Aiducation International vergibt Stipendien für Leistungsträger von morgen. CEO Dr. Florian Kapitza und HSG-Alumna Rebekka Thommen sprechen im Interview über ihre Arbeit und das geplante Engagement an der Uni.
Die Geschäftsidee von Aiducation gründet auf der Überzeugung, dass Bildung der wichtigste Hebel für die Entwicklung eines Menschen ist und nur so die politische, soziale und wirtschaftliche Zukunft eines Landes nachhaltig verändert werden kann. Dementsprechend wählt Aiducation International (http://www.aiducation.org/) nach dem Motto «Leistungsprinzip statt Giesskanne» leistungsstarke Schülerinnen und Schüler aus und sucht für sie Stipendien. Getragen wird das Start-up von Studenten, Doktoranden und jungen Berufstätigen in der Schweiz, Deutschland und Grossbritannien. Professor Paul Collier von der Oxford University sagte erst kürzlich über die Arbeit von Aiducation: «Scholarships through Aiducation will build the future skilled leadership the poorest countries so critically need.»
Ein Stipendiat ist Obrein Telly, ein 18-jähriger Schüler aus Gede in Kenia. Er stammt aus armen Verhältnissen, möchte Anwalt werden und später in die Politik gehen, um in seinem Land etwas zu bewegen. An der Nakuru Boys High School, einer der besten Schulen Kenias, startete er bereits verschiedene Initiativen mit seinen Mitschülern: Mit 200 Schülern sammelte sie den stolzen Betrag von 400 USD für die Opfer einer lokalen Hungersnot. Kurze Zeit später wendete er sich im Rahmen einer studentischen Arbeitsgruppe seinem Lieblingsthema zu, dem Umweltschutz. Er leitet ein Team von 50 Schülern und treibt verschiedene Projekte voran. Zum Beispiel testen sie den Kuhdung aus einer kleinen Farm auf dem Campus der Schule als Energiequelle zum Verbrennen.
Seit seiner Gründung 2007 wurden bereits über 200 Stipendien an Schüler wie Obrein vergeben. Der Fokus der Aktivitäten liegt zurzeit auf Kenia; Ende Jahr gründet Aiducation ein zweites, so genanntes «talent raising chapter» in Asien. Wir sprachen mit Mitbegründer Dr. Florian Kapitza und der HSG-Alumna Rebekka Thommen über ihre Motivation, ihre Pläne und was wir an der HSG bewegen können.
Florian Kapitza: Mit der Frage «Was muss passieren, damit sich die wirtschaftliche, polititsche und soziale Situation in eurem Land verbessert?» reisten Kristin Kapitza und ich Ende 2006 nach Kenia. Die Menschen wünschten sich hauptsächlich zwei Dinge: Verbesserungen im Gesundheitssystem und höhere Bildung für ihre Kinder. Etwa die Hälfte der kenianischen Jugendlichen kann nach der kostenlosen Grundschule nicht ans Gymnasium gehen, weil sich ihre Familien die Schulgebühren, die etwa einem durchschnittlichen kenianischen Jahresgehalt entsprechen, nicht leisten können. Unsere heutigen Partner vor Ort haben erkannt, dass durch diese hohen Gebühren sehr viel menschliches Potenzial verloren geht, und eine Initiative gegründet, um talentierten Schülern den Besuch des Gymnasiums zu ermöglichen. Vom Projekt begeistert und zurück in der Schweiz haben wir dann gemeinsam mit Studienkollegen die Organisation Aiducation International gegründet mit dem Ziel, High Potentials in Entwicklungsländern zu fördern.
Rebekka Thommen: Wir sind davon überzeugt, dass Bildung einem Menschen ermöglicht, das Beste aus sich zu machen und somit sich selbst und seine Gesellschaft voranzubringen. Wir verteilen das Geld nicht nach dem Giesskannenprinzip, sondern investieren gezielt in die potenziellen Leistungsträger von morgen. Unsere Stipendiaten werden zum einen nach ihrer akademischen Leistung ausgewählt, sie gehören alle zu den zehn Prozent Leistungsstärksten ihres Jahrgangs. Des Weiteren müssen sie soziales Engagement zeigen, eine überzeugende Vision für ihr Leben haben und selbstverständlich bedürftig sein.
Wie sieht die Arbeit eurer Local Chapters aus? Wofür sucht ihr Mitarbeiter in St. Gallen?Florian Kapitza: Für unsere weitere Expansion suchen wir aktive Mitwirkende, die unternehmerisch denken, die Dinge anpacken und andere Menschen begeistern können. Mit der Gründung von Local Chapters möchten wir die Idee von Aiducation in andere Regionen tragen und den Erfolg des Konzeptes multiplizieren. Ziel ist es, möglichst viele High Potentials mit einem Stipendium fördern zu können.
Rebekka Thommen: Bei Aiducation kann man viel bewegen, wertvolle business-relevante Erfahrungen sammeln, sein Netzwerk erweitern und ausserdem noch Spass haben. Die Aufgaben sind vielfältig und reichen von der Präsentation und der Gewinnung von Partnern bis zur Eventorganisation und PR-Arbeit. Im «richtigen Leben» arbeite ich im Bereich Konsumgüter-Marketing und investiere pro Woche etwa 5-10 Stunden meiner Freizeit, damit Schüler wie Obrein ihr Potenzial entfalten können. Einen ähnlichen Einsatz sollten auch die Gründer des Local Chapters in St. Gallen zeigen.