Auch Kinder flüchten

Viele Studenten engagieren sich für Flüchtlinge. Im Frühlingssemester 2016 sind Projekte und Initiativen mit Fokus auf Kinder geplant.

Guten Tag, wie geht es euch heute?» Von allen Seiten werden uns wiederholt freundliche, wenn auch etwas holprig klingende, Begrüssungen zugerufen. Überall sind Kinder und Jugendliche zu sehen, es wird gelacht und gesungen. Voller Leben und Energie scheint der Thurhof zu sein, ein Flüchtlingsheim im Kanton St. Gallen, etwas ausserhalb von Oberbüren. 131 der knapp über 170 Bewohner des Thurhofs im Januar 2016 sind sogenannte UMAs. Als UMAs werden unbegleitete minderjährige asylsuchende Kinder und Jugendliche bezeichnet. Diese Kinder befinden sich ausserhalb ihres Herkunftslandes und stehen weder unter der Obhut der Eltern, noch kümmert sich ein anderer Erwachsener um sie, dem die Betreuung des Kindes durch Gesetz oder Gewohnheit zufallen würde. 5,4 Prozent der im Jahr 2015 in der Schweiz eingetroffenen UMAs befinden sich zum heutigen Zeitpunkt im Kanton St. Gallen und somit auf dem Thurhof. Die Jugendlichen sollen hier durch ein Drei-Phasen-System bestehend aus Stabilisierung, Ausbildung und beruflicher Integration möglichst effektiv in die Schweizer Gesellschaft eingegliedert werden. Während eines Rundgangs über

den Hof werden wir jedoch auf die begrenzte Infrastruktur und die vorherrschenden Kapazitätsschwierigkeiten aufmerksam gemacht. Etwa 40 der älteren Jugendlichen müssen in einer Turnhalle schlafen und die hofeigenen Ausbildungsplätze reichen bei weitem nicht aus, um allen die Möglichkeit zu geben, sich weiterzubilden und einen Beruf zu erlernen. Auch auf personeller Ebene stösst der Thurhof an seine Grenzen: Etwa drei Viertel der UMAs sind traumatisiert, doch es stehen nur 14 Sozialarbeiter zur Verfügung.

Studenten engagieren sich

Wiederholt haben sich die HSG und ihre Studenten im Herbstsemester 2015 auf verschiedenste Art und Weise für Flüchtlinge engagiert. Neben dem Engagement der Taskforce für Migration, Brainstorming bei Students for Refugees und dem Sammeln von Kleiderspenden wurde im Oktober 2015 ein Fussballturnier von Studenten für Flüchtlinge organisiert. Auch für dieses Semester sind wieder Projekte geplant, bei welchen die Studenten sich engagieren können. In der ersten Hälfte des Semesters soll eine dreiteilige Aktion mit dem Namen «Engage» zur Unterstützung des Thurhofs gestartet werden.

In der ersten Semesterwoche wurde bereits eine Gruppe von motivierten Studenten zusammengestellt, welche während des Semesters einmal in der Woche zwei Stunden Nachhilfe am Thurhof geben wird. Ergänzt werden soll die Nachhilfe einerseits durch ein Götti-System zwischen einzelnen Studenten und UMAs und andererseits durch die Unterstützung der älteren Bewohner des Tuhrhofs bei der Erstellung von CVs sowie der Suche nach Schnupperpraktika. Durch eine enge Zusammenarbeit mit der Task Force Migration der HSG und durch die Unterstützung der Mitarbeiter des Thurhofs «hoffen wir, dass es uns gelingt, die Kinder und Jugendlichen möglichst zeitnah effizient unterstützen zu können und einen individuellen Austausch mit der St. Galler Bevölkerung zu fördern», erklärt Marius Wiesner, einer der Initianten von Engage. Der Rahmen wäre somit gegeben. Jetzt sind die Studenten am Zug.

Bilder zvg


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