteller und auch die Tabakindustrie eine schon lange genutzte Werbe- und Testplattform. Und jetzt soll es das auch auf WG-Partys geben? Eine bessere Möglichkeit, um mit ihrer Hauptanspruchsgruppe, den jungen partyfreudigen Menschen, in Kontakt zu kommen, gibt es für die Getränke- und Tabakhersteller kaum. Wer sponsert und wie viel genau, ist jedoch eine schwieriger zu beantwortende Frage.
«Wir sorgen dafür, dass dein Kühlschrank voll ist, die Getränke kalt sind und der Abend legendär wird.» So wirbt die Partyguerilla GmbH, ein in Bayern gegründetes Start-up. Das Konzept funktioniert: Das WG-Party Sponsoring ist mittlerweile in drei Ländern und 51 Städten präsent, sponserte bereits 2250 Partys. Für ein Sponsoring bewerben kann sich jeder, der zwischen 18 und 30 Jahre alt ist, eine Party im privaten Rahmen feiern möchte und der Meinung ist, sein Party-Konzept sei kreativ.
Welche Produkte von Partyguerilla am Ende genau zur Verfügung gestellt werden, ist von der Anzahl Gäste und dem Austragungsort abhängig, da ihre Partner von Stadt zu Stadt variieren. Neben grossen Unternehmen wie Partyguerilla bieten auch kleinere Hersteller Sponsorings und Rabatte für Studentenpartys an, in St. Gallen etwa Schützengarten.
Wohnzimmer als Werbeplattform
Ob nun durch Facebook-Posts oder Fotos, namentliche Nennung der Sponsoren auf Einladungen oder durch das Verteilen von Werbematerial auf der Party – Werbung und Marktforschung sind letztendlich das Ziel der Sponsoren. Partyguerilla schickt sogar einen eigenen Fotografen vorbei, um die feiernde Menge beim Konsumieren abzulichten. Die Bilder, die der Student Brand Manager auf den Partys macht, werden ausschliesslich für interne Dokumentationszwecke genutzt und nicht an unbeteiligte Dritte weitergegeben.
Letztendlich scheint der Deal also kein allzu schlechter zu sein. Nüchtern betrachtet, erhalten die Sponsoren einen unverfälschten, direkten Einblick in das Konsumverhalten ihrer Kunden. Genau darum ging es auch den beiden Gründern von Partyguerilla, Maximilian Hauck und Patrick Häfner, um eine «Chance für Marken, auf den ausgefallensten Studenten-Partys mit dabei zu sein, ohne aufdringlich zu werden. Der Student bleibt dabei immer Herr seiner eigenen Party, es gibt keine werblichen Vorschrif- ten», sagten die beiden in einem Interview.
Es ist also kein einseitiger Profit, der hier erreicht wird, der Sponsor zieht auch seinen Gewinn daraus. Der Partygänger ist ein auf Konsumverhalten zu untersuchender potenzieller Kunde. Doch wie die Zahlen der Partyguerilla GmbH beweisen: Unter gewissen Bedingungen fungiert der Mensch gerne als Werbetrommel und Versuchskaninchen.
Bild: zvg
1 Comment
Hanna Ackermann
Nach langer Coronapause in unseren jungen 20igern haben wir uns überlegt die ganzen versäumten Geburtstage in einer fetten Party mit vielen Leuten ordentlich, gebührend und eskalativ zu zelebrieren. Da wir aber immernoch arme Student*innen sind können wir nicht das Ausmaß an Alkohol für diese Eskalation stellen und brauchen eure Hilfe um 150 Partygäste zufrieden zustellen und ihren durch Partyentzug zugeführten Kummer für eine einzige Nacht im Jahr zu vergessen. Wir wollen mit eurer Hilfe das Studentenleben ein erstes aber auch letztes Mal in diesem Jahr 2022 aufflammen lassen und der kleinen Studentenstadt Göttingen zeigen, dass wir das feiern nicht verlernt haben.