Nach der gewaltsamen Verbannung von Plastikbechern und der Hetzkampagne gegen Fleisch in der Mensa plant oikos den nächsten Coup gegen die HSG-Studenten und -Mitarbeiter, die auf viel zu grossem Fuss leben. Getarnt als grün-romantische Studenten-Initiative greift die Untergrundorganisation die innerste Identität des gemeinen St. Galler Studenten an: das Recht auf Konsum und Überkonsum, gedankenlose Abfallentsorgung, ein saftiges Stück Fleisch zum Frühstück und die Freiheit, mit 100 Sachen die Dufourstrasse runterzudüsen.
Die vollständige Befreiung der HSG von Müll soll noch in diesem Monat eingeleitet werden. Sämtliche Mülleimer zwischen Sporthalle und Bibliothek werden mit solarbetriebenen Überwachungssystemen ausgestattet, die feststellen, ob der Müll richtig getrennt wird. Verstösse werden mit Einzelhaft im eigens dafür erbauten stromlosen Gebäude 23 sanktioniert. Dies wurde mit der Unileitung vereinbart, die im Gegenzug in ihrem Nachhaltigkeitsbericht erwähnen darf, dass sie die grünste Uni der Schweiz sei.
Doch im Vergleich zu den geplanten Öko-Schikanen im Rahmen des Plans «Grüner April», der prisma exklusiv vorliegt, sind diese Massnahmen noch immer harmlos. Weil die Skriptekommission sowohl wegen ihres Papierverbrauchs als auch dem Inhalt der Skripte gleich zweimal gegen die Müll-Nulltoleranz verstösst, wird sie Konkurs anmelden müssen. 26 Arbeiter, die deswegen ihre Stelle verlieren, wollen gemeinsam in den Ökostreik treten und nur noch Steaks und Bratwürste essen – bei voll aufgedrehter Heizung. Die schlagkräftige Öko-Organisation wird nicht ruhen, Angst und Schrecken auf dem Campus zu verbreiten: Es sollen Spitzel angeheuert werden, die Verstösse gegen die Umwelt von der geheimen Benzinschleuder in der Garage bis zum Konsum von nicht zertifiziertem Kaffee ahnden und dem oikos-Zentralkomitee zur Kenntnis bringen. Die sympathisch lächelnden Mädchen, die jeden Mittwochmorgen vor der Uni mit Flyern von Elephant und Backstage die Umwelt terrorisieren, sollen in einer Nacht-und-Nebel-Aktion vom oikos-Maskottchen Paul Arbère entführt und nur gegen die sofortige Einstellung aller Pendel- und Dienstreisen freigelassen werden. Das Platzproblem ist gelöst!
prisma als gedruckte Stimme der Freiheit wehrt sich vehement gegen dieses Diktat und fordert Papier und Müll für alle!