Seit einem knappen Jahr haben sie das Sagen in der Studentenschaft: Shin Szedlak und Caroline Lebrecht. Trotz Tatendrang werden die Kisten langsam gepackt und die Kaffeevorräte aufgebraucht. Im Interview erzählen die beiden von ihrem Amtsjahr.
Caroline: Ich bin eindeutig wehmütig. Es hat seine Zeit gedauert, bis ich ein gewisses Verständnis für alle Prozesse und Problemfelder entwickeln konnte. Nun habe ich das Gefühl, an einem dummen Zeitpunkt aufhören zu müssen, da es noch viel anzupacken gibt. Grundsätzlich motiviert mich das aber, mein Wissen so gut wie möglich weiterzugeben. Das Amt ist zwar mit einer grossen Verantwortung verbunden, das Gefühl, mir eine negative Last aufgebürdet zu haben, hatte ich aber nie.
Shin: Bei mir ist das Ende der Amtszeit im Hinterkopf, aber bis dahin gibt es noch viel zu tun. Ich freue mich sehr auf die restliche Zeit, bin mir aber sicher, dass im Mai dann viel Wehmut aufkommen wird.

Shin: Die Belastung ist ziemlich gross, aber das wollten wir so. Es war uns auch immer bewusst, was auf uns zukommen wird, denn wir haben zu Beginn unserer Amtszeit unsere Ziele selbst definiert. Entsprechend war auch die Motivation gross, diese Ziele zu erreichen. Aber klar, für Privates und die Uni ist weniger Zeit übrig geblieben.
Caroline: Das ist so. Ich habe in diesem Jahr weniger Credits gemacht und auch mein Freundeskreis in Zürich hat mich sicher weniger zu Gesicht bekommen. Trotzdem kann es auch Vorteile haben, wenn man viel um die Ohren hat. So bin ich beispielsweise effizienter geworden und habe gelernt, meine Zeit besser zu planen. Alles in allem ist das Amt zwar sehr anspruchsvoll, oftmals ist es aber der eigene Ehrgeiz, der einen dazu verlockt, zusätzliche Aufgaben anzunehmen. So haben wir gewisse Events der SHSG von Grund auf neu organisiert, anstatt sie nach demselben Muster wie in den vergangenen Jahren durchzuführen. Dies steigert die Motivation im Team, ist aber auch um einiges aufwändiger. Die Belastung hängt also stark davon ab, welche Ziele man sich selber setzt.
Caroline: Unser Ziel war es, die SHSG wieder stärker ins Bewusstsein der Studierenden treten zu lassen. Denn wer mit seinen Anliegen nicht zu uns kommt, dem können wir auch nicht helfen. Dass die Massnahmen nicht umsonst waren, haben wir an der hohen Anzahl an Bewerbungen für die Jobs in der SHSG gesehen.
Als Kritik von Studierenden ist oftmals zu hören, dass der Einfluss der SHSG nur marginal ist. Habt ihr das Gefühl, aktiv etwas verändern zu können?Shin: Ja absolut, aber natürlich geht das nicht von einem Tag auf den anderen. Es ist wichtig, dass man sich konkrete Ziele setzt und diese langfristig verfolgt. Man darf nicht vergessen, dass wir als Studierende eine Hauptanspruchsgruppe dieser Universität sind. Auch haben wir neben der Interessenvertretung noch viele weitere Dienstleistungen, von denen alle Studierenden profitieren können.
Caroline: Es ist effektiv so, dass man viel mehr erreichen kann, als man zunächst vermuten würde. Wir haben Einsitz in allen wichtigen Gremien und dort auch ein Stimmrecht. Es besteht also die Möglichkeit, Einfluss zu nehmen.
Kannst du ein Beispiel nennen?Caroline: Wir sind unter anderem bei den Sitzungen der Berufungskommission dabei, die neue Professorinnen und Professoren wählt. Alle Kandidaten stellen sich dort vor und machen Probelektionen. Danach werden wir nach unserer Meinung gefragt und ich habe durchaus das Gefühl, dass diese bei den Entscheidungen der Uni relevant ist.
Caroline: Gut, dass du das ansprichst. In meinem Amt musste ich früh lernen, dass vieles mehr Zeit braucht, als zunächst erwartet. Als Aussenstehender sieht man nur eine Perspektive und merkt nicht, dass hinter einer simplen Aufgabe oftmals verstrickte Zusammenhänge stehen. Nach vielen Diskussionen haben wir uns deshalb entschlossen, anstatt einer klassischen App ein mobiles Template zu machen. Das heisst, dass unsere Homepage je nach Grösse des Geräts verschieden dargestellt wird. An der Gestaltung der Webseite arbeiten wir mit Hochdruck, das Template wird wohl eher das Projekt des nächsten Vorstands.

Shin: Das war für uns alles andere als lustig. Teilweise wurden wir auf Social Media gar persönlich angegangen. In dieser Phase war es sehr wichtig, eine gewisse persön- liche Distanz zu wahren. Gut geschlafen habe ich dennoch nicht. Rückblickend betrachtet war es aber auch eine der lehrreichsten Phasen der Amtszeit.
Caroline: Es war definitiv eine sehr intensive Zeit und niemand von uns hatte mit einer derart heftigen Reaktion gerechnet. Ich werde in Zukunft deutlich vorsichtiger sein, vor allem im Umgang mit Social Media. Grundsätzlich hat uns diese Erfahrung aber alle gestärkt und abgehärtet.
Shin: Es haben über 500 Studierende bei der Umfrage mitgemacht und zum Teil auch ihrem Ärger Luft verschafft. Die Lehre ist eine grosse Baustelle und für uns Studierende das wichtigste Gut. Auf der Grundlage der Resultate können wir nun bei der Universitätsleitung und den Programmleitungen für die Interessen der Studierenden einstehen. Ich bin überzeugt, dass wir da auf einem guten Weg sind, auch dank dieser Umfrage.
Nach dem Rückblick wollen wir nun in die Zukunft schauen. Was könnt ihr dem zukünftigen Präsidententeam mit auf den Weg geben?Caroline: Sie sollen die Zeit nutzen, um etwas zu verändern und sich selber zu entwickeln. Auch sollen sie keine Angst haben, Fehler zu machen. Denn intensiv ist die Zeit so oder so, aber genau deshalb auch so spannend.
Shin: Wichtig ist auch, dass der Zusammenhalt im Vorstand gepflegt wird. Nur so kann effizient und in einem guten Klima gearbeitet werden.
Caroline, du arbeitest ja am Flughafen Zürich und siehst die Leute tagtäglich in die Ferne schweifen. Und du, Shin, bist bereits viel gereist, wie im letzten prisma-Interview zu erfahren war. Nun seid ihr beide im sechsten Studiensemester. Wie sieht euer Plan in der näheren Zukunft aus – „Uf u dervo?“Caroline: Schön wär’s! Ich werde der HSG noch ein bisschen treu bleiben und ein siebtes Semester machen, um einige Ergänzungsleistungen zu absolvieren und die Bachelorarbeit zu schreiben.
Shin: Ich werde nun ein Jahr nicht an der HSG sein, aber wenn ich für den Master zurückkomme, werde ich auf jeden Fall wieder ein Amt in der SHSG übernehmen. Diese Institution ist mir sehr ans Herz gewachsen.
Hand aufs Herz: Würdet ihr das Amt noch einmal machen?Shin: Auf jeden Fall!
Caroline: Dem kann ich mich nur anschliessen.