Lean-Prinzipien begleiteten schon unsere Vorfahren hier an der Uni, angefangen in den 80er-Jahren, als ausgebrannte MIT-Profs auf Selbstfindungstrip in Nippon dank Sakeintoxikation das Toyotawerk mit den Pforten zum Zen-Kloster verwechselten. Diese Erleuchtungen wurden dann von Eric Ries noch einmal aufgebrüht und auf Start-ups umgemünzt; mit dem genialen Gedanken, keine Produkte anzubieten, die niemand kauft.
In Verbindung mit der Philosophie, dass deine Idee erst gut ist, wenn ein darauf gründendes Geschäftsmodell zwangsläufig gegen die Wand fährt (a.k.a. disruptive Innovation), ist das Lean-Startup der Stützpfeiler der Internetökonomie. Investigative prisma-Recherchen deuten jedoch darauf hin, dass der ambitionierte Jungunternehmer bald alles Sichergeglaubte über Bord werfen darf, denn es steht die ultimative Disruption der Gründungsmythen bevor. Auf dem vergangenen TEDxHSG-Event soll das Konzept des Ultra-Lean-Startups eingeführt werden. Anstatt wie bisher nur auf Businesspläne und starre Produktkonzeptionen zu verzichten, braucht das Unternehmen der Zukunft gar keine Definition eines Produktes mehr. Die ständige Adaption dieser Nicht-Definition an sich wandelnde Kundenbedürfnisse verursacht damit keinerlei F&E-Kosten. Noch radikalere Ansätze rationalisieren folgerichtig auch die Marktforschung weg, denn der Kunde von morgen ist übermorgen – dem Heute des Visionärs – der Kunde von gestern.
Die letzte Steigerung dieser Entwicklung macht das Konzept vollkommen, denn konsequent weitergedacht sind Organisation, Mitarbeiter und schliesslich auch die Gründer Quellen von Kosten und Unwägbarkeiten. Im langfristigen ROI konvergieren die Investitionskosten im Nenner gegen null: creatio ex nihilo – der Traum des Investors.