Herausgepickt mit Markus Anker, Unipfarrer

Das «Haus Steinbock», in dem wir uns hier befinden, wozu dient es?

Einerseits wohne ich hier mit meiner Familie und es befindet sich auch noch eine studentische WG im Untergeschoss, andererseits dient es als Ort für Kolloquien und Seminare. Unten befindet sich ein grosser Versammlungsraum. Meist kommen Gruppen von etwa zehn Personen. Von Professoren bis Assessis sind alle vertreten. Wer daran teilnehmen möchte, kann sich jederzeit bei mir melden oder sich auf unserer Website informieren.

Als Pfarrer begleitest du die Studenten durch ihr universitäres Leben. Wie lange und wie intensiv ist der Kontakt über die Zeit?

In der Tat gibt es Begleitungen, die von der Assessmentstufe bis ins Masterstudium reichen und auch sehr intensiv sind. Mit einigen pflege ich den Kontakt auch über die Uni hinaus. Dass ich ehemalige HSGler traue oder ihre Kinder taufe, ist keine Seltenheit. Das finde ich dann doch immer sehr bemerkenswert.

Wie würdest du deine Arbeit mit den Studenten charakterisieren?

Ich bin nicht nur Animator, sondern eben auch Lebensbegleiter. Ich finde es wichtig, dass die Studierenden wissen, dass ein Pfarrer für sie da ist; von Beratungsangeboten – wenn jemand eine umfassende Beratung braucht, Kriseninterventionen, wenn es jemandem dreckig geht, bis zur dauerhaften Begleitung. Mein Vorteil ist die externe Sicht auf die Dinge. Viele kommen auch zum Beten, oder weil sie ein Segenswort brauchen.

Was ist der Unterschied zwischen deinen Beratungsgesprächen und den anderen Angeboten der Uni?

Die Beratungsangebote der Uni sind meist spezialisiert. Meine Beratung ist ganzheitlich und ohne Grenzen. Ich bin dabei vor allem völlig unabhängig. Ich arbeite zwar sehr eng mit der Uni zusammen, aber sie ist mir gegenüber nicht weisungsbefugt. Meistens höre ich aber auch einfach nur zu. Die Leute kommen zu mir, reden und fällen am Ende eine Entscheidung, die sie eigentlich schon gefällt hatten, bevor sie zu mir kamen.

Was sind typische Probleme der Studierenden?

Meistens hat es irgendetwas mit Druck zu tun, mit Erwartungshaltungen der Studierenden an sich selbst oder von ihren Eltern. Ich denke, das ist ein grundsätzliches Problem von Akademikern: Den verschiedenen Erwartungshaltungen gerecht zu werden oder sich eben auch völlig davon zu lösen. Oft macht auch die Konkurrenzsituation vielen zu schaffen.

Sind Tendenzen in letzter Zeit feststellbar? Durch Bologna beispielsweise?

Man merkt es schon: Studenten werden immer weniger Studenten. Sie werden immer fleissiger, pragmatischer, zielgerichteter. Die allseits mangelnde Zeit spielt eine grosse Rolle dabei. Alles ist von aussen strukturiert und vorgegeben. Das geht so weit, dass Leute zu mir kommen und beraten werden müssen, weil sie nicht wissen, wie sie mit dem einmonatigen «Loch» zwischen Studienabschluss und Berufseinstieg umgehen sollen. Andererseits sind die Studenten immer noch Studenten geblieben. Sie sind weiterhin unpünktlich und volatil (lacht).

Möchtest du den Studierenden noch etwas auf den Weg geben?
Ich wünsche ihnen, dass sie es schaffen, auf die Kräfte zu vertrauen, die ihnen gegeben sind. Insbesondere auch mit Blick auf die nächste Prüfungsphase. Wenn das alleine gelingt, ist schon viel erreicht.
Alter: 39
Studium: Theologie in Zürich, Lausanne und Yale
An der HSG seit: 2004
Lieblingslektüre: NZZ, Krimis von Wolf Haas und die Bibel
Lieblingsfilme: Eyes Wide Shut und The Hangover
Lieblingsort in SG: Tierpark Peter & Paul
Lieblingslokal: Restaurant Engel und die IP Bar

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