Mord mit Hindernis

Im Sommer dieses Jahres wird das Studententheater der Universität St. Gallen 50 Jahre alt. Zu diesem Anlass schaute prisma bei den Proben für die kommende Vorführung hinter die Kulissen.

Im Proberaum im obersten Stock des Lagerhausgebäudes übt der Theaterverein wöchentlich Text und Gestik für die kommende Aufführung. 1964 als Universitätsverein gegründet, wird die Truppe Ende dieses Semesters eine adaptierte Version von Oscar Wildes Kurzgeschichte «Lord Arthur Saviles Verbrechen» aufführen.

Doch zunächst muss Regisseur Benjamin ­Gertsch den Mitgliedern ins Gewissen reden, da die Erscheinungsfrequenz offenbar zu wünschen übrig lässt. Die rund 15 Theaterbegeisterten hören den energischen Worten des Chefs aufmerksam zu. Danach machen sich die Schauspieler an Lockerungsübungen im Nebenraum. Eine Mischung aus Beweglichkeits-, Konzentrations- und Stimmübungen weckt die Sinne und bereitet für das anschliessende Vortragen des neuen Textes vor.

Der Text dieses Semesters sei «durchwegs speziell», erklärt einer der Darsteller, denn das Original sei stark abgeändert worden. Die Adaption hat Benjamin selbst vorgenommen und die eigentlich in viktorianischer Ära angesiedelte Handlung in die heutige Zeit transferiert. Das dürfte vor allem unerfahrenen Personen den Einstieg in die Schauspielerei erleichtern, erklärt Peter, der mit Lord Arthur die Hauptrolle verkörpert und erst seit letztem Semester Theater spielt. Kaum zu glauben, wenn man den Schauspieler erst einmal in Aktion erlebt.

Konzentriert wird nun der dritte und letzte Akt des Stückes gelesen. Bei der Neufassung bediente sich Benjamin Gertsch auf der ganzen Palette von Boulevard-Themen und Slapstick-Humor. Die Komödie dreht sich um den wohlhabenden Taugenichts Arthur, der in naher Zukunft seine Verlobte Sibylle heiraten soll. Eine dubiose Handleserin prophezeit jedoch, dass Arthur einen Mord begehen wird. Daraufhin versucht dieser, das Verbrechen noch möglichst vor der Hochzeit zu begehen, um Konflikte mit seiner zukünftigen Ehefrau zu vermeiden. Doch wie sich herausstellt, ist das Morden gar nicht mal so einfach, und Arthur braucht externe Hilfe.

Um sich optimal auf die Aufführung vorzubereiten, zieht sich das Team für ein ganzes Wochenende zurück, um fern von jeder Zivilisation möglichst intensiv zu proben, erklärt der Regisseur. Seine Leidenschaft für das Theater hat er schon zu Gymnasium-Zeiten entdeckt, um sich nach einigem Ringen dann aber doch für ein Jus-Studium zu entscheiden. Die Tätigkeit beim Studententheater ist dabei nur eine Nebenbeschäftigung, denn eigentlich arbeitet der frisch Graduierte als Jurist. Doch er ist nicht der einzige Nicht-Student in der Runde: «Obwohl das Studententheater seinen Ursprung an der Universität hat, sind heute nur noch etwa die Hälfte der Aktiven HSG-Studenten», so Maria Beeler, Kommunikationsverantwortliche des Vereins. Das Theater stehe allen Interessierten offen, denn in St. Gallen gibt es für junge Erwachsene keine vergleichbaren Spielmöglichkeiten.

Für das kunterbunte Kollektiv gilt es ab dem 22. Mai aber ernst. Dann findet im flon im Lagerhaus die Premiere der Inszenierung statt. Die Proben lassen keinen Zweifel daran, dass die Zuschauer ein heiterer Theaterabend erwartet.

Aufführungen:
Donnerstag, 22. Mai / Freitag, 23. Mai / Samstag, 24. Mai / Sonntag, 25 Mai
flon, Davidstrasse 42, St. Gallen.
Einlass: 19.30 Uhr, Vorstellungsbeginn: 20.00 Uhr
Vorverkauf Mitte Mai im A-Foyer


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