Die Nische zwischen den Beinen der Frau

Für viele Menschen ist der weibliche Menstruationszyklus oder natürliche Verhütung ein Graus. Frauen ärgern und Männer ekeln sich. Doch Menstruation ist auch ein Geschäft, das weiss Bea Loosli. Sie ist mit ihrem Online-Shop Ladyplanet an der Spitze des Verhütungsbusiness.

Angefangen hat Bea Loosli mit ihrem Online-Shop ladyplanet.ch, wo sie primär Menstruationstassen (eine Art natürlicher Alternative zu Tampons) und Geräte zur Vereinfachung von natürlicher Verhütung anbietet. Während Ersteres durch ein schweizweites, exklusives Vertriebsrecht vor Imitation geschützt ist, grenzt sich Zweiteres durch geschickte Produktegestaltung von anderen Anbietern ähnlicher Geräte ab: «Wer bei mir so ein Gerät für circa 400 Franken kauft, bekommt auch persönlichen Support während der Umstellungsphase, weg von der hormonellen Verhütung. Dahinter stecken meist ganze Lebensgeschichten und ich kenne meine Kundinnen dadurch sehr gut.» Loosli kann dabei auf eigene Erfahrungen aus über 15 Jahren natürlicher Verhütung zurückgreifen und hat neben diesem Kompetenzvorsprung einen entscheidenden Kostenvorteil: «Viele Frauenärzte haben schlicht keine Zeit, interessierte Patientinnen betreffend natürlicher Verhütung genauer zu beraten. Keine Krankenkasse bezahlt so etwas. Sie verweisen immer öfter auf Ladyplanet.»

Intuition haben, Rest kaufen

In der weiteren Ausgestaltung des Wertschöpfungsprozesses folgt Loosli betreffend den Supportprozessen einem einfachen Credo: «Ich bin die Königin des Outsourcings.» Die Logistik samt Versand lässt sie mittlerweile durch die Stiftung Züriwerk machen, genauso wird das Marketing durch einen externen Dienstleister übernommen. «Ich weiss genau, was ich kann und was ich nicht kann», fasst Bea zusammen. Sie sei kein besonders strukturierter oder analytischer Mensch und deshalb gerne bereit, auch finanzielle Mittel aufzuwenden, damit diese Kompetenzen in der Geschäftsführung ihres Unternehmens zur Verfügung stehen. «Ich selbst handle und entscheide sehr intuitiv.» So hätte sie nach eigenen Angaben den Schritt in die Selbständigkeit nie gewagt, hätte sie vorher einen Businessplan mit nackten Zahlen vor sich gehabt. «Ich bin einfach einem inneren Gefühl gefolgt.» Die eine oder andere intuitive Investitionsentscheidung musste sie im Nachhinein aber auch als «Lehrgeld» abschreiben: «Ich habe anfangs viel Geld für Werbung in Printmedien ausgegeben, weil ich mich irgendwie geschmeichelt fühlte, dass die mich anfragen», erzählt Loosli amüsiert.

Nichts, was Frau im Regal findet

Seit sie auch das Bestellwesen an ihre Teilzeitangestellte übergeben konnte, kann sich Loosli voll und ganz ihren Lieblingsaufgaben widmen: «Ich gehöre an die Front.» In ihrem Alltag gehören der persönliche Emailsupport für Kundinnen und die Besuche bei Drogerien, Apotheken, Frauenärzten und an Messen zu ihren Haupttätigkeiten. Mittlerweile veranstaltet sie zweimal pro Woche sogenannte «Ladiesnights», an welchen sie interessierte Kundinnen betreffend natürlicher Verhütung informiert und mit ihnen ohne Tabus über das natürliche Frausein spricht. Direkter am Markt kann man als Geschäftsführerin wohl nicht sein. Rückmeldungen, die sie vor Ort gleich persönlich aufnimmt, sind die Entscheidungsgrundlage zur Weiterentwicklung ihrer Produktpalette: «Ich habe bei den Ladiesnights oft gehört: Wäre gut, wenn mein Partner auch dabei gewesen wäre.» So entwickelt Loosli gerade ein weiteres Angebot für Pärchen, von dem sie bisher aber nur den Brandnamen verraten will: Natural Sex. Sicher ein vielversprechender Weg, da sie so auch gezielt Entscheidungsbeeinflusser im Kundensystem rund um ihr Produkt miteinbeziehen kann. Ihr noch junges Unternehmen ist dank der intuitiven Führung und der finanziellen Unabhängigkeit sehr dynamisch. Eine weitere Ausdifferenzierung des Angebots steht bereits bevor: «Bald findet zum ersten Mal eine Veranstaltung rund um den Kinderwunsch statt.» Dass sich die Anmeldungen bisher in Grenzen halten, führt Loosli hauptsächlich auf die Tabuisierung des Themas zurück. «Die Nachfrage wäre sicher da. Viele haben aber Mühe, sich mit einem Kinderwunsch zu outen.»

Kommunikation Level Expert

Einen Staubsauger zu verkaufen ist ja das eine, aber wenn es um hochintime Bereiche wie Menstruation oder Verhütung geht, bewegt man sich als Unternehmerin auf einem zusätzlich herausfordernden Geschäftsfeld. «Ladyplanet will die natürliche Weiblichkeit enttabuisieren» formuliert Bea ihre normative Zielsetzung. Wie sie das schafft? «Mit Authentizität und sehr viel Humor» erklärt sie. Als weiteres Medium der Aufklärung dient der Youtube-Kanal von Ladyplanet. Eine zusätzliche Serviceleistung, zu der Loosli von ihrer verspürten Verantwortung gegenüber den Frauen angetrieben ist. «Mich bewegen die zum Teil krassen Leidensgeschichten infolge hormoneller Verhütung von jungen Frauen. Das muss nicht sein. Ich will ihnen Alternativen ohne körperliche Beschwerden und Lustlosigkeit aufzeigen.» Mit diesem normativ-kritischen Anspruchsgruppenverständnis scheint Loosli in die richtige Richtung zu gehen: «Die Zahlen geben mir recht. Mehr und mehr Frauen wollen von sich aus bewusster und natürlicher leben.» Das Befriedigende dabei sei, seinen Kundinnen etwas Gutes tun zu können und dabei auch noch Geld zu verdienen.

Gründerin und Geschäftsführerin von Ladyplanet: Bea Loosli

Bild/Illustrationen Bea Loosli/zvg


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