Gefangen in einem Korridor der Universität St. Gallen. Alleine, in einem begrenzten Raum – so fangen normalerweise nur Horrostreifen an. Doch auch an unserer Uni scheint es zu spuken…
Am 09. März 2018, dem Tag vor dem zweiten Termin für die Finanzbuchhaltungsprüfung, gegen 22.00 Uhr postete ein Studierender der HSG ein Bild eines Korridors im Untergeschoss des Hauptgebäudes auf die Social-Media Plattform «Jodel» mit der Unterschrift «I’m trapped in de Uni in that corridor… help». Bald darauf folgten weitere Updates mit Bildern von verschlossenen Türen und zwar offenen, jedoch dunklen Räumen. Laut Aussagen des Verfassers befand er sich im Hauptgebäude und ging ins Untergeschoss. Plötzlich wurde ihm klar, dass die Tür, durch welche er gekommen war, unterdessen abgeschlossen war und er keinen Weg mehr in die Freiheit hatte. Im Nu hatte eine unsichtbare Hand das Wertvollste des Menschen genommen – der Studierende wusste nicht mehr weiter und wandte sich an die Community der anonymen Plattform. Andere Jodel-Nutzer rieten ihm, den Hausdienst oder die Polizei anzurufen, allenfalls durch ein Fenster im Erdgeschoss nach draussen zu klettern. Der «OJ» (Original Jodler) fand allerdings einen Sicherungskasten mit einem Alarmknopf. Auch diesen Fund teilte er nun mit seinen neuen unbekannten Mitfiebernden – die meisten rieten ihm jedoch vom Drücken ab, da jenes rechtliche Folgen oder Geldstrafen nach sich ziehen könnte.
Noch fünf Prozent Handyakku
Die ganze Geschichte wurde nur noch spannender, als der Gefangene vom Rosenberg meinte, er hätte nur noch fünf Prozent Handyakku übrig. Spätestens hier merkte man, dass die Antwortenden samt Herz und Blut mit diesem armen Burschen mitfieberten. Mehrere Leute boten es an, zur Universität zu fahren oder die Polizei zu rufen, um diesen aus seiner Misere herauszuholen. «OJ» machte daraufhin mit einem anderen Jodler ab, dass wenn er sich bis in einer Stunde nicht gemeldet habe, «Jodler Nr. 5» die Polizei rufen würde.
Es folgte eine knappe Stunde der Ungewissheit und des Wartens, in welcher verschiedene Lösungsansätze besprochen wurden. Unter anderem kam auch das St. Galler Management Modell zur Rede, dass zur Rettung des verlorenen Studenten beitragen solle.
Nach rund 40 Minuten meldete sich der Häftling wieder, er habe durch die Hilfe eines Jodlers, der die 24/7 Rufnummer des Hauswartes auf die Social-Media-Plattform gepostet hatte, den Hausdienst erreicht, welcher ihn dann auch befreien konnte.
Am Schluss dankte der Verfasser des Jodels allen Jodlern, die ihm in diesen «sehr schwierigen 40 Minuten seines Lebens» beiseite standen. Ebenfalls möchte er seiner Mutter und seiner Freundin danken, er liebe sie alle.