Wenn wir uns in einer statistischen Welt bewegen würden, wie würde die ultimative HSG-Liebesgeschichte aussehen?
Er hiesse Christian und sie Julia. Beide hätten ihr erstes Mal mit 17 gehabt, sie vermutlich etwas früher als er. Dafür wäre er schon mit sieben Frauen im Bett gewesen, sie nur mit fünf Männern. Julia allerdings hätte schon mal mit jemandem von der HSG geschlafen, Christian nicht. Wir schieben es auf die Frauenquote: Nur 35.4 Prozent der befragten Studierenden an der HSG sind weiblich und von diesen sind gerade mal 43.2 Prozent single (ledig, suchend oder in einer offenen Beziehung). Armer Christian!
Beide glauben an die grosse Liebe, manchmal mehr, manchmal weniger. Und beide zögen die Liebe dem Sex vor – allerdings entscheiden sich bei den HSG-Männern nur 58.3 Prozent für die Liebe, während es bei den HSG-Frauen 85.4 Prozent sind. Christian und Julia hätten beide bereits zwei ernsthafte Beziehungen gehabt, doch mit niemandem von der HSG.
Wo würde es sich kennen lernen, unser durchschnittliches HSG-Pärchen? Vermutlich nicht in einem Verein oder einer Verbindung. Nur 7.8 Prozent der Studierenden engagieren sich, um explizit Männer beziehungsweise Frauen kennen zu lernen. Aber wo dann? Im Ausgang? Auch diese Möglichkeit ist eher auszuschliessen. Erstens, weil das Männer-Frauen-Verhältnis im Ausgang nicht besser wird, und zweitens, weil auch hier nur 18.1 Prozent explizit in den Ausgang gehen, um rumzumachen oder einen Sexpartner zu finden (17.5 Prozent). Christian und Julia würden sich also in einer Vorlesung kennenlernen; vielleicht, weil er sie nach ihren Notizen fragen würde oder weil sie irgendeine Gruppenarbeit gemeinsam schreiben müssten. Und wenn sie sich dann endlich gefunden hätten, wie sähe ihre Beziehung aus? Vermutlich würde ihre Beziehung 26 Monate halten, so lange wie die durchschnittlich längste Beziehung der HSG-Studierenden. Sie hätten zwei- bis viermal Sex pro Woche und Christian würde nebenher noch ein- bis zweimal pro Woche Pornos schauen – Julia nicht. Rein statistisch gesehen sind zwar beide treu; Julia würde aber mit einer höheren Wahrscheinlichkeit fremdgehen.
So oder ähnlich würde die typische HSG-Beziehung entlang vorgefertigter Datenstränge ihren Lauf nehmen; uns bliebe nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass wir zu den wenigen statistischen Ausreissern gehören, die in den Genuss des Unerwarteten kommen. Seien wir also dankbar, dass wir nicht in einer statistischen Welt leben und wir nicht alle Durchschnitt sind. Wie könnten wir sonst unbekümmert unseren süssen Sitznachbarn nach seinen Notizen fragen oder die Hübsche aus unserer BWL-Gruppe zu einem Kaffee einladen?