Laut Financial Times ist der Master in Strategy and International Management (SIM) der beste seiner Disziplin. Wir sprechen mit seinem Direktor Professor Omid Aschari über Rankings, Ausländerquoten und die Zukunft des strategischen Managements.
Einerseits das Kulturelle: eine Mischung aus Lernspass und Leistungsdruck mit viel Teamarbeit, umgeben von einer sozialen Atmosphäre. Andererseits ein qualitatives Element: Der SIM hat eine hohe Marke erreicht. Die offiziellen Auszeichnungen und Mitwirkung bei Akkreditierungen stellen dies explizit unter Beweis. Drittens: Die Verbindung von Theorie und Praxis. Beim SIM handelt es sich um ein forschungsbasiertes Programm mit gleichzeitig hohem Praxisbezug. Es wird eine enge Zusammenarbeit mit Firmen gepflegt. Neben dem Kern-Curriculum und internationalen Pflichtpraktika werden Advanced Practice Workshops angeboten. Und zu guter Letzt: Die Diversität. Wir verbinden Menschen aus unterschiedlichsten Ländern, die alle ihre Stärken und Schwächen sowie ihre ureigenen Persönlichkeiten haben.
Diese Frage hat mich immer wieder stark beschäftigt. Für mich steht, nebst anderen, die Professionalität im Zentrum. Das Wort «professionell» beinhaltet für mich eine technische und eine ethische Komponente. Leider sind diese in der heutigen Management-Welt auseinandergedriftet. Das SIM-Programm versucht, diese beiden Aspekte wieder enger zusammenzuführen. Es geht einerseits um ein sozial-ethisches Bewusstsein, wo für mich Themen wie soziale Verantwortung, Nachhaltigkeit, qualitatives Wachstum und Ökologie mitspielen. Andererseits geht es um die fachlichen Kompetenzen. Beide zusammengenommen ermöglichen Exzellenz.
Es ist kein Geheimnis: SIM-Studenten gehören zum erlauchten Kreis. Wo arbeiten sie später?Unsere Alumni sind ziemlich breit gestreut. Rund 40 Prozent arbeiten im Consulting, etwa in der klassischen Strategieberatung oder als Executive Assistent eines CEO. Andere gehen in den Pharma- oder Konsumgüterbereich, zu Finanzdienstleistern oder IT-Firmen. Der neueste Trend, den wir beobachten, ist, dass viele unternehmerisch tätig sein wollen, sprich Start-ups gründen. Wir haben auch im Silicon Valley einige Absolventen.
Die meisten wollen bleiben. Die grösste Konzentration an Absolventen haben wir deshalb in der deutschsprachigen Schweiz. Unsere SIM-Community ist breit über alle Länder und Kontinente verteilt: Deutschland, Singapur, USA, Südamerika und viele weitere.
Was sofort ins Auge springt, ist die tiefe Zahl Schweizerinnen und Schweizer, die den SIM absolvieren. Über die Jahre betrachtet betrug der Anteil rund 30 Prozent, letztes Jahr waren gar nur 8 von 39 Studenten Schweizer. Wie erklären Sie sich das?Es sind nicht nur die Schweizer in der Minderheit, sondern jedes andere Land, das repräsentiert ist, ebenfalls. Das ist ein wesentlicher Punkt unseres Programmes: Es braucht Diversität, um ein internationales Umfeld zu schaffen. Die Unternehmen schätzen dies sehr. Nichtsdestotrotz haben wir diesen Punkt vor ungefähr drei Jahren antizipiert und als Folge den Master in Unternehmensführung (MUG) konzipiert.
Sind die beiden Masterstudiengänge MUG und SIM Ihrer Meinung nach gleichwertig?Ja, aber dennoch anders. Der SIM ist exklusiv und international geprägt, was nicht heissen will, dass er deshalb besser ist. Das Programm des MUG ist eher standardisiert, dasjenige vom SIM «customized».
Das ist eine gute Frage. Ich würde zwei Dinge ins Feld führen: Einerseits müssen Sie weniger Aufwand leisten, um in das MUG-Programm aufgenommen zu werden, aber auch um dieses zu absolvieren. Andererseits deckt der MUG andere Schwerpunkte thematischer Art ab.
Der SIM nimmt in Anspruch, die Absolventen nach ihrer «Exzellenz» auszuwählen. Aber 45 Prozent der Kriterien der Financial Times richten sich nach folgenden Werten: Diversität, gerechte Gender-Verteilung, Frauenquoten. Gilt hier das Leistungsprinzip noch?Absolut. Wenn es um die Zulassung geht, hat jeder Kandidat dieselben Chancen. Ich nehme dabei keine Rücksicht auf die Financial Times. Das Leistungsprinzip ist mir sehr wichtig. Das Ranking verstehe ich vielmehr als ein Instrument zur Programmentwicklung und internationalen Positionierung.
Welches sind Ihre Finanzierungsquellen?Wir finanzieren uns über verschiedenste Quellen. Einerseits werden wir von der Universität unterstützt mit einem Budget, das quasi unser Commitment zum Financial-Times-Ranking widerspiegelt. Andererseits finanzieren wir uns stark über Firmensponsoren und Fundraising für Praxisprojekte.
Können Sie harte Zahlen nennen?Nein, das kann ich nicht.
Können Sie sagen, ob der SIM insgesamt mehr Gelder erhält von der Universität St. Gallen als andere Master-Programme?Der SIM und auch der MBF haben als gerankte Programme ein höheres Budget.
Erachten Sie diesen Umstand als gerechtfertigt vor dem Hintergrund der Tatsache, dass nur ein erlesener Teil der Studenten den SIM absolvieren kann und die meisten etwas anderes studieren?Der SIM repräsentiert mit seiner Ranking-Placierung die gesamte Masterstufe der Universität St. Gallen. Die Sichtbarkeit, die damit gewährleistet wird, kommt allen zugute. Das erfahren wir jedes Mal, wenn wir an Messen unterwegs sind: Es finden Interessierte den Weg zu uns, die wegen unseres Master-Portfolios, einem MBA oder einem Forschungsplatz an die Uni kommen wollen. Dies stärkt die Wissenschaft und Lehre unseres Standortes enorm. Auch die Medienpräsenz für die HSG ist gestiegen.
Sie haben den einen Grund bereits genannt: Schnelllebigkeit. Wir müssen rascher umdenken. «Change» ist die neue Normalität. Heute sind Fähigkeiten gefragt, also Eignungen, die nicht auswendig gelernt werden können, sondern mit Erfahrungen antrainiert und reflektiert werden müssen. Ein anderer ist in den grösseren Risiken und Störfaktoren begründet. Die Makroumwelt des Unternehmens ist dynamischer geworden, zum Beispiel durch politische Unsicherheiten, technologische Umwälzungen oder gesellschaftliche Umbrüche. All das erschwert auch die strategische Führungsarbeit. Die Herausforderungen haben in den vergangenen Jahren massiv zugenommen.
Wie sieht der Manager der Zukunft aus?Es braucht Leadership-Skills, Selbstführung, einen hohen Grad an Eigenverantwortung, einen ausgeprägten Sinn für Reflexion und soziale Verantwortung, die Motivation, in einem hoch durchmischten Team zu arbeiten, sowie die Bereitschaft, ständig dazuzulernen.
Foto: Livia Eichenberger