Am 29. Oktober fand zum achten Mal das DocNet Management Symposium statt. Studenten und Vertreter aus Politik und Wirtschaft setzten sich mit den Chancen und Gefahren des demografischen Wandels auseinander.
Mit der Entscheidung, das diesjährige Symposium in Englisch abzuhalten, erschlossen sich der Veranstaltung und ihren Teilnehmern völlig neue Möglichkeiten: Einerseits wurde nicht-deutschsprachigen Studenten die Teilnahme dadurch erst eröffnet, andererseits konnten auch internationale Redner für einen Vortrag gewonnen werden.
Gefahren für unsere Gesellschaft
Die Vielfältigkeit der Redner ermöglichte es, einen ganzheitlichen Blick auf den bevorstehenden demografischen Wandel zu gewinnen. Norbert Walter, ehemaliger Chefökonom der Deutschen Bank, warf in seiner Eingangsrede vor allem die Frage auf, ob unsere Gesellschaft kinderunfreundlich geworden ist und inwieweit die Regierungen überhaupt fähig sind, diesen sozialen Entwicklungen entgegenzuwirken. Ausserdem verwies er auf einen erheblichen Arbeitskräftemangel, der beispielsweise im Ingenieursektor bereits heute spürbar ist. Auch China wird Probleme bekommen: Als ein Resultat der Ein-Kind-Politik kommen auf 100 geborene Mädchen heute 127 Jungen. Die Folge wird eine Gesellschaft voller alleinstehender Männer sein. Welche sozialen Auswirkungen wird das haben?
Auch der finnische Zukunftsforscher Prof. Dr. Wilenius und der russische Wissenschaftler Prof. Sergey Kapitza, beide Mitglieder des Club of Rome, warnten vor den Folgen des Wandels, aber auch vor einer generell so stark anwachsenden Bevölkerung, wie es seit einigen Jahren der Fall ist.
Die sich ergebenden Chancen
Per Skype aus Japan zugeschaltet, wies Dr. Kohlbacher vom Deutschen Institut für Japanstudien auch auf die positiven Auswirkungen der alternden Bevölkerung, beziehungsweise die wachsenden Marktchancen, hin. Absurderweise machen beispielsweise Windelhersteller in Japan inzwischen im Kinderbereich gleich viel Umsatz wie im Markt der älteren Kunden. Neue Marketingstrategien, innovative Produkte und eine generelle Umstellung auf den «Silver Market» könnten die negativen Implikationen für die Wirtschaft ausgleichen. Dennoch beziehungsweise gerade deshalb liegt bei der Problemlösung die Verantwortung stark auf Seiten der Wirtschaft, und ein Arbeiten Hand in Hand mit der Politik wird unabdingbar werden.
Zusätzliche Ansätze des Bundespräsidenten ausser Dienst
Den krönenden Abschluss einer gelungenen Veranstaltung bildete der deutsche Bundespräsident a.D. Prof. Dr. Roman Herzog. Zum Ende des Tages wies er noch auf völlig andere Felder des Problems hin. Was passiert beispielsweise gesellschaftlich in einer Gemeinde oder Stadt, wenn das drastische Sinken der Bevölkerung zu reihenweise leerstehenden Wohnungen führt? Wie reagiert eine Volkswirtschaft wie diejenige Deutschlands auf die prognostizierten 10 Millionen Menschen weniger, gleichbedeutend mit 10 Millionen weniger Kunden und ergo einem sinkenden BIP? Ist Zuwanderung eine Lösung des Problems, und wenn ja, wer zahlt die Folgekosten? Wer kümmert sich um die Integration und wer bezahlt für die Zugewanderten die Rente, wenn diese im entsprechenden Alter sind? Und was bedeutet eigentlich eine Rentnerdemokratie, vor der Herzog bereits im letzten Jahrzehnt gewarnt hat? Es wird spannend bleiben zu beobachten, welche Prognosen nun zutreffen werden und ob wir die sich ergebenden Probleme in den Griff bekommen können. Auch wenn in diesem kleinen Rahmen selbstverständlich keine allgemeine Lösung gefunden werden kann, ist eine Teilnahme am DocNet Management Symposium dennoch wärmstens zu empfehlen.
Mehr übers Versilbern:
Die zusammengefassten Erkenntnisse des Symposiums sind in Buchform erhältlich: Die Publikation «From Grey to Silver: Managing the Demographic Change Successfully», erschienen im Springer Verlag, ist ab sofort erhältlich. Weitere Informationen zu den bereits vergangenen Symposien des Doktorandenvereins gibt es auf www.docnet-hsg.ch (http://www.docnet-hsg.ch).