Gabriel Palacios, Magier, Mentalist und Hypnotiseur, lebt vom Geschäft mit der Illusion. Er war bereits Teilnehmer bei «The Next Uri Geller» und hatte mehrere Fernsehauftritte, unter anderem im ZDF, im KiKa und im Schweizer Fernsehen. Doch die Frage bleibt: alles nur Tricks?
Für ihn ist Illusion das Vorspielen einer Tatsache, die in dieser Form nicht existiert. Die Magie oder das Performen von so genannten Tricks zeigt dem Zuschauer etwas, was er noch nie zuvor gesehen hat: etwas «Unmögliches». Jedem ist bewusst, dass alles «nur ein Trick» ist, aber gleichwohl scheinen wir vom «Kunsthandwerk Magie», wie Gabriel es bezeichnet, angezogen. «Die Magie lässt uns die Aussenwelt vergessen. Der Magier lässt uns wieder staunen wie kleine Kinder und fasziniert mit seinen Künsten.» Magier sind Meister der Täuschung und Illusion, was ihnen nicht nur in der Show weiterhilft: «Menschen wie ich, die mit Magie gross geworden sind, haben es im Leben oftmals einfacher als andere. Sie können die Aufmerksamkeit anderer steuern. Genau das ist ja der Kern der Magie: Ich lenke die Achtsamkeit des Zuschauers auf meine rechte Hand, während ich mit meiner linken etwas verschwinden lasse.» Manchmal lasse er beim Bezahlen im Restaurant die Zehnernote herumschweben, so Gabriel. Es gäbe aber einige Kollegen, bei denen die hilfreichen Täuschungen in eine Art Sucht ausarte: «Die können nicht mehr abschalten, ständig wird getrickst und getäuscht. Sogar ihre eigene Person verstecken sie hinter einer Illusion. »
Mentalismus als Geschäftskonzept
Mit der Entwicklung der iPhone-App «Inside the Magic» und der Gründung einer Beratungsfirma hat er sich aber von der Magie als solche verabschiedet. Seither konzentriert sich Gabriel vermehrt auf so genannte «Infotainment- Shows» und Seminare. Der Mentalismus steht dabei vermehrt im Zentrum. Doch was ist Mentalismus? Gabriel demonstriert mir das mit einem sehr einfachen, aber spannenden Experiment: Er legt einen Würfel vor mir auf den Tisch und bittet mich, mir eine Zahl auszusuchen. Sobald ich eine gewählt hätte, solle ich den Würfel hinlegen und ihn mit beiden Händen verdecken. Er versichert mir, dass es weder Spiegel noch versteckte Kameras gäbe. Auf mein Zeichen dreht er sich um und beginnt mir laut vorzuzählen, wobei er für jede Zahl einen Strich von rechts nach links in die Luft zeichnet (Anmerkung der Redaktorin: Ich wählte die Nummer zwei). Nach zwei-, dreimaligem Wiederholen des Vorgangs kommt er zum Schluss, dass die Zahlen vier bis sechs nicht in Frage kämen. Erneut zählt er mir laut vor, diesmal nur mit den Zahlen eins, zwei und drei. Dabei platziert er die Eins links oben, die Zwei in der Mitte und die Drei unten rechts. Er muss nicht einmal ganz fertig zählen, schon weiss er, dass ich die Zwei ausgewählt habe. Erstaunt und verunsichert hebe ich die Hände, und da liegt sie, die Zwei. «Dein Blick hat dich verraten. Als ich bei der Zwei war, hast du zwischen der Eins und der Drei hin- und hergeschaut. Du wolltest also etwas verbergen. Bei der Drei war deine ganze Anspannung weg und da war ich mir sicher», erläutert mir Gabriel, nicht ohne den Anflug eines triumphierenden Grinsens.
Der Trick hinter dem Trick
«Das Schöne ist, dass die Leute immer denken, Mentalismus sei eine Illusion. Sie können oder wollen nicht einsehen, dass der Mensch im Prinzip so ein plumpes Wesen ist, dass man ihn mit ein wenig Übung leicht durchschauen kann. Ich kann zwar nicht Gedanken lesen, trotzdem weiss ich, wie das Gedächtnis und das Denken der Menschen funktionieren. Ich lese die nonverbalen Signale und kann sie dementsprechend deuten.» Wenn man Gabriel eine Weile zuhört, wie er über Mentalismus spricht, erweckt es den Eindruck, als ob alles gar nicht so schwierig und die menschliche Psyche ein offenes Buch wäre. Tatsächlich steckt aber viel Übung und Arbeit dahinter: Ein Auge fürs Detail sollte man haben, aber auch die Fähigkeit, Wahrgenommenes schnell zu verarbeiten. Auch Gabriel hat sich das nicht alles selber beigebracht: Das Wissen hat er von seinen Mentoren, deren Namen er mir leider nicht verraten will.
Die Show ist noch lange nicht zu Ende
Gabriel verfolgt zurzeit mehrere Projekte und hat auch in Zukunft Grosses vor: Neben seinem Büro in Bern, wo er unter anderem Einzelsitzungen abhält, veranstaltet er Seminare, Kurse und ist sogar im Coaching- und Consultingbereich tätig. Ein Magier/Mentalist im Consulting und Coaching? Mag sich der ein oder andere fragen. Gabriel Palacios vertritt die Ansicht, dass Kenntnisse über die nonverbale Kommunikation und zwischenmenschliche Interaktionen überzeugender sind als Fachwissen allein. Er vermittelt Überzeugungskraft, sicheres Auftreten und auch einige weitere «Tricks», womit zum Beispiel auch das Lernen für Prüfungen einfacher gehen soll.
Lernen mit dem Gedächtnispalast
Das Konzept ist vor allem in seiner Branche bereits weit verbreitet: Es nennt sich «Gedächtnispalast». Laut eigenen Angaben konnte er so innerhalb einer Stunde 20 Seiten Französischvokabular lernen und erhielt die Note 5,5. Doch wie kann das funktionieren? Dafür stellt man sich das Gedächtnis als einen Ort oder ein Gebäude vor, das man sehr gut kennt (z.B. das eigene Zuhause). Jeder Gedanke, an den man sich erinnern muss, wird mit einem Gegenstand oder einem Platz verknüpft: Wichtige Gesetzesartikel könnte man so beispielsweise in der Küche verteilen. Muss man sich an einen dieser Gedanken erinnern, erinnert man sich an dessen Ort im Gedächtnispalast. Dieser Gedächtnispalast kann immer wieder verwendet werden, ohne dass man sich jedes Mal eine neue Struktur einprägen muss. Mit ein wenig Übung kann diese Methode helfen, sehr grosse Mengen an Informationen in immer kürzerer Zeit auch längerfristig im Gedächtnis zu behalten, um sie bei Bedarf genau abzurufen.
Man wird sicher noch vermehrt von Gabriel hören. Ob er mit der Realisation seines noch in Planung befindlichen «einzigartigen» Flirtportals durchstartet oder eines seiner anderen Projekte ihn wieder in die Medien katapultiert: Der Magier, Mentalist und Hypnotiseur hat noch lange nicht ausgezaubert.