Ohne ihn hätte so mancher Professor seine Präsentation nicht zum Laufen gekriegt: Nach zwanzig Jahren an der HSG geht Hans Rüttimann in Pension. prisma hat er noch ein letztes Interview gewährt.
Wie sind Sie zur HSG gekommen und wie ist Ihr Werdegang verlaufen?Ich habe am 16.2.1989 – mit einem Tag Verspätung – meine Stelle angetreten. Ich war technischer Assistent im B-Gebäude, welches dann im Juni eröffnet wurde. Von den drei Personen, die damals im B-Gebäude arbeiteten, bleibt nach mir noch einer übrig. Von der Technik verstand ich eigentlich anfangs nicht so viel, ich war damals sogar ein wenig erschrocken, als ich die vielen Kabel sah. Damals war die Technik allerdings noch weit weniger entwickelt als heute. Einen Beamer gab es nur im Audimax und Computer hatte nur die Verwaltung. Heute hat man ja von allem immer das Neuste, Diaprojektoren und Videos benützt niemand mehr.
Freuen Sie sich auf den Ruhestand?Ich sehe das mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Ich möchte die schöne Zeit mit den Professoren und den Studenten nicht missen, freue mich aber auch darauf, mal etwas anderes zu machen. Bevor ich hier anfing, arbeitete ich als Schreiner, ebenfalls 20 Jahre lang. Sie sehen also: zwei rechte Etappen.
Was sind Ihre Pläne für danach?Ich werde meine verschiedenen Liegenschaften und mein Restaurant weiter pflegen. Durch das Restaurant kann ich auch die Verbindung zur Uni aufrechterhalten. Ich werde auch den Kontakt zu all den Organisationen weiter pflegen. Die Arbeit geht auf jeden Fall nie aus.
Wird Ihnen die Uni fehlen, oder Sie der Uni?Wenn man die Studenten und Professoren so hört … allen werde ich wohl nicht fehlen, aber wohl doch einigen – ihr hättet ja sonst nicht dieses Interview organisiert. Ich habe immer gern mitorganisiert und geholfen; so zum Beispiel beim Uniball und Unifest. Die Studenten machen so etwas ja oft zum ersten Mal und schätzen die Hilfe.
Wer ersetzt Sie und wie kann die arme Sau das jemals schaffen?Zum Glück ist Guido Giessinger schon im Juni letzten Jahres zu uns gestossen. So konnten wir vieles schon gemeinsam erarbeiten. Er versteht von Technik ehrlich gesagt auch mehr als ich. Ich bin froh, hat die Verwaltung so reagiert. So musste er sich nicht innerhalb eines Monats alles Wissen aneignen. Man hat ja schon auch mitgelebt an all den Tagungen. Ich schätze aber die relative Freiheit, die wir hier haben, auch wenn es oft viele Stunden Präsenz sind. Vor allem, weil jetzt die Vorlesungen immer öfter bis zehn Uhr abends dauern. Die Belastung ist gross, weil man einfach immer da sein muss.
Wird jetzt, wo der verständnisvolle Herr Rüttimann weg ist, die Bürokratie um sich greifen?Klar, je grösser alles wird, desto mehr Bürokratie braucht es, desto schwerfälliger wird alles. Früher gab es hier viertausend Studenten, jetzt sind es sechstausend. Man muss alles genauer planen. Früher hat man sich einfach kurz besprochen und jeder wusste Bescheid. Im Gegensatz zu früher ist weder die Verwaltungsdirektion noch die Raumdispo im Bibliotheksgebäude untergebracht. So braucht es mehr E-Mails und genauere Absprachen, damit alles klappt. Man muss deshalb auch immer da sein. Zum Glück war ich in meiner ganzen Zeit an der HSG niemals wirklich krank und habe nur ein einziges Mal verschlafen.
Haben Sie durch die HSG auch einen Vorteil, wenn Sie jetzt mit Ihrem Restaurant ein eigenes Unternehmen führen?Das ist ja nicht wirklich ein Unternehmen. Wir haben einfach beim Renovieren des Hauses gemerkt, dass da alte Wandmalereien drin sind. Um dieses Kulturgut zu erhalten und zu pflegen, haben wir ein Restaurant, das «Haus hinter den Schiben», daraus gemacht. Sonst hätten wir das Haus einfach vermietet. Jetzt machen meine Frau und ich das zusammen. Abends nach der Arbeit gehe ich ins Restaurant und bin dort beschäftigt. Nach der Pensionierung kann ich dann einfach morgens ein wenig länger ausschlafen. Durch die Uni haben wir aber viel Kundschaft gewonnen. So bekommt man auch in der Freizeit eine Verbindung zu den Vereinen und Instituten und es entsteht viel Mund-zu-Mund-Propaganda. So sind kürzlich sogar ehemalige Austauschstudenten extra aus Italien hergekommen und haben dann bei mir gegessen.
Was ist die beste Erinnerung an die Zeit an der HSG?Ein Highlight im eigentlichen Sinn gab es nicht, eigentlich habe ich die Arbeit immer gern gemacht. Eine der negativsten Erinnerungen hat allerdings mit dem prisma zu tun. Ihr hättet mich mal beinahe meinen Job gekostet. Irgendein Redaktor fand es lustig, zu berichten, dass im Audimax die Notausgänge verschlossen waren. Da das die ganze Verwaltung gelesen hatte, gab es einen ziemlichen Rüffel und beinahe ein böses Nachspiel.
Wie haben sich die Studenten in den letzten zwanzig Jahren verändert?Eigentlich nicht sehr. Früher, als Lehrling in St. Gallen, hatte ich ein Bild von den HSG-Studenten als Schnösel mit Krawatte. Als ich dann anfing, an der HSG zu arbeiten, habe ich aber gemerkt, dass sich die auch nicht wie Herrgötter aufführen und Menschen sind wie alle anderen. Wie bei allen Kindern muss man halt ab und zu sagen, wenn etwas nicht geht.
Was können Sie der Uni noch für einen Ratschlag auf den Weg geben?Die Uni sollte nicht mehr grösser werden. Die Infrastruktur stösst jetzt schon an ihre Grenzen. Man hinkt mit der Entwicklung immer hinterher und darunter leidet die Qualität.