Die SHSG organisiert Events für und mit Studierenden. In dieser Ausgabe berichten wir über die Kleidersammlungsaktion und den Begegnungstag. Die beiden Anlässe entstanden in Zusammenarbeit mit Docnet.
Kleidersammlungsaktion
Die Kleidersammlungsaktion fand vom 6. bis 8. Oktober im Hauptgebäude der HSG statt. Gesammelt wurden Winterkleider, Sportkleider für das Fussballturnier am Begegnungstag, Hygieneartikel und Schreibwaren. Der Event war ein voller Erfolg. Es wurden drei Europaletten mit dringend benötigten Kleidungsstücken, Schuhen und Artikeln des täglichen Bedarfs gesammelt. Von der grosszügigen Spende waren nicht nur wir, sondern auch das Flüchtlingshaus Riethüsli überrascht. Eine solch grosszügige Spende gab es bis anhin noch nicht. Die Kleider befinden sich bereits alle vor Ort und haben den Flüchtlingen viel Freude bereitet. In Zukunft sind weitere solche Aktionen geplant.
Begegnungstag
Elf Uhr: Versammlung. Fast alle Studenten waren pünktlich, doch von den Flüchtlingen fehlte noch jede Spur. Sie kamen gut gelaunt eine halbe Stunde später und wühlten sich erst einmal durch die bei der Kleidersammlungsaktion gesammelten Sportkleider. Nachdem sich alle eingedeckt hatten, erfolgte nach der Zuteilung der Neuankömmlinge in die bestehenden Teams der Studierenden eine erste Annäherung. Die Sprachbarrieren gestalteten sich schwierig, doch Fussball wird auf der ganzen Welt gleich gespielt.

Zwischen den Spielen, beim Rauchen oder Verpflegen sowie in der Begegnungszone zwischen den Spielfeldern ergaben sich die ersten Gespräche. Es wurde viel gelacht und man versuchte, den anderen mit geschickten Ballkunststücken zu beeindrucken.
Das lang ersehnte Essen kam nach den Spielen an und bot einen runden Abschluss des Tages. Fleissige Helferinnen und Helfer bereiteten mit Frauen aus dem Flüchtlingshaus ein eritreisches Gericht zu. Es gab scharf gewürztes Fleisch, genannt Zigni, Reis, Fladenbrot und Gemüse. Traditionellerweise wird in Eritrea mit der rechten Hand gegessen. Für diejenigen, die mit den Fingern nicht so geübt und geschickt waren, standen aber auch Teller und Besteck zur Verfügung. Das Siegerteam, die «Löwen», durfte am Abend ihren Erfolg in einer Pizzeria feiern.
Portrait Abdullah
Abdullah (im Bild unten) ist 17 Jahre alt und stammt aus Somalia. Er strahlt über das ganze Gesicht, seine Mannschaft hatte soeben das Finale für sich entschieden. Er war neun Monate lang unterwegs. Der Zufall hatte ihn in die Schweiz gebracht, erzählt er. Es gefällt ihm hier gut, da er sich endlich wieder sicher fühlen kann.

Abdullah verliess vor zehn Monaten seine Familie. Er erzählte ihnen nichts von seinen Plänen, aus Angst, sein Vater könnte ihn davon abhalten, da er seinen Eltern und seinen neun Geschwistern gegenüber als Sohn Verpflichtungen hat. Er verliess Somalia und gelangte durch Äthiopien in den Sudan. Von dort aus begann er mit einem Auto die Durchquerung der Sahara. Nach 15 Tagen ging das Essen aus und das Wasser wurde knapp. Der Fahrer vermischte daraufhin das verbliebene Wasser mit dem Benzin, da es den Durst stille und den Bauch fülle. Abdullah lachte über unsere entsetzten Gesichter und meinte, dass er danach wirklich keinen Hunger mehr verspürt hätte.
Er gelangte nach Libyen und wollte von dort aus das Meer nach Italien überqueren. Doch das Boot trieb vom rechten Kurs ab und sie wurden von der libyschen Armee gefasst. Nach einem Tumult schossen die Soldaten auf das Boot, worauf es zu sinken begann. Abdullah rettete sich auf das Schi der Armee und wurde festgenommen.
In seiner Zelle waren 19 Männer auf engstem Raum eingepfercht. Manche mussten sogar im Sitzen schlafen, da es schlicht zu wenig Platz hatte. Die Männer wurden immer wieder aufgefordert, zu kämpfen. Abdullah liessen sie zum Glück in Ruhe, da er dafür nicht gross genug war. Er wollte auch nicht kämpfen, er wollte nach Europa. In einer Zelle eingeschlossen, näherte sich der Krieg immer mehr der Stadt. Nach fünf Monaten fühlten sich die Wärter vom Kriegsgeschehen so bedroht, dass sie alle rund 600 Gefangenen freiliessen und selber ohen.
Wieder frei, startete Abdullah den zweiten Versuch, in einem überfüllten Boot das Mittelmeer zu überqueren und gelangte diesmal erfolgreich nach Italien. Seit vier Wochen ist er in der Schweiz.
Für die Zukunft wünscht er sich ein Ökonomiestudium an der HSG absolvieren zu können, weshalb er auch am Begegnungsturnier teilnahm. Zudem spielt er gerne Fussball, besonders jetzt, nachdem er sich so lange nicht frei bewegen konnte und immer eingesperrt war.
