Aus dem Semester der Entrepreneure

Seit dem letzten Semester hat sich die HSG dem Unternehmertum verschrieben und bietet ein Entrepreneurship-Programm an. Wir werfen einen Blick hinter die Kulissen.

Als sich im letzten Frühjahr die Studierenden der Assessment-Stufe nicht nur Gedanken über ihren zukünftigen Major machten, sondern auch über die «Zusatzqualifikation Entrepreneurship», bewarben sich mehr als 200 um die 60 Plätze des Programms. Dementsprechend erwartungsvoll lauschten die angehenden Unternehmer bei der Eröffnungsveranstaltung im Juli den Worten von Karl-Erivan Haub, Chef der Tengelmann-Gruppe. Auf seine Frage, wer bereits mit einer eigenen Geschäftsidee starten wolle, war die Anzahl der sich reckenden Hände noch überschaubar. «Zunächst möchte ich einige Geschäftsmodelle kennen lernen, später kann ich mir eine eigene Geschäftsidee gut vorstellen», meinte beispielsweise der Student Simon Kaiser. Ganz ohne klassische Vorlesungen kommen auch Unternehmer nicht aus. Neben den grundlegenden Aspekten zur Firmengründung bearbeiten sie kurze Fallstudien. Weniger konventionell ist anschliessend der Austausch mit echten Unternehmern: Christoph Magnussen, Gründer von smaboo – einem Startup für Botschaftermarketing – erläuterte eindrücklich die Höhen und Tiefen seiner Gründerphase. Zusammen mit anderen erfolgreichen Gründungen – wie beispielsweise getAbstract – wurden so alternative Wege zur typischen Karriere in Banken oder Beratungsunternehmen aufgezeigt.

Höhepunkt des Programms waren die Blockveranstaltungen im Break. Innerhalb zweier Tage sollten präsentationsfähige Geschäftsideen entwickelt werden. So verheissungsvoll sich das zunächst anhörte, so beschwerlich erwies sich das Pitchen, eine Lieblingsbeschäftigung der Entrepreneure: In kurzer Zeit soll eine Jury von einer Geschäftsidee überzeugt werden, beispielsweise um Investoren zu gewinnen. Die Studierenden machten sich an die Arbeit und entwarfen eine virtuelle Universität. Sie sollte ohne Campus auskommen, dafür eine interaktive Lernplattform im Internet anbieten. So könnten Raumprobleme vermieden und auch Kurse anderer Universitäten belegt werden. In der Jury war Otto Ineichen sofort überzeugt und bat Herrn Mohr um eine Stellungnahme. Dieser verteidigte artig die HSG, so dass das Urteil der Jury schliesslich lautete: tolle Idee, aber am falschen Ort. Am Ende der Veranstaltung blieben sowohl visionäre Ideen als auch handfeste Produktinnovationen, die zum Teil bis heute weiterverfolgt werden. Zwar musste verkraftet werden, dass bei solch einem jungen Programm noch nicht alles eingespielt war. Dafür hatten die Studierenden ein grosses Mitspracherecht und konnten so über die Form der Notengebung abstimmen. Allerdings ist die Anrechnung für den Bachelor bis jetzt nicht möglich. Wer Unternehmer werden will, muss eben ein bisschen mehr leisten.

Bis zum 27. März 2010 läuft wieder die Bewerbungsphase für einen Start im Herbstsemester. «Wer Kreativität, Motivation und Tatendrang mitbringt, kann vom Entrepreneurship-Programm vor allem im Hinblick auf die richtigen Herangehensweisen und zentralen Fähigkeiten als Jungunternehmer stark profitieren», so Dariush Daftarian, der seine eigene Marketingagentur leitet. Ob demnächst eine grosse Erfolgsstory an der HSG beginnt, bleibt ungewiss. Auch kann es nicht dabei bleiben, einigen Ausgewählten den Unternehmergeist einhauchen zu wollen. Statt immerfort Unternehmensverwaltung studieren zu müssen, sollten alle Studierende unserer Universität ein bisschen Unternehmertum schnuppern dürfen.


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