Die SHSG ist anders, die HSG sowieso

An der HSG gibt es 125 Vereine. Dass es so viele sind und es eine Studentenschaft aber keine Fachschaften gibt, liegt an den Strukturen unserer Universität.

Die HSG tut sich immer wieder schwer mit Rankings, welche das Totale bewerten. Im Times Higher Education Ranking wird St. Gallen als zweitschlechteste Schweizer Universität aufgelistet und auch im Financial Times Ranking Gesamtranking, welches nur Business Schools betrachtet, ist die HSG nur auf Rang 60 zu finden.

Die allgemeinen Rankings bewerten oft die Gesamtheit einer Universität, weshalb Universitäten mit vielen Fakultäten in der Diversität oft besser abschneiden. Die HSG jedoch hat nur fünf Fakultäten: die betriebswirtschaftliche, die finanzwirtschaftliche, die volkswirtschaftliche und politikwissenschaftliche, die rechtswissenschaftliche und die kultur- und sozialwissenschaftliche School oder Abteilung. Bei Bewertungskriterien wie zum Beispiel der Frauenquote schneidet die HSG entsprechend oft unterdurchschnittlich ab, weil die Ausrichtung der Schools eher Männer anzieht. Bewertet ein Ranking also einen spezifischen Studiengang oder eine gewisse an der HSG angebotene Studienrichtung ist es nur logisch, dass die HSG hier besser abschneidet.

SHSG und ihre Funktionen

Die Studentenschaft vertritt nun die Studenten der Hochschule St. Gallen, wer an der HSG studiert wird automatisch Mitglied. Sie ist die Interessenvertretung aller an der HSG immatrikulierten Studenten, andererseits bietet sie Dienstleistungen in allen direkt studienbezogenen Bereichen an.

Die SHSG vertritt die aktuellen Interessen und nachhaltigen Anliegen der Studenten im Rahmen einer konstruktiven Zusammenarbeit mit allen universitären Anspruchsgruppen. Neben den Dienstleistungen im Bereich Studium, koordiniert sie die Vereine, führt ressourcenintensive Grossprojekte durch und unterstützt Projekte in der Aufbauphase, sofern diese im Interesse eines Grossteils der Studenten liegen und diesen zugänglich sind.

Dies ist sehr speziell, wenn man es mit dem Rest der Schweiz vergleicht. So zum Beispiel im Vergleich zur ETH oder UZH, welche zwar mit dem VSETH oder VSUZH als Verband der Studenten etwas Ähnliches wie die SHSG besitzen. Doch an diesen Unis besitzt jeder Studiengang noch seinen eigenen Fachverein, welcher sich spezifisch für die jeweiligen Studiengänge einsetzt. So hat auch jeder dieser Unterverbände eigene Sponsoren und Anlässe, ähnlich wie die Vereine der HSG.

An der HSG gibt es solche Fachschaften nicht. Die Interessen der Studenten einzelner Studiengänge werden durch die Programmvertreter und somit durch das Studentenparlament vertreten. Das StuPa ist das legislative Organ der SHSG und besteht aus den Vertretenden der Gremien (den fünf oben erwähnten Schools) sowie den Programmvertretenden (beispielsweise des Bachelors in BWL oder der Assessmentstufe). Es gibt hier also eigentlich eine Doppelvertretung der Studenten – zwar nicht durch eine Fachschaft, sondern durch einzelne Vertreter.

Unterschiede zu anderen Unis

Dies führt dazu, dass sich die SHSG um alle Studenten kümmert, wohingegen an anderen Universitäten der Dachverband nur zur Unterstützung der jeweiligen Fachvereine fungiert und, wie auch in St. Gallen, mit der Universitätsleitung und Professoren verhandelt.

Das Motto bei anderen Bildungsstätten (übrigens ist es an der FH St. Gallen gleich geregelt, wie an den drei genannten Nicht-Ostschweizer Universitäten) ist, dass die Menschen, welche das gleiche studieren, auch gleiche Interessen haben. Mit nur fünf Studienrichtungen für den Bachelor sind die studentischen Interessen an der HSG wohl etwas homogener als an Unis mit Studienrichtungen von Medizin bis Arabisch. Doch gleich sind die Interessen der Studenten keineswegs, weshalb es auch für die SHSG bestimmt nicht einfach ist, diese alle zu bündeln. Dies mag auch der Grund sein, weshalb es an der HSG eine solch breite Vereinslandschaft gibt, in welcher von kantonalen Vereinen über Sport bis hin zu Kultur und Wirtschaft alles vertreten ist.

Die studentischen Vertretungen sind an den Universitäten Bern, Basel und Zürich ähnlich mit Fachschaften und dem Dachverband geregelt. Die Studentenbar ist in Zürich hingegen direkt der Universität unterstellt, während sie in Basel und St. Gallen durch die Studentenschaft geführt wird – an der HSG etwa durch den Bereich G.

Auch gibt es einen Unterschied bezüglich des Studentenmagazins. An der HSG gehört das prisma direkt zur SHSG. Natürlich darf – unter Beachtung journalistischer Standards – frei geschrieben werden, jedoch ist prisma nicht direkt der Universität unterstellt und wird nur von Studenten produziert. In Basel (UniNova), Bern (uniaktuell) und Zürich (Zürcher Studierendenzeitung) sind die Magazine jeweils Teile der Universität und müssen ihr zu einem gewissen Grad Folge leisten. Auch sind sie oftmals professionell, während das prisma weder von der SHSG noch von der Universität Geld erhält und sich rein über Anzeigen finanziert. Einzig eine Defizitgarantie stellt die SHSG dem prisma.

SHSG so einzigartig wie die HSG

Heisst das jetzt, die SHSG besitzt mehr Macht? Weil sie alle Studenten vertritt, die Bars und das Studentenmagazin ihr unterstellt sind? Bezüglich des Kontakts zur Universitätsleitung machen es alle Universitäten gleich: Die Studentenvertretungen nehmen in den Gremien Einsitz, so zum Beispiel in der Berufungskommission, welche neue Professoren wählt. Trotz alledem sind die der SHSG unterstellten Bereiche wie auch Vereine sehr frei in ihrem Handlungsspielraum.

Die HSG ist ein Spezialfall in der Schweizer Hochschullandschaft, und genauso ist es auch ihre Studentenschaft. Trotz allem machen sie die entscheidenden Dinge ähnlich wie andere Universitäten, und wir Studenten sind Mitglieder interessenspezifischer Vereine anstelle von Fakultäten. Halb so schlimm.

Illustration Luana Rossi


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