Wir schreiben das Jahr 2019. Es ist Mittwoch, der 24. April: Während die Studierenden in den diversen Etablissements der Stadt in einen Rausch verfallen, werden an der Universität Meilensteine in der Geschichte der HSG gelegt.
Es geht um Nationalstolz, Integrität und Würde. Nach einer beinahe 24-stündigen, emotionalen Debatte (zwei Professoren sollen sich mit Stühlen beworfen haben, die Namen werden an dieser Stelle verschwiegen), sind die mächtigsten Persönlichkeiten der Universität zu einem Fazit gekommen: «Schwiizerdütsch wird als offizielle Sprache im Schriftverkehr, sowie in wissenschaftlichen Kurz-Arbeiten und Dissertationen zwingend gefordert», sagte ein Funktionär der HSG in der Nacht vom Mittwoch aus.
Verwirrung im Alltag
Aus der Opposition meldete sich hierzu ein Dozent aus Deutschland: «Ich habe leider nur die Hälfte der Debatte verstanden, denke aber, dass das Resultat sehr gut für uns ist.» Sollen fehlgeleitete Aussagen wie diese in Zukunft über das Tagesgespräch an der Uni entscheiden?
Die Antwort darauf liefert uns der Verfechter der neuen Initiative: «Machen Sie sich keine Sorgen, manche Akzente lassen wir nicht zu. Das, was die da im Wallis sprechen, verstehe ich selbst nicht.» Ob das nun von Integrität zeugt, sei dahingestellt. Die Änderungen werden ab dem 31. Mai in Kraft treten.
Rücksicht auf ausländische Studierende
Auch wenn die Umstellung des Uni-Betriebes auf Schweizerdeutsch beschlossene Sache ist, sei man sich bewusst, dass es einige Zeit brauchen wird, bis das Sprachniveau der ausländischen Studierenden dem der Einheimischen gleicht. Um diesen Prozess zu beschleunigen, sind im zukünftigen Lehrplan, ähnlich den bekannten Übungsgruppen, Kurse zum Erlernen der Schweizer Sprache vorgesehen. Orientiert am Vorbild der Buchhaltungsprüfung, wird ab dem Herbstsemester 2019 eine zwingende Prüfung in Schweizerdeutsch eingeführt. Drei Versuche haben die Studierenden des Assessmentjahres, um ihre Sprachkenntnisse unter Beweis zu stellen.
Wer sich bereits im Bachelor oder Master befindet, wird diese Prüfung ebenfalls absolvieren müssen, bevor das Studium fortgesetzt werden darf. Bei dreimaligem Nichtbestehen droht jedoch keine sofortige Exmatrikulation. Nach Aussage der Universitätsleitung dürfe man als Bachelor- bzw. Masterstudierender zu einem halbjährigen Intensivsprachkurs antreten und im folgenden Semester die Sprachprüfung erneut bestreiten. Wer hier allerdings wieder versagt, habe keine Zukunft an dieser Universität. Wie einer der Befürworter der Initiative zum prisma sagte: «Irgendwo müsse die Integration ja beginnen. Wieder eine Thematik, bei der die HSG führend ist.»
Zwischen Schweizerdeutsch und Qualitätsunterricht
Die Meinungen zu dieser, von vielen als revolutionär angesehenen Initiative sind gespalten. Vor allem ausländische Dozierende sind besorgt, da das Niveau ihrer Veranstaltung auf Schweizerdeutsch nicht zu halten sei. Auch bei den ausländischen Studierenden werden Gegenstimmen laut.
So verzögert sich etwa der Abschluss für viele um fast ein Jahr. Wer kurz vor Abgabe der Bachelor-Arbeit stand, wird nun erst einmal ein Semester lang einen Sprachkurs absolvieren und dann auf ein Bestehen der Sprachprüfung hoffen. Auch ein Umschreiben der Bachelorarbeit in Schweizerdeutsch wird viel Zeit in Anspruch nehmen.
In welchem Umfang die Reform in Kraft treten wird, ist jedoch noch unklar. Derzeit wird noch hitzig darüber diskutiert, welche Dialekte unterrichtet und in Arbeiten akzeptiert werden. Eines ist jedoch klar: Bei den Skandalen denen die HSG derzeit ausgesetzt ist, befindet sich diese Reform in guter Gesellschaft.