Träume hat jeder Mensch. Sie sind notwendig, können aber zur Gefahr werden, wenn sie die Sinne vernebeln. Vermittelt die HSG die nötigen Werte, um aus Träumen Klarheit zu schaffen? Oder fördert sie den Tiefschlaf?
Auch in diesem September geht für mehr als tausend Assessment-Studenten ein Traum in Erfüllung. Voller Begeisterung begeben sie sich in die Welt der Wissenschaftler, Forscher und Management-Koryphäen. Doch bereits im Laufe der ersten Wochen fängt die Fassade an zu blättern und die HSG nimmt ihren Nachwuchs hart ran. Ein Termin jagt den nächsten, Bücher warten darauf gelesen zu werden und Übungen müssen mehrmals die Woche gelöst werden. Für gewissenhafte Studenten wäre der Tag somit schon gut ausgefüllt, aber auch zu später Stunde wollen Kontakte geknüpft und gefestigt werden. Kein Wunder also, dass die VIP-Bereiche an den fantastischen Studentenpartys immer gerne gebucht werden; man lässt sich ja nicht lumpen. Wohl dem, der glaubt, diese Fülle an Terminen, Pflichten und Informationen nur mit zahlreichen kostspieligen Gadgets wie Luxus-Smartphone oder iPad unter einen Hut bringen zu können. Aber: Ist dieser Lebensstil wirklich der Inbegriff des Erfolgs oder ist es nur ein Traum, den viele für erstrebenswert halten und den sie aktuell unter dem Schutzschild «StudentIn» auskosten wollen?
Einige Neulinge sind sich gewiss noch nicht ganz im Klaren darüber, was sie als zukünftigen Manager erwartet. Das ist natürlich kein Problem, denn die Assessis werden bestimmt auch dieses Jahr wieder daran erinnert, dass jeder Absolvent später absoluter Topmanager werden muss, und natürlich wird jeder von ihnen seinen eigenen Porsche fah-ren. Es entsteht fast der Eindruck, dass Menschen ohne ausserordentliche Führungspositionen nicht der Rede wert sind. Was wäre ein Manager ohne seine Sekretärin und seine Mitarbeiter? Wer sagt uns, dass einige Dozenten nicht doch in einer Traumwelt hoch oben im Elfenbeinturm leben und den harten Alltag eines Managers schon lange nicht mehr kennen?
Da überrascht es nicht, dass einige Kommilitonen lieber selber in der Vorlesung träumen; schliesslich sollte man sich immer sein eigenes Bild machen. Der Aufenthalt in der Traumwelt bringt für einige vielleicht die Erkenntnis, dass die Vorlesungen an der Uni nie der Weisheit letzter Schluss sind. Nicolas Hayek zum Beispiel war mit Leib und Seele Entrepreneur. Er hat sein Geschäft gelebt und kam nie in den Genuss einer klassischen BWL-Ausbildung. Im Alltag begegnet man nun einmal Situationen, für die es keine vorgefertigten Modelle gibt. Somit bleibt beim Ertönen des stündlichen HSG-Gongs die Frage: Was will ich persönlich erreichen und welches Wissen kann ich dafür abrufen?
Die HSG bietet sehr viele Möglichkeiten, sich weiterzubilden und sich Wissen anzueignen. Problematisch wird es, wenn man sein Gehirn nicht einschaltet und nur versucht, sich relativ unbeschadet durch den ECTS-Dschungel zu hangeln, ohne sich auf dem Weg zum Diplom mit der Vielfalt der Flora und Fauna auseinanderzusetzen.
Wesentlich ist, dass man nicht versuchen sollte, in das vorherrschende Klischee zu passen, sondern sein eigenes Ding durchzieht. Träume nicht, sondern handle — Erfolg ist, was du draus machst! Die HSG ist eine Kaderschmiede für die, die es wollen, für alle anderen eine Traumfabrik. Doch auch der schönste Traum hat irgendwann ein Ende.