Hoch hinaus – mit dir selbst als Chef

prisma stellt euch zwei HSGler vor, die es als Unternehmer hoch hinaus geschafft haben – zwei Abenteurer, die beide seit einer Weile gut von ihren Unternehmen leben können.

Mal kurz zur Prüfung fliegen

HochHinaus_online_bilder-1Schon als kleiner Junge hatte Johann Huber ein Geschick fürs Geschäft: Im Kindergarten fiel er dadurch auf, dass er versuchte, sein Pausenbrot zu verkaufen. Aus dem geschäftigen Jungen ist unterdessen ein HSGler geworden, und ein Unternehmer dazu. Trotzdem ist Johann, CEO und Gründer von Soma Analytics, der Meinung, dass es den geborenen Unternehmer nicht gibt. «Ein paar Charakterzüge helfen schon, zum Beispiel Risikobereitschaft. Viele unterschätzen aber, was in ihnen steckt. Das Wichtigste ist wohl, dass man einfach mal anfängt.» Dass er selbst nichts anbrennen lässt, hat Johann bewiesen. In der Mitte seines Masterstudiums in Business Innovation bekamen sein Team und er an einem Donnerstag ein Angebot von einem Investor. Die Bedingungen: 50’000 Pfund, ein Büro in London und bis Sonntag mussten sie sich entscheiden. Nach anfänglichen Nächten auf Couches oder im Büro hat sich Johann unterdessen in London etabliert und beschäftigt zehn Mitarbeiter. Um das Studium trotzdem zu beenden, hat er damals nach seinem Umzug an den Wochenenden gelernt und ist für die Prüfungen jeweils kurz zurückgeflogen.

Und wie sehr profitiert Johann als Unternehmer von seinem universitären Fachwissen? «Die Daumenregel, dass man rund 20 Prozent des Gelernten braucht, kommt etwa hin. Das Problem ist nur, dass man im Vornherein nicht weiss, welche 20 Prozent es sein werden.» Ganz zentral sei aber auch das Netzwerk. Von der Uni nehme man zwei Sachen mit: das Wissen und die Kontakte. Je weiter man sich vom Abschluss entferne, desto mehr rückten die Kontakte in den Vordergrund.

Lerche oder Eule? Frag dein Smartphone

Johanns Produkt ist eines, das wir alle sicherlich gerne auf dem Handy hätten. Seine App ermittelt subtil durch Interaktionsparameter, wie hoch das Stresslevel des Nutzers ist. Die App misst beispielsweise die Emotionen in der Stimme bei einem Anruf, ohne dabei den gesprochenen Inhalt aufzuzeichnen. Auch die Schlafqualität kann gemessen werden oder wie oft man den Bildschirm an- und abstellt. Durch das generierte Wissen gibt die App Tipps, wie man den Stresspegel verringern kann. Durch die Schlafmessung findet man zum Beispiel heraus, ob man eine Lerche oder eine Eule ist, oder anders gesagt, wann man sich am besten erholt.

Für alle, die jetzt gleich das Handy zücken: Leider ist die App nicht für Private verfügbar, sondern nur für Firmen, die sie ihren Mitarbeitern als freiwillige Option zur Verfügung stellen. So können sie besser verstehen, wie die «Komponente Mensch» in der Organisation funktioniert.

Ziel für Soma Analytics ist es, dass irgendwann jeder, der arbeitet, auf die App zurückgreifen kann. Persönliche Ziele lässt Johann offen. Vielleicht wird er irgendwann nochmals gründen. «Die Idee, dass ein paar elektrische Impulse in deinem Kopf zu einem Produkt werden, das realen Wert schafft, für den die Leute bezahlen wollen – dieser Reiz ist ungebrochen!»

Grosser Service für die Kleinen

Processed with VSCOcam with c2 presetZu Beginn ihres Bachelorstudiums wollte Laura Behrens Wu eigentlich noch Strategieberaterin werden, wie viele ihrer Kommilitonen. Es ist aber alles ein bisschen anders gekommen. Im Verlauf des Studiums hat Laura begonnen, für Start-ups kleine Jobs zu erledigen, am Anfang deshalb, weil Freunde mit an Bord waren, später einfach aus Spass. Kurz nach Beginn des CEMS-Masters ging sie nach San Francisco für ein Praktikum – und wollte dann gar nicht mehr aus der Stadt weg. Dabei gab es eine kleine Schwierigkeit: «Um in San Francisco zu bleiben, brauchte ich Geld.»

Ihre Idee war, Produkte aus Europa per Internet in den USA zu vertreiben. Bald realisierte Laura, dass die Versandkosten so hoch waren, dass es den Kunden zu teuer wurde. Sie fragte sich, ob kleine Händler mit ähnlichen Problemen kämpfen. So war es dann auch: «Wegen des riesigen Volumens kann Amazon so verhandeln, dass es 95 Prozent Rabatt bekommt, den Rest zieht es von der Marge ab. Bei kleinen Händlern, die keine Milliardenvolumen verschicken, geht das natürlich nicht.» Hier kommt Lauras Unternehmen Shippo auf den Plan.

Shippo verhandelt Preise für das aggregierte Volumen vieler kleiner Händler, sodass diese auch von den Skalenvorteilen profitieren können. Shippo ist aber auch ein Technologieunternehmen: Den Händlern wird eine Plattform geboten, auf der sie von den Verhandlungen nichts mitbekommen und ihren Versand einfach und günstig regeln können. Nebst viel Pragmatismus steckt in der Idee auch Idealismus: «Für unser zwanzigköpfiges Team ist es ein integraler Teil, dass wir kleinen Händlern helfen können und so ihnen und ihren Kunden einen Mehrwert bieten.»

Etwas Glück, 200 E-Mails und viel Spass

Auch Laura ist der Meinung, dass Risikobereitschaft zum Unternehmertum dazugehört. Wichtig sei auch ein starker, unbeirrter Wille. «Nach 200 unbeantworteten E-Mails an Investoren hatte sich endlich jemand gemeldet. Da war Glück dabei: Wir haben von einem Investoren gehört, der jeden Tag einen Scheck schreibt. Da dachten wir, an einem Tag könnte dieser Scheck für uns sein. So war es dann.»

Glück hatte Laura auch mit ihrem Mitgründer, der einen technischen Hintergrund hat. Wenn einem als HSGler dieser Hintergrund fehle, könne es schwierig werden. Laura ist überzeugt: «Man kann nicht ein Unternehmen führen, ohne wirklich zu verstehen, wie das Produkt dahinter funktioniert.» Nebst der Beharrlichkeit und dem Glück ist beim Unternehmersein auch der Spass zentral: «Wenn man Dinge macht, die einem Spass machen, und man dann Erfolg dabei hat, will man gar nicht mehr aufhören.»

Nachgefragt

Die Uni hat sich auf die Fahne geschrieben, Unternehmertum an der HSG zu fördern. Wir haben Diego Probst, Leiter von Startup@HSG, des Centers für Entrepreneurship, gefragt: Auf welche Hilfe dürfen Gründer zählen?

Herr Probst, Sie haben schon hunderte Start-ups erlebt. Was macht gute Gründer aus?

Nebst fachlicher Kompetenz und viel Leidenschaft ist es wichtig, offen für Inputs zu sein – am besten von Personen, die bereits Erfahrung in der betreffenden Branche haben.

Was ist wichtiger, die Idee oder die Umsetzung?

Da gehen die Meinungen auseinander. Schauen Sie zum Beispiel mal Dacuda an, da haben manche Experten am Anfang gesagt, das werde nichts. Wenn man selbst wirklich begeistert ist von einer Idee und daran glaubt, sollte man einfach auf Herz und Bauch hören und es versuchen.

Was bieten Sie Gründern?

Zu uns kann jeder mit einer Idee kommen, egal wie entwickelt diese schon ist. Wir geben Tipps zur Umsetzung, bieten Unterstützung beim Businessplan, simulieren Investorenpitches, aktivieren unser Netzwerk. Zudem verleihen wir jedes Jahr den Preis für den HSG Gründer des Jahres, der mit 10’000 Franken dotiert ist (Anm. d. Red.: Johann hat diesen Preis 2013 gewonnen, Laura 2015). Ebenso zeichnen wir jedes Semester vier Entrepreneurial Talents aus, welche jeweils 4’000 Franken erhalten. Auch können wir Büroräume zu speziellen Konditionen am Campus vergeben. Kurzum, bei uns gibt es einen grossen Blumenstrauss an Möglichkeiten.

Zum Thema Quote: Wie sieht’s aus mit Frauen und Unternehmertum?

Das Verhältnis von Mann zu Frau bei den Unternehmern ist 80 zu 20, höchstens. Auch bei unseren Coachings sind Frauen rar.


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