Die neue Mensa macht einen schicken Eindruck, aber kann man denn darin genauso gut essen? Wir haben’s mit leerem Magen und vollen Hoffnungen getestet – und unser Tablett mit gemischten Gefühlen wieder zurückgegeben.
Wenn man mit einem Österreicher zum Mittagessen geht, dann darf man nicht zimperlich sein – vor allem nicht, wenn es um Wiener Schnitzel geht. Denn das ist dem Ösi sein Martyrium. Wir sitzen also in der neuen Mensa im A-Gebäude, es ist Startwoche und vor uns liegt das «Panierte Schweineschnitzel». Allein schon das bewusste Verschweigen der altehrwürdigen Kaiser-Hauptstadt in der Namensgebung missfällt der österreichischen Seele und kann höchstens damit erklärt werden, dass den Austrophoben unter uns HSG-Studenten womöglich die leidige Diskussion vom Unterschied zwischen Wiener Schnitzel und Schnitzel Wiener Art erspart wird. Doch als der Mann aus der Alpenrepublik den ersten Bissen zu sich nimmt, kommt es noch viel schlimmer: «Mein österreichischer Körper stösst so etwas ab!», sagt er kurz und knapp und legt das Besteck auf den Teller. In einem nostalgischen Rückblick erscheint ihm für einen kurzen Moment selbst das höchstens als solide eingestufte frühere Schnitzel aus der alten Mensa wie eine wahre Gaumenfreude. Aber ein derart schwammiges Schnitzelfleisch und die viel zu helle Panade, wie wir sie an diesem Mittag vorfinden müssen, hätte die namentliche Verbindung zu Wien im Nachhinein tatsächlich nicht verdient. Eine Majestätsbeleidigung! Das machen auch die blassen und ungesalzenen Pommes nicht wieder gut. Und der stolze Preis von CHF 12.50 tut dies schon gar nicht. Das erste Gericht in der neuen Mensa ist also ein Reinfall.
Unser Favorit: Das Tagesgericht
Aber wir geben noch nicht auf. Schliesslich steht noch das Tagesgericht auf der Karte, der Hirschwildvogel mit Spätzle und Rotkraut. Und hier muss man sagen, das ist gute Mensakost, die absolut in Ordnung geht. Den Preis von CHF 8.50 (zugleich gibt’s neu auch das Migros-Budget-Menü für täglich 7 Franken, das nach allgemeinem Umhören auch von zufriedenstellender Qualität ist) kann man irgendwie verkraften, man hat eine warme Mahlzeit und wird satt. Nur eine Frage beschäftigt uns doch sehr: Warum nur muss das Fleisch aus Neuseeland kommen?
Keine Experimente!
Nach diesem freudigen Ereignis werden wir nun ein wenig exotischer und bestellen das Wok-Gericht Szechuan. Doch das Experiment schlägt fehl, qualitätsmässig sind wir nun wieder auf dem Schnitzellevel angelangt. Der Verzehr der Vielzahl von verkochten Rindfleischklumpen ist erst nach endlosem Kauen möglich, der Reis nicht gerade aussergewöhnlich, und dass dem Gemüse jegliche Vitamine abhandengekommen sind, erkennt man nicht nur an der wenig vorhandenen Farbe, sondern leider auch am Geschmack. Wir müssen wohl oder übel den halben Teller stehen lassen und den zweiten Reinfall feststellen.
Günstigere Getränke
Was uns hingegen sehr positiv auffällt, sind die neuen Getränkepreise. 0.5 l offenes Getränk kostet nun CHF 1.50, das ist durchaus akzeptabel, für die 0.3 l grossen Gläser zahlt man CHF 1. Da greift man doch gerne zum hausgemachten Eistee und der etwas komische Nachgeschmack des vorhergehenden Mahls ist schon fast wieder vergessen.
Dahoam is dahoam
Nach einer Stunde Aufenthalt im kühlen Interieur der neuen Mensa, die dennoch auf angenehme Weise zum Verweilen einlädt, bleibt uns deshalb folgendes Fazit: Man kann durchaus in die Mensa gehen, wenn man sich auf das Budgetmenu beschränkt. Da geht man kein Risiko ein und das Preis-/Leistungsverhältnis stimmt allemal. Doch in der Zubereitung von ambitionierten Gerichten scheint sich die neue Mensa von der alten nicht stark zu unterscheiden, vielmehr lädt sie zum Selberkochen und Experimentieren in der eigenen Küche ein. Und für alle Österreicher ist eines sowieso völlig klar: Das Leibgericht isst man halt doch am besten dahoam.