Eifersüchtige Freundinnen, Klischees ausländischer Eltern und Banküberfälle – Bendrit Beni Bajra scheinen die Themen zur Unterhaltung seiner Fans nicht auszugehen. Mehr als 100’000 Personen haben ihn derzeit auf Facebook abonniert. Wie geht sowas und wer ist dieser Bendrit eigentlich?
Das Ganze entwickelte sich eigentlich sehr spontan. Es war an einem langweiligen Sonntagabend, als ich aus Lust und Laune ein Video auf Facebook geladen habe. Ich weiss nicht einmal mehr genau, worum es in dem Video ging – ich glaube, um irgendwelche Frauen, die im Glattzentrum shoppen gingen. Dieses erste Video hat sich über Nacht sehr stark verbreitet. Ich hätte niemals gedacht, dass es einen solchen Anklang finden würde. Daraufhin schrieben mich immer wieder Personen auf Facebook an und meinten, ich solle dies regelmässig tun. So kam ich auf die Idee, einen Facebook-Kanal zu führen und die Leute mit meinen Videos zu unterhalten.
Es gibt Tage, an denen setze ich mich bewusst hin und beginne zu brainstormen. Meist entwickeln sich die Ideen aber sehr spontan, zum Beispiel während der Arbeit oder wenn ich mit meinen Freunden unterwegs bin. Es gibt Phasen, in denen es bis zu einer Woche dauern kann, bis ich etwas Passendes finde. Dann gibt es aber auch Situationen, in denen ich jeden Tag etwas poste, weil ich gerade besonders kreativ bin.
Manchmal rückst du ausländische Eltern in deinen Videos ins schlechte Licht: der kosovarische Vater, der seinen Sohn schlägt, weil er dessen Zigaretten gefunden hat. Hat sich deswegen schon jemand bei dir beschwert?Es gibt immer wieder Leute, die sich über meine Videos beschweren. Man kann es schliesslich nie allen recht machen. Es kommt beispielsweise vor, dass mich Erwachsene heftig beschimpfen. Gerade vor ein paar Tagen hat sich eine kosovarische Mutter bei mir beschwert. Die meisten Leute verstehen aber Spass, denn es sind ja nur Klischees, die ich aufgreife.
Es ist nun mal ein Klischee, dass ausländische Eltern eher zu Gewalt neigen als Schweizer Eltern. Ich habe nie behauptet, dass es auch wirklich so ist. Als hätten mich meine Eltern jemals geschlagen, weil ich schlechte Noten nach Hause gebraucht habe. Von solchen Vorwürfen lasse ich mich aber nicht runterkriegen.
Du wohnst in Schwamendingen. Wirst du im Alltag auch von Fans angesprochen und wie gehst du damit um?Ganz am Anfang war es vielleicht gerade mal eine Person pro Tag, die mich erkannte. Mittlerweile gehört es zu meinem Alltag. Auf dem Weg zur Arbeit, beim Einkaufen. Es gibt fast keinen Ort, an dem ich nicht angesprochen werde. Es stört mich nicht wirklich. Ich geniesse es eher, ausser natürlich wenn mal etwas Peinliches passiert, wie wenn wenn ich beispielsweise auf die «Fresse» fliege. Dann lachen alle. Wenn du mit der Familie unterwegs bist, kann das auch ziemlich stören, aber die meisten Leute sehen dann, dass du nicht gestört werden möchtest, und lassen dich in Ruhe.
Meine Familie kommt gut damit klar. Sie verstehen meinen Humor zwar nicht immer, aber naja. Vor Kurzem habe ich sogar meinen Vater dabei erwischt, wie er sich heimlich meine Videos angeschaut hat. Ich denke, meine Eltern sind schon stolz auf mich. Meine Jungs, wie auch meine Familie, stehen völlig hinter mir und unterstützen mich sehr.
Ja klar, ich war mir auch von Anfang an bewusst, dass es besser laufen würde. Ich weiss jedoch nie, was sie bezwecken wollen, wenn sie mir schreiben. Früher erhielt ich fast nie Nachrichten von Frauen, und jetzt schreiben sie mir ununterbrochen. Ich lasse mich aber nicht darauf ein, da ich seit drei Jahren eine Freundin habe. Sie hat mein Facebook-Passwort und «rechnet» mit den Frauen ab, die mir schreiben. Ich kann das aber verstehen. Hätte meine Freundin 100’000 Abonnenten auf Facebook, wäre ich auch froh, wenn ich in ihr Profil reinschauen könnte.
Verdienst du eigentlich auch Geld mit deinen Videos?Ich verdiene bereits Geld mit den Videos. Eine Firma hat die Rechte über meine Videos gekauft und lädt diese auf verschiedene Homepages. Für diese Urheberrechte bezahlen sie einen monatlichen Betrag.
Worauf dürfen wir uns als Nächstes von dir freuen?Ich werde bald durch einen bekannten Sponsor unterstützt. Zudem bin ich noch in einer Ausbildung als kaufmännischer Angestellter, die ich voraussichtlich nächsten Sommer abschliessen werde. Mir war von Anfang an klar, dass ich meine Ausbildung beenden möchte, egal wie viel Geld ich mit meinen Videos verdiene. Ich meine, ich könnte von heute auf morgen weg vom Fenster sein. Ein falscher Beitrag könnte alles, was ich erreicht habe, zunichte machen. Deswegen ist es wichtig, einen Plan B zu haben.
Foto: Luana Rossi