Alle Studierenden gegenüber der Universität, den Behörden und der Öffentlichkeit vertreten, repräsentative Aufgaben wahrnehmen, Einsitz in unzählige Gremien nehmen und die gesamte strategische Führung der SHSG verantworten – in etwa so sieht der Stellenbeschrieb des SHSG-Präsidiums aus. Lukas Zumbrunn und Irina Kopatz lauten die Namen der zwei Studierenden, die sich dieser Mammutaufgabe in der Amtsperiode 21/22 stellen. Obschon sie sich erst seit dem gemeinsamen Kennenlern-Wochenende der SHSG im Oktober kennen, passte die Zusammenarbeit und Teamdynamik von Anfang an so gut, dass sie sich entschieden, gemeinsam im Februar für die Wahlen anzutreten.
Wandern oder Velo?
Bei einer Runde «Wer würde eher…?» spürte man, dass sich das Präsidial-Duo bestens versteht, sowohl in Bezug auf ihre neue Aufgabe wie auch privat. Geantwortet wurde immer blitzschnell und es schien sowieso und ohne jegliche Diskussion klar, zu wem die Beschreibung von «Wer würde eher» besser passt. Die wenigen Ausnahmen, bei denen nicht geschlossen geantwortet wurde, bestätigen ja bekanntlich die Regel. Beides überpünktliche Frühaufsteher mit engagierter, präziser Arbeitsweise und einem Hang zur direkten Kommunikation – die Zusammensetzung des SHSG-Präsidiums passt wie die Faust aufs Auge: «Wir merkten schnell, dass wir auf der gleichen Wellenlänge sind». Einzig bei der sportlichen Frage, ob ein zukünftiger, Corona-konformer Ausflug des SHSG-Vorstandes aus Wandern oder Fahrradfahren besteht, herrschte Uneinigkeit. Eines ist immerhin klar, eine Autoreise wird es wohl eher nicht werden, denn sie haben beide keinen Führerschein, wie bei der Frage «Wer ist der/die bessere Autofahrer/in» nach schallendem Gelächter klar wurde.
Die Qual der Wahl
Anfang März war es so weit, nach Wochen des Wahlkampfs und der Ungewissheit wurden Lukas Zumbrunn (2. Semester MIA) und Irina Kopatz (6. Semester BLaw) zum neuen Präsidenten und der neuen Vize-Präsidentin der Studentenschaft der Universität St.Gallen gewählt. Obwohl sich das Team Zumbrunn/Kopatz keiner direkten Gegenkandidatur ausgesetzt sah, war der Wahlgang alles andere als reine Formalität. Mangels andererWahlkampfteilnehmenden wurde die Anmeldefrist und dadurch die Wahl nämlich um die pflichtmässige Nachfrist nach hinten verschoben, was zusätzlich Unsicherheit schuf. «Es war ein komisches Gefühl», erinnern sich die neu gewählten Vorstehenden der SHSG an den Wahlprozess zurück. Nicht zuletzt sorgte der Instagram Account hsg.hannibal mit der Andeutung einer möglichen Kandidatur für Aufmerksamkeit während der letzten Etappe der Wahl. Schlussendlich blieb jedoch eine Gegenkandidatur aus und das Zweiergespann Zumbrunn/Kopatz wurde am 11. März ohne Gegenkandidatur in stiller Wahl zum neuen SHSG-Präsidium gewählt.
Proaktive Kommunikation
Die beiden blicken dennoch zufrieden auf den Weg bis hin zur gewonnenen Wahl zurück und rechnen den Wahlsieg ihrer proaktiven Kommunikationsweise zu: «Wir haben von Anfang an klar kommuniziert und gezeigt, dass wir engagiert sind und es mit der Kandidatur wirklich ernst meinen – vielleicht hat sich auch deshalb kein anderes Team noch spontan zur Wahl aufstellen lassen». Mit dieser Kommunikationsstrategie wollen sie dann auch während ihres Amtsjahres Erfolge verzeichnen können und legen deshalb besonders grossen Wert auf eine vertrauensvolle Teamarbeit im Vorstand, eine Kultur der konstruktiven Kritik und eine generell offene und ehrliche Kommunikation, sowohl innerhalb als auch ausserhalb des SHSG-Hauses. «Unser Ziel ist es, mit der SHSG wieder näher an die Studierenden, die Vereine und die Universität heran zu treten und gemeinsam die auftretenden Probleme anzugehen», gibt Irina zu Wort und fügt an: «Die Studierenden sollen sich von der SHSG ernstgenommen und gut vertreten fühlen». Als Präsidium der Studentenschaft sei es besonders wichtig, nahe bei den Studierenden, deren Interessen und Wahrnehmungen zu sein – besonders in einer solch turbulenten Zeit wie während der Corona Pandemie, in der ein persönlicher Kontakt und der direkte Austausch untereinander ohnehin schwer ist.
Das Unvorhersehbare planen?
Covid-19 wird auch während der Amtszeit 21/22 die SHSG stark beschäftigen. Besonders die Einarbeitung des neuen Vorstandes, mit dem das Präsidium gemeinsam in enger Zusammenarbeit die Geschicke der SHSG leitet, ist über virtuelle Meetings und online-Treffen schwierig zu gestalten. «Wir hoffen, so bald wie möglich ein physisches Treffen in möglichst kleinem Rahmen unter strenger Beachtung der gesundheitlichen Richtlinien durchführen zu können», sagt Lukas und verweist auf das besondere Arbeitsverhältnis, welches den Vorstand der SHSG auszeichnet. Die insgesamt sechs Vorstandsmitglieder, in der kommenden Amtsperiode drei Frauen und drei Männer, kennen sich zwar alle – mehr oder weniger flüchtig – aber angesichts der zukünftig eng ineinander verwobenen Aufgabenfelder ist ein besseres Kennenlernen abseits von PC-Bildschirmen und Webcams nicht nur wünschenswert, sondern auch bitter nötig. Als wäre es nicht ohnehin genug schwierig, machen die Pandemie-Umstände nahezu jegliche Planung unmöglich – besonders für den notorischen Planer Lukas eine Konfrontationstherapie mit spontanen Zoom-Meetings.
Demokratie
Verständlicherweise wünschen sich die beiden für die kommende Zeit deshalb nichts sehnlichster, als dass ein Ende der Corona-Zeit in greifbare Nähe rückt. Ein Lichtblick am Himmel, der immerhin teilweise den Austausch mit den Studierenden ermöglichen soll, stellt die Veröffentlichung der neuen SHSG Campus-App dar, die gleichzeitig eine der letzten Amtshandlungen des alten Präsidiums Zengin/Jouini sein wird. «Klar wollen wir die App weiter ausbauen», verspricht die HR-Verantwortliche Irina und schwärmt von den unzähligen Vorteilen und direkten Interaktionsmöglichkeiten, welche die App den Studierenden bringen soll. Genau diese Interaktion ist es, auf welche sich die beiden in ihren Ämtern am meisten freuen. «Ich sehe es als absolutes Privileg, die Studierenden und ihre Interessen und Ansichten vertreten zu dürfen», ergänzt Lukas. Es sei ihnen ein Anliegen, möglichst viele Interessen in ihre Entscheidungen miteinzubeziehen und so haben sie zur gescheiterten Umbenennung der SHSG in «Studierendenschaft» denn auch beide einen klaren Standpunkt: «Die Entscheidung ist demokratisch legitimiert und das ist uns wichtig, egal welches Resultat schlussendlich herauskommt». Beiden ist es wichtig, alle Studierenden zu repräsentieren und sie verweisen darauf, dass eine Namensänderung nicht alles bedeutet – Lukas sieht beispielsweise den ersten Pride Month der HSG im letzten Herbst als «grossen Schritt, auf welchen man aufbauen muss». Auch die Änderung der Statuten in eine gendergerechte Form sei diesbezüglich ein wichtiges Zeichen gewesen, ergänzen beide.
Startschuss
Bis zum 1. Juni haben beide noch einiges an Vorbereitungsarbeit zu leisten, blicken aber voller Vorfreude auf ihre neuen Aufgabengebiete und die Zusammenarbeit. Wir wünschen ihnen bereits jetzt viel Erfolg und gutes Gelingen am Steuer der SHSG – allzeit gute Fahrt und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel!