«Die HSG hat mich zur Kultur gebracht»
Andreas, du spielst seit zwei Jahren im Studententheater, hast also eine ausgeprägte künstlerische Seite an dir. Warum studierst du denn eigentlich an der HSG?
Die Wirtschaft hat für mich immer noch erste Priorität. Das Theaterspielen ist für mich nur ein Ausgleich zum normalen Studentenleben. Es ist ein Hobby, und dabei soll’s auch bleiben. Denn schliesslich kann man damit auch kein Geld verdienen (grinst).
Wie bist du denn eigentlich zum Theaterspielen gekommen – warst du schon immer begeistert von der Bühne?
Eigentlich kam das erst durch die HSG zu Stande. Die verschiedenen Wahlfächer bieten ja ein relativ breites Angebot, und irgendwann hab ich da mal reingeschnuppert und festgestellt: Das gefällt mir. Vor allem die Möglichkeit der Schauspielerei, dass man so richtig in eine andere Welt hineintauchen und jemand anders sein kann, finde ich faszinierend.
Hilft dir denn die Schauspielerei auch im HSG-Alltag?
Ich finde, es hilft mir recht viel bei Präsentationen. Denn in diesen Situationen ist man ja auch in einer Rolle, die man beherrschen muss. Im normalen Leben aber ist die Schauspielerei meiner Meinung nach ein falsches Mittel. Man merkt es eben sehr schnell, ob einer ehrlich ist oder nur spielt. Oder versuch mal, einer Frau etwas vorzuspielen – das geht nicht lange gut!
Das nächste Stück des Studententheaters spielt im Frankreich des Jahres 1944, wo einige Nazi-Kollaborateure auf einem Dachboden eine Gruppe von Widerständlern foltern. Du selbst spielst dabei einen sexistischen Bösewicht, der Frauen misshandelt. Wie fühlt man sich denn in so eine schwierige Rolle hinein?
Man muss irgendwie versuchen, sich in die Grundstimmung hineinzuversetzen. In diesem Stück wissen ja alle Beteiligten – sowohl die Folterer wie auch die Gefolterten –, dass ihre Zeit eigentlich am Ablaufen ist, dass es bald zu Ende gehen wird. Alle sind mürbe vom Krieg und der ständigen Todesangst. Diese Umstände muss man sich bei der Rollenvorbereitung bewusst machen.
Wie bereitest du dich denn unmittelbar vor dem Auftritt vor – bist du sehr nervös?
Nicht übermässig. Für mich ist nur wichtig, dass ich mich bereits vor Aufführungsbeginn auf meine Rolle einstimmen kann. Denn es geht ja nicht einfach so, dass man auf die Bühne hüpft und sofort ist man in der Rolle. Es braucht eben seine Zeit, in einen anderen Charakter hineinzuschlüpfen. Und da sollte mich dann auch besser keiner stören (lacht).
Was ist denn bislang das Schlimmste, was dir auf der Bühne passiert ist?
Es gibt eigentlich zwei peinliche Momente, an die ich mich erinnern kann. Zum einen war da meine Rolle des «Schwarzen Mannes» an sich, weil ich bei dessen Auftritt kein einziges Wort auf der Bühne sagen durfte und gleichzeitig eine Rolle definieren musste, von der keiner wusste, welcher Art die sein sollte. Und zum anderen war ich bei meinem ersten Auftritt für das Studententheater gleichzeitig auch noch für die Technik zuständig – was sich später als Fehler herausstellte, weil an diesem Abend technisch gar nichts funktionierte. Und ich konnte in dieser Situation nicht viel dagegen machen.
Wo siehst du dich denn in zehn Jahren – hast du da immer noch was mit der Schauspielerei am Hut?
Hmmm… mal schauen; wäre ja schön, wenn man das Hobby in den Beruf integrieren könnte. Vielleicht Marketingleiter bei Warner Brothers, das wär doch was.
Zur Person:
Name: Andreas Vogel
Studium: BWL, 4. Semester
Alter: 27
Lieblingsautor: Nils LaBute
Lieblingsstück: Das Mass der Dinge
Musik: Steely Dan (Jazzrock)
Film: Day After Tomorrow (wegen der Special Effects!)
Essen & Trinken: Pasta mit Mineralwasser
Bar & Restaurant: US Mex & PicanteAktuelles Lieblingszitat: «Ich bereue nichts. Ich habe meinen Spass gehabt, und das ist die Hauptsache.» (Tote ohne Begräbnis)