Jeder, der den erforderlichen Notendurchschnitt von mindestens 4.5 im Assessment erbringt, erhält die Möglichkeit, sich für das Austauschprogramm mit den Partneruniversitäten der HSG zu bewerben. Wenn ich also im Austausch nun beispielsweise nach Paris möchte, muss ich nur noch ein weiteres Kriterium erfüllen: Ich benötige 100 Punkte im TOEFL-Test. Selbst wenn ich ein französisches Abitur hätte und Franzose wäre, würde ich noch diesen Nachweis meiner Englischkenntnisse benötigen. Und wenn ich einen Assessmentschnitt von beispielsweise 5.7, aber nur 99 Punkte im TOEFL-Test habe, dann darf ich mich logischerweise nicht einmal bewerben.
Es ist mir bewusst, dass die Universität vertraglich an diese Vorgehensweise gebunden ist. Aber dennoch muss es erlaubt sein, diese Verträge zu hinterfragen. Warum sollte für eine Universität in Frankreich oder Südamerika ein Englischnachweis erforderlich sein, wenn dort doch zumeist in der Landessprache gelehrt wird? Und warum ist jemand, der den TOEFL mit 99 Punkten absolviert hat, weniger qualifiziert als einer mit 100? Klar: Irgendwo muss eine Grenze gezogen werden, aber wäre es nicht sinnvoll, bei Wackelkandidaten ein persönliches Gespräch zu führen und ein einziges Mal in diesem Bewerbungsprozess die Kandidaten nach ihrer Motivation und menschlichen Eignung für den Austausch zu fragen? Stattdessen muss für teure $ 225 ein neuer Test gemacht werden, bis die erforderlichen 100 Punkte schliesslich erreicht sind. Und wieder haben wir eine Selektionierung nach finanzieller Potenz.
Einen grossen Gewinner gibt es allerdings: Die ETS, als Prüfer des Tests, macht jährlich rund $ 900 Mio. Umsatz – sie leben von den Verträgen der Universitäten. Schön also, dass diese Verträge irgendwem nützen.