For Art’s Sake

Bryan Saunders schafft unter dem Einfluss von Drogen seit Jahren zahlreiche Kunstwerke – Love it or leave it.

Alkohol, Marihuana, LSD, Koks, Speed, MDMA, Crystalmeth, Pilze. Im heutigen Studentenleben kommt man über kurz oder lang auf das Thema Drogen zu sprechen. Meistens ist es der Cousin von einem Freund eines Freundes, der schon einmal MDMA ausprobiert hat, hängen geblieben ist und jetzt als Callboy arbeitet. Oder LSD-Geschichten: Er wird mit einem Nashorn intim und sie wird von einem Ritter mit einer Lanze aufgespiesst. Wahrheitsgehalt: wahrscheinlich eher gering. Unterhaltung: je nach Geschmack relativ hoch oder niedrig.

Der amerikanische Künstler Bryan Saunders hat Drogen zu seinem Kunstobjekt gemacht. 2001 probierte er über elf Tage hinweg 18 verschiedene Drogen aus und hat während den Trips Selbstportraits von sich gezeichnet. Ursprünglich sollte das Projekt nach diesen elf Tagen enden. Saunders war so begeistert davon, wie ihn die Drogen die Welt um sich herum und sich selber neu wahrnehmen liessen, dass das Projekt mittlerweile seit mehr als zehn Jahren läuft. Der Künstler hat alles ausprobiert, was ausprobiert werden kann. Wenn etwas keine Droge war, hat er es zur Droge gemacht, indem er es gnadenlos überdosiert hat. Der Künstler bezeichnet sich nicht als drogensüchtig. Bekommt er allerdings etwas Neues, Exotisches angeboten, kann er nicht widerstehen, seiner Sammlung ein neues Bild hinzuzufügen. Und so kommt es, dass Saunders unter anderem Hustensirup, Xanax (wird bei Panikstörungen eingesetzt), Adderall (für ADHS), Badesalz, Honigöl, Marihuana oder Koks genommen und gezeichnet hat. Doch auch Saunders musste die Schattenseiten des Drogenkonsums erfahren. Psychische und körperliche Leiden plagten ihn und er musste von Zeit zu Zeit kürzer treten.

Die Bilder lassen einen spannenden Blick auf etwas Faszinierendes und Verbotenes gewähren. Die Wahrnehmung des Künstlers wird durch die Drogen stark verändert. Bei einer Diskussion über das Projekt «Drugs» vertrat jemand die Meinung, dass dieses Projekt sinnlos wäre und rein gar nichts mit Kunst zu tun hätte. Aber müssen Kunstprojekte denn immer von der breiten Masse getragen werden? Darf Kunst nicht einfach sinnlos sein? Natürlich hat sich Saunders mit dem Projekt in Lebensgefahr gebracht. Und es ist sicherlich nicht empfehlenswert, das Projekt nachzuahmen. Trotzdem ist es faszinierend zu sehen, wie die Substanzen den Künstler beeinflusst haben. Manche Portraits lassen schmunzeln, andere sind erschreckend. Auf jeden Fall berühren sie – positiv oder negativ. Und ist nicht genau das Kunst? Kunst soll bewegen. Kunst muss einem nicht gefallen, um Kunst zu sein. Kunst muss gar nichts und darf alles. For art’s sake hat sich Saunders manchmal mehr und manchmal weniger in Lebensgefahr gebracht und Kunst geschaffen. In diesem Sinne lassen wir die verschiedenen Portraits auf uns wirken und lauschen den Geschichten, die sie erzählen.


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