Buchvorstellung: NEXT – «Rettet den Zufall!!»

Zunächst erinnert nur der Titel des neuen Buches von Miriam Meckel an die MTV-Serie, bei der es auch um radikale Selektion geht. Beim Lesen wird jedoch schnell klar: Genau dies ist das Thema von «Next». Nur dass diesmal kein Sunnyboy für «nicht gut genug» befunden wird, sondern die gesamte menschliche Rasse.

Netzwerk unser, das du bist das Leben. Gepriesen werde dein System. Deine Zeit komme, deine Berechnung geschehe …» Der Klappentext, genauso viel versprechend wie die Autorin: Miriam Meckel.

«NEXT – Erinnerungen an eine Zukunft ohne uns» ist ein visionärbeängstigender Blick auf das, was nach uns kommt. Auf 300 Seiten nimmt die Autorin den Leser mit in eine Utopie ohne Menschen; Algorithmen beherrschen die Welt und der Mensch ist verantwortlich dafür, weil «er selbst die Anfänge geschaffen hat». Dabei erlebt der Leser die Reflexionen über den Übergang von Menschzeit zu Systemzeit aus zwei Perspektiven: Die Sichtweise «eines letzten Menschen» in dieser neuen Weltordnung ist der des «ersten humanoiden Algorithmus» nachgelagert.

Taucht man in die beiden Teile des Buches tiefer ein wird es spannend: So philosophiert der Algorithmus über die Menschen und ihren «Weg von der menschlichen hin zur mathematischen Daseinsform». Kontrollwahn und Überheblichkeit werden als letzte Zeichen der menschlichen Rasse ausgemacht. Während der «letzte Mensch» seine Gedanken fast nur philosophisch abstrakt und sehr sachlich äussert, kennt der Algorithmus das gesamte Gefühlsspektrum von wütend bis froh. Solche Ungereimtheiten und die vor allem im ersten Teil streckenweise langatmige Schreibweise werden mehr als aufgewogen durch die wohl wichtigste Aussage dieses Buches: Wir versuchen, fehlerfrei und optimal zu arbeiten, zu leben und zu sein, aber darin sind Computer besser als wir. Vielmehr sollten wir also zu dem stehen, was uns wirklich ausmacht: Freiheit samt Fehlerhaftigkeit!

Alles in allem ist NEXT wohl kein Buch, das man in einem Zug durchlesen sollte. Vielmehr kann man sich die einzelnen Kapitel für ruhige Minuten hernehmen, und über dieses, wohl hoffentlich doch unsriges, Jahrtausend nachdenken.

Next

Autor: Miriam Meckel
ca. 300 Seiten
Erschienen bei: rohwolt, 2011

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